Sympathiepunkte werden in der Oper nicht immer nach Nettigkeit vergeben. Das Publikum findet durchaus nicht die freundlichen, harmlosen Menschen interessant, sondern eher die zwielichtigen, geheimnisvollen, gefahrvollen Charaktere. Die sind, was die Partien für Sänger angeht, oftmals für Baritone oder Bässe geschrieben.
Der Bassist Renè Pape hat seine Debut-CD den Göttern, Königen und Dämonen gewidmet. So heißt sie denn auch: Gods, Kings und Demons werden also die nächsten 20 Minuten bestimmen. Elgin Heuerding begrüßt Sie herzlich zu dieser Sendung.
Die Welt lässt sich so gerne von ihm täuschen, glaubt weder an Gott noch an den Teufel. Deshalb hat er gut Lachen und - leichte Beute. Der Bassist René Pape mit der Serenade des Mephistopheles "Vous qui faites l'endormie" aus dem vierten Akt von Charles Gounods Oper "Faust".
Die Geschichte von Mephistopheles und Faust ist neben Gounod auch von Arrigo Boito und Hector Berlioz vertont worden. Die unterschiedlichen Ausprägungen, die die Komponisten in Mephistopheles entdeckt haben - lächelnd, durchtrieben, ekstatisch - stellt Rene Pape gleich auf den ersten CD-Takes vor - und damit auch die Vielfalt seines Repertoires. Darum geht es dem Sänger, seinem Publikum bewusst zu machen, dass nicht nur die Tenöre - oder Soprane - die schönen Arien haben, sondern auch Bassisten.
Dementsprechend sind auf dieser CD Ausschnitte aus sehr unterschiedlichen Opern zu hören. Zum Großteil sind das Partien, die René Pape bereits auf der Bühne gesungen hat: König Philip in Giuseppe Verdis "Don Carlo" etwa. Verdi hat den tiefen Männerstimmen gerne die komplexen, tiefschichtigen Charaktere zugeschrieben.
Philipp II. ist für Bassisten eine Paraderolle. René Pape hat sie schon sehr früh, nämlich das erste Mal im Jahr 1992 gesungen. Seitdem begleitet ihn diese Rolle. Den langen Reifungsprozess kann man seiner Gestaltung hören. In Introduktion und Szene des König Philip aus dem vierten Akt begreift der König schockartig, dass ihn seine Gattin nie geliebt hat. Die ganze Nacht hat er damit zugebracht, sich das einzugestehen. Jetzt, am frühen Morgen, sitzt ihm die Erkenntnis in den Knochen und es ist erschreckend kalt. Doch der Herrscher der Spanier beschließt, "Ich werde erst in meinem Königsmantel schlafen am Ende meiner Tage". René Pape macht die krankende Einsamkeit dieses Königs spürbar.
Introduktion und Szene des König Philipp aus dem vierten Akt von Giuseppe Verdis "Don Carlo". Der Bassist René Pape wurde von der Staatskapelle Dresden unter Sebastian Weigle begleitet. Obwohl Pape uns hier einen einsamen, leidenden König vorstellt, tut er das nicht, indem er seine Stimme zu Extremen forcieren würde. Kein geschmettertes Donnern, kein abgrundtiefes Grummeln, kein exaltiertes Drama. Ganz im Gegenteil. René Pape bleibt immer gepflegt und stimmlich hoch kultiviert. Die Register sind ausgeglichen, die Farbgebung geschieht mit Finesse. Auffallend ist besonders die wohlige Wärme seines Basses. Legato ist ein Begriff, mit dem sich seine Stimmkultur gut beschreibt lässt. Legato zu Singen ist das Credo von René Pape. Allerdings ist streitbar, ob das immer so passt. Pape singt nämlich auch Wagner so - und der hört sich bei ihm dementsprechend anders an als sonst. Der Bassist schreibt dazu selber im Booklet:
"Die Leute denken immer, bei Wagner müsste man schreien - man singt keine Melodien, sondern reiht einfach einen Ton an den anderen, bis die Stimme nach ein paar Stunden versagt. Ich bin gegensätzlicher Meinung: Ich glaube, Wagner wollte, dass seine Musik legato, nach Art des Belcanto gesungen wird, mit einem klareren Orchesterklang, als man ihn heute gewohnt ist. Der Orchesterpart muss nicht zwangsläufig leiser sein, aber den Effekt einer großen Klangmauer vermeiden. Wagners Musik braucht einen schönen Klang mit vielen Farbnuancen. Ich singe Mozart gern mit der dramatischen Intensität von Wagner, und Wagner wie Mozart - keinen weichen, sondern einen intelligenten Wagner. Es ist dann Aufgabe der Dirigenten, das zu ermöglichen."
