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Von Notre Dame bis Moulin Rouge

Nicht selten sind es junge Akademiker, die kulturinteressierte Städtereisende durch Museen und Kirchen leiten. Die Anforderungen an die Reiseführer sind vielfältig. So hat der Anbieter Studiosus Reisen sein Konzept für Studienreisen umgemodelt: vermittelt werden soll nun nicht mehr nur Fachwissen aus Kunstgeschichte, Architektur, Archäologie, sondern auch verstärkt Landeskundliches aus dem Alltag fremder Länder. Von ihren Reiseführern verlangt Studiosus Fachkenntnis und Berufserfahrungen bei der Reiseleitung, sie müssen sich einem strengen Auswahlverfahren in München unterziehen und einen einwöchigen Einführungskurs absolvieren, in dem es ebenso um Organisatorisches wie um Rechtsfragen und auch Erste-Hilfe-Kenntnisse geht.

    Paris hautnah: Am frühen Morgen holt Reiseleiter Björn Stüben seine Gäste, sechs Paare zwischen Mitte 20 und Mitte 70 und eine einzelne Dame, zur Stadterkundung ab. Erste Etappe: der Arc de Triomphe, den Napoleon zu seinem Ruhm errichten ließ.

    Erklären wird Björn Stüben nicht nur Historisches zum Invalidendom, sondern auch beispielsweise die Situation auf dem Pariser Wohnungsmarkt, er erzählt Anekdoten aus dem französischen Alltagsleben und führt seine Gäste in pittoreske Restaurants, abseits von touristischen Trampelpfaden. All das gehört zum normalen Programm. Björn hat sein Studium in Deutschland gemacht: Kunstgeschichte, Archäologie, Italienisch. Schon damals jobbte er als Reiseleiter. Mittlerweile lebt der 38-jährige mit Frau und zwei kleinen Kindern in Paris. Der bürokratische Hürdenlauf schreckte ihn davon ab, eine Karriere an einer deutschen Uni zu versuchen. Und für die Anstellung in einem französischen Museum müsste er die französische Staatsangehörigkeit haben. Dass er nun als Studienreiseleiter beim Marktführer der Branche arbeitet, gefällt ihm ungemein.

    Ich habe mir gedacht, das wäre doch Möglichkeit, um das Wohnen in Frankreich damit zu verbinden, das Wissen, was man von Uni hat, anzubringen.

    Für Björn sind die Teilnehmer an der Studienkreise keine Kunden, sondern Gäste. Dass sein Arbeitgeber viel von ihm verlangt, stört Björn nicht. Im Gegenteil:

    Der Spaß ist, dass man selber bestimmen kann, welche Wege man macht, wie man das ganze näher bringt, ob man Material beibringt... Da kann man machen, was man will.

    Die Gefahr, dass sein Job zur Routine wird, sieht der Reiseleiter schon. Aber dann, so ist er sicher, würde er seinen Job an den Nagel hängen.