Der gravierendste Unterschied zwischen Deutschland und Japan besteht derzeit in der Zufriedenheit mit dem Status Quo. Denn auch in Japan sind die Bedingungen an den Hochschulen längst nicht perfekt. Trotzdem sind groß angelegte Studierendenstreiks wie bei uns in den letzten Monaten dort undenkbar, berichten die beiden japanischen Professoren Makoto Arai und Masahisa Deguchi.
"Früher schon, aber Japaner sind inzwischen sehr unpolitisiert, sehr sehr - leider.
In Japan spielt jetzt die Evaluation von den Studenten eine wichtige Rolle. Jeder Unterricht muss von den Studenten evaluiert werden. So die Professoren denken immer: wie Professor am besten unterrichten kann!?!"
Kleinere Studierendenproteste habe es aber sehr wohl gegeben, ergänzt Marijke , Wahlers, Abteilungsleiterin und Japanexpertin bei der deutschen Hochschulrektorenkonferenz. Aber die hätten ganz andere Gründe gehabt als bei uns:
" Was ich gelesen habe, dass es einen Streik gab an der Waseda-Universität, also einer der sehr großen privaten Universitäten, wo es eben um die Jobsuche ging: Dass die Studierenden sich beschwert haben, gesagt haben 'Wir haben überhaupt keine Zeit, uns auf das Studium zu konzentrieren, weil wir so früh im Studium uns mit der Jobsuche beschäftigen müssen. Und das passt uns nicht mehr, wir haben da keine Lust mehr drauf'."
Die hiesige Praxis, dass Hochschulabsolventen erst noch etliche Praktika machen müssen, bevor sie einen Arbeitsplatz bekommen, gibt es in Japan nicht. Im Gegenteil: Für japanische Hochschulen gibt es eigentlich eine Verpflichtung, ihren Absolventen Arbeitsplätze zu vermitteln. Da sich die Arbeitsmarktlager dort aber immer mehr verschlechtert hat, ist das schwierig geworden.
Wir sehen Studierende als Kunden, beschreibt Professor Masahisa Deguchi die grundsätzliche Einstellung an seiner Hochschule. Das dürfte nicht zuletzt daran liegen, dass die Studierenden der Universität auch viel Geld zahlen müssen. Denn in Japan sind hohe Studiengebühren üblich. Größenordnung: 7000 Euro im Jahr beispielsweise an Deguchis privater Ritsumeikan Universität in Kyoto. Doch auch an den öffentlichen Hochschulen beträgt die Studiengebühr circa 5000 Euro. Das sei aber nicht so schlimm wie es sich anhört, sagt Wolfgang Brenn vom Japanisch-Deutschen Zentrum Berlin
"Es gibt eben unterschiedliche Finanzierungsmodelle. Hier sind die Steuern höher. Nehmen Sie nur die Mehrwertsteuer: Hier sind es 19 Prozent, in Japan sind es fünf Prozent. Dafür sind die Studiengebühren hier entweder nicht vorhanden in einigen Ländern oder niedrig. In Japan sind die Steuern viel niedriger, dafür muss dann mehr im individuellen Fall dazugeschossen und finanziert werden."
Ein anderer wichtiger Unterschied zu unseren Verhältnissen betrifft den akademischen Mittelbau. Denn den gibt es in Japan kaum. Das hat zur Folge, dass die Professoren sehr viel mehr selbst machen müssen als bei uns. So erzählt Professor Masahisa Deguchi , der an der Ritsumeikan Universität Jura unterrichtet:
"In Deutschland hat ein Professor eine Sekretärin oder Mitarbeiterin. Das haben wir nicht. Ich muss selber fotokopieren, selber Briefe schreiben, selber sogar Reisebüro gehen und Flugkarte selber bestellen."
Kaum besser geht es Professor Makoto Arai. Der Jurist an der staatlichen Tsukuba-Universität in Tokyo hätte gerne mehr Zeit für Forschung und Lehre und sieht im deutschen Lehrstuhl-Modell ein Vorbild:
"Ein Professor hat keine Sekretärin und keine Mitarbeiter. Ein japanischer Professor muss alles machen. Das ist kein Lehrstuhl. Der japanische Professor muss arbeiten ganz alleine. Das deutsche Lehrstuhlsystem ist ideal für uns. Davon muss Japan lernen."
Ein anderes Problem haben Deutschland und Japan gleichermaßen: die demografische Entwicklung. In Japan fehlen dadurch heute schon ausreichend studierwillige Schulabgänger aus dem eigenen Land. Eine Entwicklung, mit der mittelfristig auch die deutschen Hochschulen konfrontiert sind. Eine Lösung für das Problem lautet in beiden Ländern: mehr ausländische Studierende anlocken. Deshalb wollen japanische Hochschulen in Zukunft mehr englischsprachige Studienangebote machen.
