"Die polnischen Medien stehen in einem unentwegten Nahkampf. Es ist ein sehr heftiger Kampf, und er findet auf zwei Ebenen statt. Man kämpft um Marktanteile, zugleich aber um Weltanschauungen. Beides gehört zusammen und darin liegt die Spezifik. "
Piotr Stasiński, stellvertretender Chefredakteur der großen liberalen Tageszeitung "Gazeta Wyborcza”, beschreibt die Besonderheit der polnische Medienlandschaft. In Polen, wo es zwei Jahrzehnte nach der Wende weiterhin an einer stabilen Parteienlandschaft mangelt und wo politische Gruppierungen wie Pilze aus dem Boden schießen oder wieder verschwinden, spielen Medien die Rolle von politischen Ersatzheimaten. Diejenigen, die dem nationalkonservativen und klerikalen Lager verbunden sind, betreiben mit Vorliebe Kampagnenjournalismus. Erleichtert wird ihnen das durch eine besonders journalistenfreundliche Mediengesetzgebung. Behauptet werden kann fast alles, Gegendarstellungen sind nur schwer durchzusetzen. Persönlichkeitsrechte fallen kaum ins Gewicht.
Ein Lieblingsthema dieses polnischen Kampagnenjournalismus sind seit einiger Zeit die deutsch-polnischen Beziehungen. Die antideutschen Anfeindungen begannen, als Erika Steinbach, Deutschlands oberste Berufsvertriebene, mit ihren Polemiken gegen Polen bekannt und berüchtigt wurde, während zeitgleich Gerhard Schröder mit seinem Freund Vladimir Putin die Ostsee-Gaspipeline plante, ohne Warschau zu konsultieren.
2003 setzte das rechtspopulistische Wochenmagazin "Wprost" zum Angriff an und führte Erika Steinbach als SS-Domina auf Gerhard Schröder reitend vor. "Deutschlands Trojanisches Pferd", so der Aufmacher damals. Seither sind derartige Deutschlandbilder in den nationalkonservativen Medien zum Massenartikel geworden. Ewa Wanat, Chefredakteurin des privaten Warschauer Inforadios Tok FM, erklärt das Phänomen so:
"Das sind die Wähler von "Prawo i Sprawiedliwość", also PiS, die Brüder Kaczyński. Und die haben immer noch die Vorurteile. Das sind ältere Leute, nicht gut ausgebildet, die leben in kleinen Städten usw. Und die haben immer noch das Gefühl, also die erinnern sich an Zweiten Weltkrieg. Die haben das nicht vergessen. Und es gibt die konservativen Zeitungen. Und die versuchen immer noch, das zu unterstreichen. Die Deutschen, das sind unsere ewigen Feinde, und wir müssen aufmerksam sein. Weil die nur warten, um Schlechtes zu tun."
Doch hinter den Vorurteilen, die polnische Medien über Deutschland verbreiten, steckt oft mehr als nur ein Körnchen Wahrheit. Immer wieder strapaziert man in der deutschen Öffentlichkeit in überaus beleidigender Weise das Klischee vom polnischen Dieb. Auch die Geschichte wird gelegentlich zu Lasten Polens verfälscht. Tatsächlich bezeichneten deutsche Medien, darunter der Spiegel, Auschwitz als polnisches Konzentrationslager. In Polen hagelte es Proteste. Man argwöhnte, Deutschland wolle seine NS-Vergangenheit entsorgen. Niemand wollte glauben, dass die Formulierung "polnisches Konzentrationslager" nur das Unwissen einiger deutscher Journalisten dokumentierte. Das Polenbild in Deutschland ist von Vorurteilen und Wissenslücken geprägt, dieser Meinung ist auch Konrad Schuller, Warschauer Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
"Polen ist traditionell sehr stark unterrepräsentiert in unseren deutschen Medien. Ich glaub, wir haben in unserem deutschen Bewusstsein noch nicht richtig kapiert, dass Polen wieder existiert und dass Polen tatsächlich eine alte, traditionelle europäische Nation ist. Ich selbst habe, als ich 2004 in Polen als Korrespondent zu arbeiten begann, gemerkt, wie unglaublich viel ich nicht weiß über dieses Land. Wie viele Dinge mich überraschen. Wie wichtig zum Beispiel der polnische Beitrag im Zweiten Weltkrieg gewesen ist, dass der polnische Widerstand der stärkste Widerstand überhaupt im besetzten Europa gewesen ist, der Warschauer Aufstand etwas nie Dagewesenes. Das sind alles Dinge, die im deutschen Bewusstsein nicht da sind. Und wir haben da einen großen Nachholbedarf."
Zum Programm der Tagung, die gestern zu Ende ging, gehörte auch die feierliche Verleihung des mit 5000 Euro dotierten deutsch-polnischen Journalistenpreises am Donnerstagabend im Potsdamer Stadttheater. Die Preise gingen an Katarina Bader vom SWR in der Kategorie Hörfunk, an Renate Meinhof (Presse) für einen Beitrag in der "Süddeutschen Zeitung" sowie an Andrzej Klamt vom ZDF-Theaterkanal.
