"Aller Unfug ist schwer", hat Peter Frankenfeld gesagt, und wie recht er hatte, bewies allein die Menge der Pointen, die in dieser Wetten dass..?–Sendung kläglich verhallten. Irgendwie nicht gehört, unverstanden, unakklamiert blieben sie für Sekundenbruchteile in der Luft hängen wie das ratlose "hmm" des Moderators, wenn er auf eine Frage unerwarteterweise eine Antwort bekommen hatte. Es ist die Aufgabe und gegebenenfalls die Kunst des Unterhaltungsarbeiters, in solchen Fällen entschlossen weiterzureden, und das tat Markus Lanz; aber weder Mühe noch Tapferkeit konnten das Espritniveau der Veranstaltung über den Gefrierpunkt heben. Natürlich, der Druck war immens bei dieser ersten Wetten-dass-Show nach Gottschalk - sooo lange hatte der Erwartungshype sich hingezogen. Keiner ist ohne Fehl. Jedem steht eine Bewährungsfrist zu. Und: Was ist auch schon groß passiert bei Wetten dass..? Ein paar Änderungen, kaum der Rede wert. Die Wettkandidaten sind jetzt dauerhaft präsent und werden mit Einspielern vorgestellt. Die Gäste besetzen nicht mehr nach und nach, sondern alle zusammen das Sofa. Dem Sofa fehlt die Rückenlehne, was laszivem Herumlümmeln einen Riegel vorschiebt.
Den Verlust an Laszivität gleichen entschlossene kleine Tabubrüche aus: "Sieht man wieder deinen nackten Hintern?" fragt Markus Lanz den Schauspieler Wotan Wilke Möhring über seine nächste Rolle aus, und "Kannst du mir das mal ins Arschloch stecken?" wird Markus Lanz gefragt von Bülent Ceylan, dem Comedian, und zwar türkischen Comedian, was unentwegt zur Unterhaltung beitragen muss, Lanz nennt es "bewusst mit Klischees spielen". Bülent Ceylan vermasselt einer Wettkandidatin, die die Morsezeichen ihres ohrenwackelnden Partners entschlüsseln will, beinahe den Sieg, weil er ihr das bis dato unbekannte Wort "Sexgott" aufgibt, statt wie die anderen, "Milch" oder "Käse".
Ein bisschen Sauerei soll sein, das wusste schon Hans Joachim Kulenkampff, der konnte in seiner Show "Einer wird gewinnen" noch empörte Reaktionen provozieren, wenn er einem Kandidaten vorschlug, auf dem gerade gewonnenen Glastisch seine Ehefrau nackt tanzen zu lassen. Bei einem Grandseigneur wie Kulenkampff, Personifikation des öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrags, klang sogar das, hingeworfen, wie es war, herrlich geistreich. Aber er und seine Zeitgenossen, die Frankenfelds und Carrells, waren auch Patriarchen des Geschäfts. Sie erklärten aus erhöhter Position, wo's langgeht, etwas, wozu sich die postmodern-hedonistische Generation Gottschalk nicht mehr verstieg – und auch die Kandidaten, selbstbewusste Kinder des Medienzeitalters, mussten nicht mehr an die Hand genommen werden. Aber Gottschalks Naturgabe, seine freche Verspieltheit, seine Fähigkeit, Geprobtes wie Improvisiertes zu verkaufen, überstrahlte manchen Unsinn und auf jeden Fall alle Mitspieler.
Mit Markus Lanz ist die Generation "Gelungenes Kind" am Zug: Prägnanz ist schon Abweichung, Selbstdarstellung ein gut gelerntes Programm. Immerhin schrumpft so die Hierarchie von Showmaster und Kandidaten beträchtlich. Das wäre schön, ein Erfolg der Fernsehdemokratie, wenn es bloß nicht so langweilig wäre.
Apropos Gottschalk: Er saß, während sein Wetten-dass-Nachfolger sich abmühte, entspannt in der Sendung "Supertalent" bei RTL, in einem sehr gemütlichen Feierabend-Outfit, und war derart nett, dass es sogar auf Dieter Bohlen abfärbte. Sprühende Unterhaltung kam dabei auch nicht raus.
Den Verlust an Laszivität gleichen entschlossene kleine Tabubrüche aus: "Sieht man wieder deinen nackten Hintern?" fragt Markus Lanz den Schauspieler Wotan Wilke Möhring über seine nächste Rolle aus, und "Kannst du mir das mal ins Arschloch stecken?" wird Markus Lanz gefragt von Bülent Ceylan, dem Comedian, und zwar türkischen Comedian, was unentwegt zur Unterhaltung beitragen muss, Lanz nennt es "bewusst mit Klischees spielen". Bülent Ceylan vermasselt einer Wettkandidatin, die die Morsezeichen ihres ohrenwackelnden Partners entschlüsseln will, beinahe den Sieg, weil er ihr das bis dato unbekannte Wort "Sexgott" aufgibt, statt wie die anderen, "Milch" oder "Käse".
Ein bisschen Sauerei soll sein, das wusste schon Hans Joachim Kulenkampff, der konnte in seiner Show "Einer wird gewinnen" noch empörte Reaktionen provozieren, wenn er einem Kandidaten vorschlug, auf dem gerade gewonnenen Glastisch seine Ehefrau nackt tanzen zu lassen. Bei einem Grandseigneur wie Kulenkampff, Personifikation des öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrags, klang sogar das, hingeworfen, wie es war, herrlich geistreich. Aber er und seine Zeitgenossen, die Frankenfelds und Carrells, waren auch Patriarchen des Geschäfts. Sie erklärten aus erhöhter Position, wo's langgeht, etwas, wozu sich die postmodern-hedonistische Generation Gottschalk nicht mehr verstieg – und auch die Kandidaten, selbstbewusste Kinder des Medienzeitalters, mussten nicht mehr an die Hand genommen werden. Aber Gottschalks Naturgabe, seine freche Verspieltheit, seine Fähigkeit, Geprobtes wie Improvisiertes zu verkaufen, überstrahlte manchen Unsinn und auf jeden Fall alle Mitspieler.
Mit Markus Lanz ist die Generation "Gelungenes Kind" am Zug: Prägnanz ist schon Abweichung, Selbstdarstellung ein gut gelerntes Programm. Immerhin schrumpft so die Hierarchie von Showmaster und Kandidaten beträchtlich. Das wäre schön, ein Erfolg der Fernsehdemokratie, wenn es bloß nicht so langweilig wäre.
Apropos Gottschalk: Er saß, während sein Wetten-dass-Nachfolger sich abmühte, entspannt in der Sendung "Supertalent" bei RTL, in einem sehr gemütlichen Feierabend-Outfit, und war derart nett, dass es sogar auf Dieter Bohlen abfärbte. Sprühende Unterhaltung kam dabei auch nicht raus.