Ein Bericht von Ludger Fittkau
Das ist der Spaß und die Freude an der Auseinandersetzung mit dieser anderen Generation. Das macht mir einfach Spaß. Und in der jetzigen Situation einfach der Wille, ihnen zu helfen.
Das ist die Antwort, die Christian Winter auf die Frage gibt, warum der Hochschullehrer nach seiner Pensionierung zum ersten Ombudsmann einer deutschen Universität wurde- auf Vorschlag der Studentenschaft. Christian Winter ist ein Glücksfall für die Frankfurter Hochschule: Der Zoologe war jahrelang Dekan seines Fachbereichs und Uni-Vizekanzler. Er kennt die Verwaltung aus dem Eff-Eff und weiß sofort, zu welchem Telefon er greifen muss, wenn Studierende bei ihm Hilfe suchen. Und es sind viele, die den Weg zu ihm finden- das Amt ist nach einem Jahr beinahe zum Full-Time-Job geworden. Der Professor, der immer noch Vorlesungen über den Muskelaufbau von Säugetieren hält, wird dabei oft zum Seelsorger:
Was es auch gibt, dass Leute zu mir kommen, die echte Kommunikationsschwierigkeiten haben. Da kommt jemand aus Ungarn oder Rumänien und spricht ganz gut deutsch, aber kriegt einfach keinen Kontakt zu irgendwelchen deutschen Studenten oder Familien oder sitzt irgendwo im Studentenheim mit irgendwelchen Menschen von weiß Gott woher, aus Afrika oder aus Asien und ist totunglücklich.
In einem solchen Fall kann der Ombudsmann meist schnell helfen: Er vermittelt Kontakte zu Familien und Studentengemeinden, informiert über gemeinsame Kinoabende oder Betriebsbesichtungen.
Christian Winter kann aufgrund seiner langjährigen Verwaltungserfahrung und seiner ruhigen, freundlichen Art Türen öffnen, die anderen verschlossen bleiben. Ein Vorteil auch, dass der Ombudsmann sein Büro gleich neben dem des Uni-Präsidenten bezogen hat- der kurze Draht zur Hochschulleitung ist wichtig. Winter freut sich über jeden Fall, bei dem er helfen konnte. Wie dem koreanischen Doktoranten, der trotz tadelloser Arbeit zu scheitern drohte:
Ein sehr qualifizierter Mann der am Ende, mit seiner Doktorarbeit hier war und man den Eindruck hatte, das er mit seiner Doktorarbeit jetzt gescheitert ist, weil es mit dem zweiten Gutachter nicht geklappt hat. Und ich ihm den Rat gegeben habe, ziehen sie schleunigst das Promotionsverfahren zurück, beim Promotionsbüro, noch bevor die Gutachten erstellt sind, ist es unschädlich. Dann haben sie kein vertanes Promotionsverfahren und suchen sie, wie das Fach hier zu klein ist, einen international renommierten Gutachter von außerhalb. Und der Mann hat mir jetzt aus Korea geschrieben, zu Weihnachten und er ist überglücklich, weil sein Verfahren ist gerettet.
Manchmal sind es eher Kleinigkeiten von allerdings großem symbolischen Wert, mit denen der Ombudsmann konfrontiert wird. So die Empörung eines Studenten über den schlampigen Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit auf dem Campus: Die Universität Frankfurt hat seit einiger Zeit die Geisteswissenschaften im IG-Farben-Haus untergebracht- dort, wo die Zwangsarbeit im Konzentrationslager Auschwitz geplant wurde. Daran erinnert - eigentlich - eine Gedenkplatte:
Und da ist jetzt jemand bei mir gewesen und dem konnte ich im Grunde nur Recht geben, der sagte: Er hat Gäste aus dem Ausland, die danach fragen und mit denen geht er zu dieser Gedenkplatte und dann stehen da Fahrräder davor, dann liegt da irgendein Müll rum. Und dann ging er rein zum Portier und sagt, er soll die Fahrräder wegstellen. Und das macht der auch gerne, aber man könne ihn doch nicht jedes Mal bitten, das Fahrrad wegzustellen und da ist etwas, was den Präsidenten schon interessiert.
Nach einem Jahr sieht Professor Winter seine Hochschule bereits mit ganz anderen Augen. Er wird mit Problemen konfrontiert, die ihm vorher im Rektorat nie zu Ohren gekommen waren. Doch nicht alle verstehen, warum er sich so für die Studierenden engagiert. Als er einem alten Kollegen von seiner Arbeit berichtete, schüttelte der nur dem Kopf:
Und da sagt der, ich verstehe sie gar nicht. Sie haben ja das Lager gewechselt. Ja, sagte ich, das ist so! Da sagt der: Das kann man doch nicht machen!
Christian Winter kann es und wird es auch noch lange weitermachen - Zur Nachahmung durch andere Hochschulen empfohlen!