Hier sorgt dafür die Staatskapelle Dresden unter Sebastian Weigle. Ein Ausschnitt aus "Abendlich strahlt der Sonne Auge" aus dem Rheingold.
Richard Wagners Wotan gehört zu den Rollen, die der Bassist René Pape noch nicht auf der Bühne gesungen hat. Hier ist also die CD Vorbereitung für eine neue Partie. Als König Marke aus Wagners "Tristan und Isolde" hingegen war Pape auf der Bühne zu erleben, auch als Boris Godunow aus Mussorgskys gleichnamiger Oper. Für diesen Boris an der Berliner Staatsoper Unter den Linden ist er 2006 von deutschen Opernkritikern zum "Sänger des Jahres" gekürt worden. Im Dezember steht eine Neuproduktion in Dresden an, dann unter der musikalischen Leitung von Sebastian Weigle.
Seit 1988 kann man Pape auf deutschen Bühnen erleben. Da gab er sein Debüt an der Staatsoper Unter den Linden, noch heute ist der Mitglied des Ensembles. Bereits 1991 trat er bei den Salzburger Festspielen in Mozarts "Zauberflöte" auf, als bislang jüngster Sarastro, den es bis dato bei Festspielen gegeben hatte. 1995 folgte das Debüt an der Metropolitan Opera in New York. Die MET ist nach Berlin sein "zweites" Haus geworden.
Doch Opernhäuser bringen Repertoire wie "Der Dämon" von Anton Rubinstein oder "Rusalka" von Antonin Dvoraks recht selten. Auf der CD erschließt uns Pape diese düstren Geisterwesen. Vodnik ist der Wassermann, der seine Tochter Rusalka, die sich mit einem Menschen eingelassen hatte, wieder ins Wasser zurückholt.
Die Arie des Wassermanns aus Dvoraks Rusalka. Auch im Tschechischen ist René Pape äußerst textverständlich - noch ein Vorzug dieses sprachsicheren Bassisten. Er, der in der DDR aufwuchs und beim Dresdener Kreuzchor sang, an der Dresdener Hochschule studierte, schätzt offenbar die Bühnenerfahrung, den substanziellen Weg und hat deshalb erst jetzt die erste Solo-CD aufgenommen. Das ist klug und gleichzeitig schön für uns, dass die nun da ist, meint Elgin Heuerding, die sich damit verabschiedet!
CD "René Pape. Gods, Kings and Demons"
Interpreten: Renè Pape, Bass & Staatskapelle Dresden; Ltg. Sebastian Weigle
LC 00173 / Dt. Grammophon 447 6408
Der Bassist Renè Pape hat seine Debut-CD den Göttern, Königen und Dämonen gewidmet. So heißt sie denn auch: Gods, Kings und Demons werden also die nächsten 20 Minuten bestimmen. Elgin Heuerding begrüßt Sie herzlich zu dieser Sendung.
Die Welt lässt sich so gerne von ihm täuschen, glaubt weder an Gott noch an den Teufel. Deshalb hat er gut Lachen und - leichte Beute. Der Bassist René Pape mit der Serenade des Mephistopheles "Vous qui faites l'endormie" aus dem vierten Akt von Charles Gounods Oper "Faust".
Die Geschichte von Mephistopheles und Faust ist neben Gounod auch von Arrigo Boito und Hector Berlioz vertont worden. Die unterschiedlichen Ausprägungen, die die Komponisten in Mephistopheles entdeckt haben - lächelnd, durchtrieben, ekstatisch - stellt Rene Pape gleich auf den ersten CD-Takes vor - und damit auch die Vielfalt seines Repertoires. Darum geht es dem Sänger, seinem Publikum bewusst zu machen, dass nicht nur die Tenöre - oder Soprane - die schönen Arien haben, sondern auch Bassisten.
Dementsprechend sind auf dieser CD Ausschnitte aus sehr unterschiedlichen Opern zu hören. Zum Großteil sind das Partien, die René Pape bereits auf der Bühne gesungen hat: König Philip in Giuseppe Verdis "Don Carlo" etwa. Verdi hat den tiefen Männerstimmen gerne die komplexen, tiefschichtigen Charaktere zugeschrieben.
Philipp II. ist für Bassisten eine Paraderolle. René Pape hat sie schon sehr früh, nämlich das erste Mal im Jahr 1992 gesungen. Seitdem begleitet ihn diese Rolle. Den langen Reifungsprozess kann man seiner Gestaltung hören. In Introduktion und Szene des König Philip aus dem vierten Akt begreift der König schockartig, dass ihn seine Gattin nie geliebt hat. Die ganze Nacht hat er damit zugebracht, sich das einzugestehen. Jetzt, am frühen Morgen, sitzt ihm die Erkenntnis in den Knochen und es ist erschreckend kalt. Doch der Herrscher der Spanier beschließt, "Ich werde erst in meinem Königsmantel schlafen am Ende meiner Tage". René Pape macht die krankende Einsamkeit dieses Königs spürbar.
