Sucht man dabei ein Weihnachtsoratorium, so muss das nicht unbedingt immer von Bach sein. Auch der Franzose Camille Saint-Saens hat 1858 eins komponiert. Dieses französische Weihnachtsoratorium ist mit seinen zehn Nummern gerade einmal so lang wie eine der sechs Kantaten von Bachs Weihnachtsoratorium. Am Anfang folgt es der biblischen Weihnachtsgeschichte mit den Hirten auf dem Feld und dem Engel, der ihnen eine große Freude verkündet. Dazu tritt dann ein Engelchor und singt "Ehre sei Gott in der Höhe." Bei Saint-Saens klingt das so:
" 1. Camille Saint-Saëns
aus: Oratorio de Noel, op. 12: "Et subito" aus Nr. 2. Rezitativ und Chor
aus Track <2> von 2'59 bis Ende
Dauer: 1'45
Bachchor Mainz
L'Arpa festante München
Leitung: Ralf Otto
deutsche harmonia mundi (LC 00761 ) 88697366582 "
Und das war es dann bei diesem Weihnachtsoratorium auch schon mit der Erzählung des Weihnachtsgeschehens. Denn die dann folgenden 8 Teile basieren textlich auf den Prophezeiungen des Jesajas, den Klageliedern und vor allem auf Psalmen. So auch der gleich folgende Schlusschor "Tollite hostias - Bringet dem Herrn die Ehre seines Namens." Alle Texte sind auf Latein, aber wenn Sie genau zuhören, merken Sie, dass dieses Latein vom Bachchor Mainz auf französische Weise gesungen wird, so, wie es zur Entstehungszeit des Werkes in fast allen Pariser Gemeinden üblich war. Wundern Sie sich also nicht über eine wenig ausgeprägte Silbenbetonung, eine die einzelnen Wörter stark verbindende Aussprache oder auch über ein "Allelüjah" - für Ralf Otto, den künstlerischen Leiter der vorliegenden hervorragenden Aufnahme, gehört dies genauso zu einer möglichst genauen Rekonstruktion des originalen Klangbildes wie die Verwendung historischer Instrumente, die das Ensemble L'arpa festante bei den Streichern auch noch mit Darmsaiten bestückt hat.
" 2. Camille Saint-Saëns
aus: Oratorio de Noel, op. 12: 10. Chor "Tollite hostias"
Track <10>
Dauer: 2'05
Bachchor Mainz
L'Arpa festante München
Leitung: Ralf Otto
deutsche harmonia mundi (LC 00761 ) 88697366582 "
Wem dieses Weihnachtsoratorium zu romantisch und zu mächtig ist, der findet vielleicht Gefallen an einer außergewöhnlichen Klaviermusik-CD, die Marie-Luise Hinrichs jetzt herausgebracht hat. Wie man erfährt, hat diese Kölner Pianistin während einer tiefen Lebenskrise vor vier Jahren die Musik der Hildegard von Bingen entdeckt. Da diese Äbtissin, Mystikerin, Naturärztin und Komponistin bereits vor über 830 Jahren gestorben ist, konnte sie natürlich auch noch keine Klaviermusik komponieren. Deshalb wurde Marie-Luise Hinrichs hier auch als Arrangeurin tätig. Sie hat die einstimmigen geistlichen Melodien aber nicht in ein mehrstimmiges Korsett späterer abendländischer Stile gezwängt, sondern ihnen ein behutsam genähtes, äußerst schlichtes Kleid gegeben: Die Linien entfalten so ein starkes Eigenleben, dem die Pianistin in aller gebotenen Ruhe gleichsam nachhorcht. Durch gelegentlichen Pedaleinsatz oder das etwas längere Liegenlassen einzelner Töne und durch leisere Imitation bereits gehörter Passagen entsteht zudem ein irgendwo zwischen Hall und Echo angesiedelter Klang, der an Kirchenakustik denken lässt. Marie-Luise Hinrichs spricht von der heilenden Wirkung der Musik der Hildegard von Bingen. Sie sei "wie ein Echo des Kosmos', des Himmels und der Sterne hier auf unserer Erde". Diese Musik, finde ich, lebt jedoch eigentlich auch ganz erheblich von ihrer textlichen Komponente. Die hat Marie-Luise Hinrichs aber völlig ausgeblendet, nicht einmal im Beiheft sind die eigentlich zu den Melodien gehörenden Texte abgedruckt. So kann man allerdings vielleicht auch besser meditierend den eigenen Gedanken nachhängen - und wer will, findet sicher dazu auch noch den passenden Wohlfühlduft.