Links zum Thema:
Ombudsmann Professor Dr. Christian Winter von der Universität Frankfurt
Das ist der Spaß und die Freude an der Auseinandersetzung mit dieser anderen Generation. Das macht mir einfach Spaß. Und in der jetzigen Situation einfach der Wille, ihnen zu helfen.
Das ist die Antwort, die Christian Winter auf die Frage gibt, warum der Hochschullehrer nach seiner Pensionierung zum ersten Ombudsmann einer deutschen Universität wurde- auf Vorschlag der Studentenschaft. Christian Winter ist ein Glücksfall für die Frankfurter Hochschule: Der Zoologe war jahrelang Dekan seines Fachbereichs und Uni-Vizekanzler. Er kennt die Verwaltung aus dem Eff-Eff und weiß sofort, zu welchem Telefon er greifen muss, wenn Studierende bei ihm Hilfe suchen. Und es sind viele, die den Weg zu ihm finden- das Amt ist nach einem Jahr beinahe zum Full-Time-Job geworden. Der Professor, der immer noch Vorlesungen über den Muskelaufbau von Säugetieren hält, wird dabei oft zum Seelsorger:
Was es auch gibt, dass Leute zu mir kommen, die echte Kommunikationsschwierigkeiten haben. Da kommt jemand aus Ungarn oder Rumänien und spricht ganz gut deutsch, aber kriegt einfach keinen Kontakt zu irgendwelchen deutschen Studenten oder Familien oder sitzt irgendwo im Studentenheim mit irgendwelchen Menschen von weiß Gott woher, aus Afrika oder aus Asien und ist totunglücklich.
In einem solchen Fall kann der Ombudsmann meist schnell helfen: Er vermittelt Kontakte zu Familien und Studentengemeinden, informiert über gemeinsame Kinoabende oder Betriebsbesichtungen.
Christian Winter kann aufgrund seiner langjährigen Verwaltungserfahrung und seiner ruhigen, freundlichen Art Türen öffnen, die anderen verschlossen bleiben. Ein Vorteil auch, dass der Ombudsmann sein Büro gleich neben dem des Uni-Präsidenten bezogen hat- der kurze Draht zur Hochschulleitung ist wichtig. Winter freut sich über jeden Fall, bei dem er helfen konnte. Wie dem koreanischen Doktoranten, der trotz tadelloser Arbeit zu scheitern drohte:
Ein sehr qualifizierter Mann der am Ende, mit seiner Doktorarbeit hier war und man den Eindruck hatte, das er mit seiner Doktorarbeit jetzt gescheitert ist, weil es mit dem zweiten Gutachter nicht geklappt hat. Und ich ihm den Rat gegeben habe, ziehen sie schleunigst das Promotionsverfahren zurück, beim Promotionsbüro, noch bevor die Gutachten erstellt sind, ist es unschädlich. Dann haben sie kein vertanes Promotionsverfahren und suchen sie, wie das Fach hier zu klein ist, einen international renommierten Gutachter von außerhalb. Und der Mann hat mir jetzt aus Korea geschrieben, zu Weihnachten und er ist überglücklich, weil sein Verfahren ist gerettet.
Manchmal sind es eher Kleinigkeiten von allerdings großem symbolischen Wert, mit denen der Ombudsmann konfrontiert wird. So die Empörung eines Studenten über den schlampigen Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit auf dem Campus: Die Universität Frankfurt hat seit einiger Zeit die Geisteswissenschaften im IG-Farben-Haus untergebracht- dort, wo die Zwangsarbeit im Konzentrationslager Auschwitz geplant wurde. Daran erinnert - eigentlich - eine Gedenkplatte:
Und da ist jetzt jemand bei mir gewesen und dem konnte ich im Grunde nur Recht geben, der sagte: Er hat Gäste aus dem Ausland, die danach fragen und mit denen geht er zu dieser Gedenkplatte und dann stehen da Fahrräder davor, dann liegt da irgendein Müll rum. Und dann ging er rein zum Portier und sagt, er soll die Fahrräder wegstellen. Und das macht der auch gerne, aber man könne ihn doch nicht jedes Mal bitten, das Fahrrad wegzustellen und da ist etwas, was den Präsidenten schon interessiert.
Nach einem Jahr sieht Professor Winter seine Hochschule bereits mit ganz anderen Augen. Er wird mit Problemen konfrontiert, die ihm vorher im Rektorat nie zu Ohren gekommen waren. Doch nicht alle verstehen, warum er sich so für die Studierenden engagiert. Als er einem alten Kollegen von seiner Arbeit berichtete, schüttelte der nur dem Kopf:
Und da sagt der, ich verstehe sie gar nicht. Sie haben ja das Lager gewechselt. Ja, sagte ich, das ist so! Da sagt der: Das kann man doch nicht machen!
Christian Winter kann es und wird es auch noch lange weitermachen - Zur Nachahmung durch andere Hochschulen empfohlen!
Links zum Thema:
Ombudsmann Professor Dr. Christian Winter von der Universität Frankfurt