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Von und für Jugendliche

Mit einem ungewöhnlichen Konzept will sich das Hamburger Magazin "[ju:ni:k]" auf dem deutschen Zeitungsmarkt durchsetzen. Der Name, als Lautschrift vom englischen und französischen "unique" abgeleitet, der Untertitel - "In 40 Seiten um die Welt" und sämtliche Artikel stammen von Jugendlichen.

Von Knut Benzner |
    Im Juni 2005 fing es an, erinnert sich Sannah Koch, 44, die Chefredakteurin:

    " Wir haben angefangen zu überlegen im Juni und haben im Prinzip, oder ich habe im Prinzip im Juli die Arbeit aufgenommen. Also alles was Konzept schreiben bedeutet schon mal zu versuchen, Korrespondenten im Ausland zu finden usw. "

    Vor ihr: das erste Heft. Die Idee zum Titel beziehungsweise zu dessen lautschriftlicher Umwandlung hatte ein Jugendlicher, die Idee zum Untertitel eine Jugendliche aus der Redaktion.

    " Also wir haben, glaube ich, einen harten Kern von acht, die in den Redaktionssitzungen immer dabei sind, und auch bei den Beiratssitzungen, aber im Prinzip sind es schon mehr. Aber es gibt so einen harten Kern von Menschen, die fast immer überall auftauchen."

    Die nicht nur auftauchen, sondern auch über die Themen entscheiden. Über die Themen, die Optik, die Auslandsgeschichten, über alles.

    " Und: Weiterhin außergewöhnlich ist, dass die Jugendlichen die Zeitung auch selber verkaufen werden."

    An Schulen, in Freizeitheimen und dort, wo sie sich aufhalten.
    52 Seiten hat das erste Heft. Sannah Koch:

    " Für das erste Haft haben wir uns das Thema 'Freizeit' ausgesucht, der Titel ist genau 'Wenn die Zeit frei hat', wir wollten mit einem, sagen wir mal, etwas leichteren Thema einsteigen und haben Geschichten aus Kuba, aus dem Sudan, aus Sri Lanka und aus Deutschland, in denen abgebildet wird wie Jugendliche in anderen Kontinenten schlichtweg ihre Freizeit tot schlagen oder sinnvoll verbringen."

    Die Chefredakteurin, ein paar Ringe unter den Augen, hat selber keine Geschichte geschrieben, obwohl sie, wie sie sagt, gerne jede selber gemacht hätte. Hochglanz, ästhetisch, viele Photostrecken.

    Phillip Artus, 18, in der Oberstufe einer Hamburger Schule sowie in der Hamburger Landesschülervertretung, er macht gerade Abitur:

    " Ich habe ein Interview gemacht. Das ist mit einem lokalen Fußballer hier vom FC St. Pauli, Benjamin Adrian, der ein eigenes Entwicklungsprojekt macht, Viva Con Aqua, die St. Pauli heißt das, und ja, darüber haben wir ein Interview geführt, wie sein Projekt aussieht, was er sich, warum er das gemacht hat und wie Fußballer dazu kommen, Entwicklungshilfe zu machen. "

    Weil sie Ausländer sind vielleicht und weil sie wissen, wie es in ihren Ländern aussieht? Phillip steht vor seinem Interview und wundert und freut sich:

    " Das war das erste Mal, dass es in so einem Umfang erschienen ist, dass es so groß veröffentlicht wurde. Und ich fand das schön, das so zu erleben, also dass man halt so was schaffen kann, so was machen kann."

    In einer Startauflage von 220.000 werden sein Text und die Texte der anderen erscheinen, zwei Euro pro Heft, ein Euro geht an Entwicklungshilfeprojekte und zwar an eines derer, die im Heft vorgestellt werden. Welches es dann sein wird, darüber entscheiden wiederum die Jugendlichen, per Internet. Sannah Koch, die Chefredakteurin:

    " Wir haben keinen Verlag im Rücken, das Heft soll sich langfristig durch den Verkauf tragen und auch sicher durch Anzeigenkunden, aber es wird letztlich davon leben, wie viel Jugendliche sich nicht nur inhaltlich beteiligen, sondern auch im Verkauf engagieren."
    [ju:ni:k] ist anders. [ju:ni:k] ist nicht 'Bravo' und nicht 'Neon', keine so genannten Popstars, kein so genannter Lifestyle, sondern 'Über den Dächern von Havanna', 'Aus nichts alles machen', eine Reportage aus dem Sudan, ein Gespräch mit Anne Will, Moderatorin der Tagesthemen oder 'Zivildienst in Ghana'. Ein Auslandsmagazin soll [ju:ni:k] werden, ein Magazin zum Miterleben.

    " Und über dieses Miterleben, vielleicht auch Mitfühlen, ein Gefühl für die Größe und Kleinheit der Welt entwickeln."

    Zielgruppe: die 14- bis 19-Jährigen. Heft zwei erscheint im Mai.