Introduktion und Szene des König Philipp aus dem vierten Akt von Giuseppe Verdis "Don Carlo". Der Bassist René Pape wurde von der Staatskapelle Dresden unter Sebastian Weigle begleitet. Obwohl Pape uns hier einen einsamen, leidenden König vorstellt, tut er das nicht, indem er seine Stimme zu Extremen forcieren würde. Kein geschmettertes Donnern, kein abgrundtiefes Grummeln, kein exaltiertes Drama. Ganz im Gegenteil. René Pape bleibt immer gepflegt und stimmlich hoch kultiviert. Die Register sind ausgeglichen, die Farbgebung geschieht mit Finesse. Auffallend ist besonders die wohlige Wärme seines Basses. Legato ist ein Begriff, mit dem sich seine Stimmkultur gut beschreibt lässt. Legato zu Singen ist das Credo von René Pape. Allerdings ist streitbar, ob das immer so passt. Pape singt nämlich auch Wagner so - und der hört sich bei ihm dementsprechend anders an als sonst. Der Bassist schreibt dazu selber im Booklet:
"Die Leute denken immer, bei Wagner müsste man schreien - man singt keine Melodien, sondern reiht einfach einen Ton an den anderen, bis die Stimme nach ein paar Stunden versagt. Ich bin gegensätzlicher Meinung: Ich glaube, Wagner wollte, dass seine Musik legato, nach Art des Belcanto gesungen wird, mit einem klareren Orchesterklang, als man ihn heute gewohnt ist. Der Orchesterpart muss nicht zwangsläufig leiser sein, aber den Effekt einer großen Klangmauer vermeiden. Wagners Musik braucht einen schönen Klang mit vielen Farbnuancen. Ich singe Mozart gern mit der dramatischen Intensität von Wagner, und Wagner wie Mozart - keinen weichen, sondern einen intelligenten Wagner. Es ist dann Aufgabe der Dirigenten, das zu ermöglichen."
Hier sorgt dafür die Staatskapelle Dresden unter Sebastian Weigle. Ein Ausschnitt aus "Abendlich strahlt der Sonne Auge" aus dem Rheingold.
Richard Wagners Wotan gehört zu den Rollen, die der Bassist René Pape noch nicht auf der Bühne gesungen hat. Hier ist also die CD Vorbereitung für eine neue Partie. Als König Marke aus Wagners "Tristan und Isolde" hingegen war Pape auf der Bühne zu erleben, auch als Boris Godunow aus Mussorgskys gleichnamiger Oper. Für diesen Boris an der Berliner Staatsoper Unter den Linden ist er 2006 von deutschen Opernkritikern zum "Sänger des Jahres" gekürt worden. Im Dezember steht eine Neuproduktion in Dresden an, dann unter der musikalischen Leitung von Sebastian Weigle.
Seit 1988 kann man Pape auf deutschen Bühnen erleben. Da gab er sein Debüt an der Staatsoper Unter den Linden, noch heute ist der Mitglied des Ensembles. Bereits 1991 trat er bei den Salzburger Festspielen in Mozarts "Zauberflöte" auf, als bislang jüngster Sarastro, den es bis dato bei Festspielen gegeben hatte. 1995 folgte das Debüt an der Metropolitan Opera in New York. Die MET ist nach Berlin sein "zweites" Haus geworden.
Doch Opernhäuser bringen Repertoire wie "Der Dämon" von Anton Rubinstein oder "Rusalka" von Antonin Dvoraks recht selten. Auf der CD erschließt uns Pape diese düstren Geisterwesen. Vodnik ist der Wassermann, der seine Tochter Rusalka, die sich mit einem Menschen eingelassen hatte, wieder ins Wasser zurückholt.
Die Arie des Wassermanns aus Dvoraks Rusalka. Auch im Tschechischen ist René Pape äußerst textverständlich - noch ein Vorzug dieses sprachsicheren Bassisten. Er, der in der DDR aufwuchs und beim Dresdener Kreuzchor sang, an der Dresdener Hochschule studierte, schätzt offenbar die Bühnenerfahrung, den substanziellen Weg und hat deshalb erst jetzt die erste Solo-CD aufgenommen. Das ist klug und gleichzeitig schön für uns, dass die nun da ist, meint Elgin Heuerding, die sich damit verabschiedet!
CD "René Pape. Gods, Kings and Demons"
Interpreten: Renè Pape, Bass & Staatskapelle Dresden; Ltg. Sebastian Weigle
LC 00173 / Dt. Grammophon 447 6408