" 3. Hildegard von Bingen
O virga mediatrix
Track <11>
Dauer: 2'52
Marie-Luise Hinrichs, Klavier
Raumklang (LC 05068 ) RK 2902 "
Auch im Mittelalter hatte das Christenvolk durchaus schon seine Probleme mit der Amtskirche. So suchten jedenfalls viele Gläubige zum Beispiel in Norditalien ihr Heil außerhalb liturgisch gebundener Riten. Wie ihr Vorbild, der Heilige Franz von Assisi, lehnten sie die kirchliche Prunkentfaltung ab. Auf der Suche nach geistiger Erneuerung organisierten sie sich in Bruderschaften, zogen in Prozessionen durch die Straßen und sangen Lieder zu Ehren Gottes, der Jungfrau Maria und der Heiligen. Aus dieser einfachen, unabhängigen Volksfrömmigkeit entstand ein Liedschatz, der die Jahrhunderte alte Tradition der Musik der christlichen Kirche und die kraftvolle Poesie und das Temperament des Volkes zusammenbringt. Zum Glück gibt es in Bibliotheken von Cortona und Florenz noch komplett mit Text und Musik erhaltene Aufzeichnungen darüber, wie das geklungen hat. Und jetzt haben sich zwei Gruppen zusammengetan, um das Klangbild dieser volkssprachlichen geistlichen Musik der oberitalienischen Städte des 14. Jahrhunderts wiedererstehen zu lassen: das Vokalensemble Ars Choralis Coeln und die Gruppe Oni Wytars.
" 4. Canto novello
Ave Maria stella diana
aus Track <16> (Ausschnitt)
Dauer: 1'47
Ars choralis Köln / Oni Wytars
Raumklang (LC 05068 ) RK 2809 "
Ave Maria, du Morgenstern - ein Lied zur Verehrung der Gottesmutter aus dem mittelalterlichen Italien. Nun ein weiteres Beispiel dafür, wie die Völker des Mittelmeerraums ihrer Freude über die Geburt Christi Ausdruck geben - ganz anders jedenfalls als mit stiller Nacht oder leise rieselndem Schnee. Denn auch ein Lied wie das folgende "Riu Riu Chiu" ist ein temperamentvoller, tänzerischer Gesang, diesmal aus Spanien. Solche "Villancicos" haben sogar den Einzug in die Kirchen geschafft und wurden um 1500 am Hof von Fernando de Arragon in Valencia gesammelt, denn die Familie derer von Aragon verstand sich als direkte Nachkommen der Heiligen drei Könige. Entsprechende Bedeutung hatte für sie die Feier der Weihnacht. Wir hören dieses spanische Weihnachtslied gespielt vom Berliner Ensemble Saxofonquadrat.
" 5. Anonym / Spanien, 16. Jahrhundert
Riu Riu Chiu
Track <14>
Dauer: 1'59
Saxofonquadrat
Harp (LC 01703 ) HR 73107 "
Zum Schluss noch zu einer CD, die das Leipziger Vokalquintett Amarcord jetzt in limitierter, nur noch bis Ende Dezember erhältlicher Auflage herausgebracht hat. Sie enthält 5 Lieder, arrangiert in jener Art, wie sie das vergleichbare englische Ensemble, die King's Singers, unter der Überschrift "In close harmony" meist in der zweiten Hälfte seiner Konzerte zu Gehör bringt: charmant und witzig, locker und leicht, von Jazz und Popmusik inspiriert, dabei aber immer gesungen mit lupenreiner Intonation, unglaublicher Klangbalance und großer Stilsicherheit. Hier diese ehemaligen Mitglieder des Leipziger Thomanerchores mit einem Lied, das östlich der Elbe deutlich bekannter sein dürfte als im Westen der Republik: "So viel Heimlichkeit." Und über den großen Teich grüßt Louis Armstrong.