"Früher schon, aber Japaner sind inzwischen sehr unpolitisiert, sehr sehr - leider.
In Japan spielt jetzt die Evaluation von den Studenten eine wichtige Rolle. Jeder Unterricht muss von den Studenten evaluiert werden. So die Professoren denken immer: wie Professor am besten unterrichten kann!?!"
Kleinere Studierendenproteste habe es aber sehr wohl gegeben, ergänzt Marijke , Wahlers, Abteilungsleiterin und Japanexpertin bei der deutschen Hochschulrektorenkonferenz. Aber die hätten ganz andere Gründe gehabt als bei uns:
" Was ich gelesen habe, dass es einen Streik gab an der Waseda-Universität, also einer der sehr großen privaten Universitäten, wo es eben um die Jobsuche ging: Dass die Studierenden sich beschwert haben, gesagt haben 'Wir haben überhaupt keine Zeit, uns auf das Studium zu konzentrieren, weil wir so früh im Studium uns mit der Jobsuche beschäftigen müssen. Und das passt uns nicht mehr, wir haben da keine Lust mehr drauf'."
Die hiesige Praxis, dass Hochschulabsolventen erst noch etliche Praktika machen müssen, bevor sie einen Arbeitsplatz bekommen, gibt es in Japan nicht. Im Gegenteil: Für japanische Hochschulen gibt es eigentlich eine Verpflichtung, ihren Absolventen Arbeitsplätze zu vermitteln. Da sich die Arbeitsmarktlager dort aber immer mehr verschlechtert hat, ist das schwierig geworden.
Wir sehen Studierende als Kunden, beschreibt Professor Masahisa Deguchi die grundsätzliche Einstellung an seiner Hochschule. Das dürfte nicht zuletzt daran liegen, dass die Studierenden der Universität auch viel Geld zahlen müssen. Denn in Japan sind hohe Studiengebühren üblich. Größenordnung: 7000 Euro im Jahr beispielsweise an Deguchis privater Ritsumeikan Universität in Kyoto. Doch auch an den öffentlichen Hochschulen beträgt die Studiengebühr circa 5000 Euro. Das sei aber nicht so schlimm wie es sich anhört, sagt Wolfgang Brenn vom Japanisch-Deutschen Zentrum Berlin
"Es gibt eben unterschiedliche Finanzierungsmodelle. Hier sind die Steuern höher. Nehmen Sie nur die Mehrwertsteuer: Hier sind es 19 Prozent, in Japan sind es fünf Prozent. Dafür sind die Studiengebühren hier entweder nicht vorhanden in einigen Ländern oder niedrig. In Japan sind die Steuern viel niedriger, dafür muss dann mehr im individuellen Fall dazugeschossen und finanziert werden."
Ein anderer wichtiger Unterschied zu unseren Verhältnissen betrifft den akademischen Mittelbau. Denn den gibt es in Japan kaum. Das hat zur Folge, dass die Professoren sehr viel mehr selbst machen müssen als bei uns. So erzählt Professor Masahisa Deguchi , der an der Ritsumeikan Universität Jura unterrichtet:
"In Deutschland hat ein Professor eine Sekretärin oder Mitarbeiterin. Das haben wir nicht. Ich muss selber fotokopieren, selber Briefe schreiben, selber sogar Reisebüro gehen und Flugkarte selber bestellen."
Kaum besser geht es Professor Makoto Arai. Der Jurist an der staatlichen Tsukuba-Universität in Tokyo hätte gerne mehr Zeit für Forschung und Lehre und sieht im deutschen Lehrstuhl-Modell ein Vorbild:
"Ein Professor hat keine Sekretärin und keine Mitarbeiter. Ein japanischer Professor muss alles machen. Das ist kein Lehrstuhl. Der japanische Professor muss arbeiten ganz alleine. Das deutsche Lehrstuhlsystem ist ideal für uns. Davon muss Japan lernen."
Ein anderes Problem haben Deutschland und Japan gleichermaßen: die demografische Entwicklung. In Japan fehlen dadurch heute schon ausreichend studierwillige Schulabgänger aus dem eigenen Land. Eine Entwicklung, mit der mittelfristig auch die deutschen Hochschulen konfrontiert sind. Eine Lösung für das Problem lautet in beiden Ländern: mehr ausländische Studierende anlocken. Deshalb wollen japanische Hochschulen in Zukunft mehr englischsprachige Studienangebote machen.