Piotr Stasiński, stellvertretender Chefredakteur der großen liberalen Tageszeitung "Gazeta Wyborcza”, beschreibt die Besonderheit der polnische Medienlandschaft. In Polen, wo es zwei Jahrzehnte nach der Wende weiterhin an einer stabilen Parteienlandschaft mangelt und wo politische Gruppierungen wie Pilze aus dem Boden schießen oder wieder verschwinden, spielen Medien die Rolle von politischen Ersatzheimaten. Diejenigen, die dem nationalkonservativen und klerikalen Lager verbunden sind, betreiben mit Vorliebe Kampagnenjournalismus. Erleichtert wird ihnen das durch eine besonders journalistenfreundliche Mediengesetzgebung. Behauptet werden kann fast alles, Gegendarstellungen sind nur schwer durchzusetzen. Persönlichkeitsrechte fallen kaum ins Gewicht.
Ein Lieblingsthema dieses polnischen Kampagnenjournalismus sind seit einiger Zeit die deutsch-polnischen Beziehungen. Die antideutschen Anfeindungen begannen, als Erika Steinbach, Deutschlands oberste Berufsvertriebene, mit ihren Polemiken gegen Polen bekannt und berüchtigt wurde, während zeitgleich Gerhard Schröder mit seinem Freund Vladimir Putin die Ostsee-Gaspipeline plante, ohne Warschau zu konsultieren.
2003 setzte das rechtspopulistische Wochenmagazin "Wprost" zum Angriff an und führte Erika Steinbach als SS-Domina auf Gerhard Schröder reitend vor. "Deutschlands Trojanisches Pferd", so der Aufmacher damals. Seither sind derartige Deutschlandbilder in den nationalkonservativen Medien zum Massenartikel geworden. Ewa Wanat, Chefredakteurin des privaten Warschauer Inforadios Tok FM, erklärt das Phänomen so:
"Das sind die Wähler von "Prawo i Sprawiedliwość", also PiS, die Brüder Kaczyński. Und die haben immer noch die Vorurteile. Das sind ältere Leute, nicht gut ausgebildet, die leben in kleinen Städten usw. Und die haben immer noch das Gefühl, also die erinnern sich an Zweiten Weltkrieg. Die haben das nicht vergessen. Und es gibt die konservativen Zeitungen. Und die versuchen immer noch, das zu unterstreichen. Die Deutschen, das sind unsere ewigen Feinde, und wir müssen aufmerksam sein. Weil die nur warten, um Schlechtes zu tun."
Doch hinter den Vorurteilen, die polnische Medien über Deutschland verbreiten, steckt oft mehr als nur ein Körnchen Wahrheit. Immer wieder strapaziert man in der deutschen Öffentlichkeit in überaus beleidigender Weise das Klischee vom polnischen Dieb. Auch die Geschichte wird gelegentlich zu Lasten Polens verfälscht. Tatsächlich bezeichneten deutsche Medien, darunter der Spiegel, Auschwitz als polnisches Konzentrationslager. In Polen hagelte es Proteste. Man argwöhnte, Deutschland wolle seine NS-Vergangenheit entsorgen. Niemand wollte glauben, dass die Formulierung "polnisches Konzentrationslager" nur das Unwissen einiger deutscher Journalisten dokumentierte. Das Polenbild in Deutschland ist von Vorurteilen und Wissenslücken geprägt, dieser Meinung ist auch Konrad Schuller, Warschauer Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
"Polen ist traditionell sehr stark unterrepräsentiert in unseren deutschen Medien. Ich glaub, wir haben in unserem deutschen Bewusstsein noch nicht richtig kapiert, dass Polen wieder existiert und dass Polen tatsächlich eine alte, traditionelle europäische Nation ist. Ich selbst habe, als ich 2004 in Polen als Korrespondent zu arbeiten begann, gemerkt, wie unglaublich viel ich nicht weiß über dieses Land. Wie viele Dinge mich überraschen. Wie wichtig zum Beispiel der polnische Beitrag im Zweiten Weltkrieg gewesen ist, dass der polnische Widerstand der stärkste Widerstand überhaupt im besetzten Europa gewesen ist, der Warschauer Aufstand etwas nie Dagewesenes. Das sind alles Dinge, die im deutschen Bewusstsein nicht da sind. Und wir haben da einen großen Nachholbedarf."
Zum Programm der Tagung, die gestern zu Ende ging, gehörte auch die feierliche Verleihung des mit 5000 Euro dotierten deutsch-polnischen Journalistenpreises am Donnerstagabend im Potsdamer Stadttheater. Die Preise gingen an Katarina Bader vom SWR in der Kategorie Hörfunk, an Renate Meinhof (Presse) für einen Beitrag in der "Süddeutschen Zeitung" sowie an Andrzej Klamt vom ZDF-Theaterkanal.