" 6. Lotte Schuffenhauer / Arr. Christoph J. Göbel
So viel Heimlichkeit
Track <5>
Dauer: 2'22
Vokalensemble Amarcord
Apollon classics (LC 10940 ) RK ap 10109 "
Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag und den letzten Geschenke-Suchern noch viel Erfolg bis zu den Feiertagen. Im Studio verabschiedet sich Ludwig Rink.
" 1. Camille Saint-Saëns
aus: Oratorio de Noel, op. 12: "Et subito" aus Nr. 2. Rezitativ und Chor
aus Track <2> von 2'59 bis Ende
Dauer: 1'45
Bachchor Mainz
L'Arpa festante München
Leitung: Ralf Otto
deutsche harmonia mundi (LC 00761 ) 88697366582 "
Und das war es dann bei diesem Weihnachtsoratorium auch schon mit der Erzählung des Weihnachtsgeschehens. Denn die dann folgenden 8 Teile basieren textlich auf den Prophezeiungen des Jesajas, den Klageliedern und vor allem auf Psalmen. So auch der gleich folgende Schlusschor "Tollite hostias - Bringet dem Herrn die Ehre seines Namens." Alle Texte sind auf Latein, aber wenn Sie genau zuhören, merken Sie, dass dieses Latein vom Bachchor Mainz auf französische Weise gesungen wird, so, wie es zur Entstehungszeit des Werkes in fast allen Pariser Gemeinden üblich war. Wundern Sie sich also nicht über eine wenig ausgeprägte Silbenbetonung, eine die einzelnen Wörter stark verbindende Aussprache oder auch über ein "Allelüjah" - für Ralf Otto, den künstlerischen Leiter der vorliegenden hervorragenden Aufnahme, gehört dies genauso zu einer möglichst genauen Rekonstruktion des originalen Klangbildes wie die Verwendung historischer Instrumente, die das Ensemble L'arpa festante bei den Streichern auch noch mit Darmsaiten bestückt hat.
" 2. Camille Saint-Saëns
aus: Oratorio de Noel, op. 12: 10. Chor "Tollite hostias"
Track <10>
Dauer: 2'05
Bachchor Mainz
L'Arpa festante München
Leitung: Ralf Otto
deutsche harmonia mundi (LC 00761 ) 88697366582 "
Wem dieses Weihnachtsoratorium zu romantisch und zu mächtig ist, der findet vielleicht Gefallen an einer außergewöhnlichen Klaviermusik-CD, die Marie-Luise Hinrichs jetzt herausgebracht hat. Wie man erfährt, hat diese Kölner Pianistin während einer tiefen Lebenskrise vor vier Jahren die Musik der Hildegard von Bingen entdeckt. Da diese Äbtissin, Mystikerin, Naturärztin und Komponistin bereits vor über 830 Jahren gestorben ist, konnte sie natürlich auch noch keine Klaviermusik komponieren. Deshalb wurde Marie-Luise Hinrichs hier auch als Arrangeurin tätig. Sie hat die einstimmigen geistlichen Melodien aber nicht in ein mehrstimmiges Korsett späterer abendländischer Stile gezwängt, sondern ihnen ein behutsam genähtes, äußerst schlichtes Kleid gegeben: Die Linien entfalten so ein starkes Eigenleben, dem die Pianistin in aller gebotenen Ruhe gleichsam nachhorcht. Durch gelegentlichen Pedaleinsatz oder das etwas längere Liegenlassen einzelner Töne und durch leisere Imitation bereits gehörter Passagen entsteht zudem ein irgendwo zwischen Hall und Echo angesiedelter Klang, der an Kirchenakustik denken lässt. Marie-Luise Hinrichs spricht von der heilenden Wirkung der Musik der Hildegard von Bingen. Sie sei "wie ein Echo des Kosmos', des Himmels und der Sterne hier auf unserer Erde". Diese Musik, finde ich, lebt jedoch eigentlich auch ganz erheblich von ihrer textlichen Komponente. Die hat Marie-Luise Hinrichs aber völlig ausgeblendet, nicht einmal im Beiheft sind die eigentlich zu den Melodien gehörenden Texte abgedruckt. So kann man allerdings vielleicht auch besser meditierend den eigenen Gedanken nachhängen - und wer will, findet sicher dazu auch noch den passenden Wohlfühlduft.
" 3. Hildegard von Bingen
O virga mediatrix
Track <11>
Dauer: 2'52
Marie-Luise Hinrichs, Klavier
Raumklang (LC 05068 ) RK 2902 "
Auch im Mittelalter hatte das Christenvolk durchaus schon seine Probleme mit der Amtskirche. So suchten jedenfalls viele Gläubige zum Beispiel in Norditalien ihr Heil außerhalb liturgisch gebundener Riten. Wie ihr Vorbild, der Heilige Franz von Assisi, lehnten sie die kirchliche Prunkentfaltung ab. Auf der Suche nach geistiger Erneuerung organisierten sie sich in Bruderschaften, zogen in Prozessionen durch die Straßen und sangen Lieder zu Ehren Gottes, der Jungfrau Maria und der Heiligen. Aus dieser einfachen, unabhängigen Volksfrömmigkeit entstand ein Liedschatz, der die Jahrhunderte alte Tradition der Musik der christlichen Kirche und die kraftvolle Poesie und das Temperament des Volkes zusammenbringt. Zum Glück gibt es in Bibliotheken von Cortona und Florenz noch komplett mit Text und Musik erhaltene Aufzeichnungen darüber, wie das geklungen hat. Und jetzt haben sich zwei Gruppen zusammengetan, um das Klangbild dieser volkssprachlichen geistlichen Musik der oberitalienischen Städte des 14. Jahrhunderts wiedererstehen zu lassen: das Vokalensemble Ars Choralis Coeln und die Gruppe Oni Wytars.
" 4. Canto novello
Ave Maria stella diana
aus Track <16> (Ausschnitt)
Dauer: 1'47
Ars choralis Köln / Oni Wytars
Raumklang (LC 05068 ) RK 2809 "
Ave Maria, du Morgenstern - ein Lied zur Verehrung der Gottesmutter aus dem mittelalterlichen Italien. Nun ein weiteres Beispiel dafür, wie die Völker des Mittelmeerraums ihrer Freude über die Geburt Christi Ausdruck geben - ganz anders jedenfalls als mit stiller Nacht oder leise rieselndem Schnee. Denn auch ein Lied wie das folgende "Riu Riu Chiu" ist ein temperamentvoller, tänzerischer Gesang, diesmal aus Spanien. Solche "Villancicos" haben sogar den Einzug in die Kirchen geschafft und wurden um 1500 am Hof von Fernando de Arragon in Valencia gesammelt, denn die Familie derer von Aragon verstand sich als direkte Nachkommen der Heiligen drei Könige. Entsprechende Bedeutung hatte für sie die Feier der Weihnacht. Wir hören dieses spanische Weihnachtslied gespielt vom Berliner Ensemble Saxofonquadrat.
" 5. Anonym / Spanien, 16. Jahrhundert
Riu Riu Chiu
Track <14>
Dauer: 1'59
Saxofonquadrat
Harp (LC 01703 ) HR 73107 "
Zum Schluss noch zu einer CD, die das Leipziger Vokalquintett Amarcord jetzt in limitierter, nur noch bis Ende Dezember erhältlicher Auflage herausgebracht hat. Sie enthält 5 Lieder, arrangiert in jener Art, wie sie das vergleichbare englische Ensemble, die King's Singers, unter der Überschrift "In close harmony" meist in der zweiten Hälfte seiner Konzerte zu Gehör bringt: charmant und witzig, locker und leicht, von Jazz und Popmusik inspiriert, dabei aber immer gesungen mit lupenreiner Intonation, unglaublicher Klangbalance und großer Stilsicherheit. Hier diese ehemaligen Mitglieder des Leipziger Thomanerchores mit einem Lied, das östlich der Elbe deutlich bekannter sein dürfte als im Westen der Republik: "So viel Heimlichkeit." Und über den großen Teich grüßt Louis Armstrong.
" 6. Lotte Schuffenhauer / Arr. Christoph J. Göbel
So viel Heimlichkeit
Track <5>
Dauer: 2'22
Vokalensemble Amarcord
Apollon classics (LC 10940 ) RK ap 10109 "
Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag und den letzten Geschenke-Suchern noch viel Erfolg bis zu den Feiertagen. Im Studio verabschiedet sich Ludwig Rink.