
Das sagte die Chefin der Organisation "Innocence in Danger" im Deutschlandfunk. Jugendliche und junge Erwachsene hätten sich weltweit zusammengetan, um sehr strategisch zu agieren. Das sei schon eine neue Dimension. Die digitalen Räume ermöglichten eine Vernetzung und eine Brutalität, die man vor 20 Jahren sicher nicht gesehen hätte.
Die Vorgehensweise der Täter knüpft an die neuen technischen Möglichkeiten und an die alten Bedürfnisse von Menschen an. Kinder und Jugendliche seien wie alle auf der Suche nach Zugehörigkeit, Anerkennung und Liebe, führte die Diplom-Psychologin aus. Das sei das Einfallstor für die Täter. Im Internet könne man Beziehungen und Bindungen aufbauen. Da Kinder ihr Smartphone immer bei sich hätten, hätten Täter auch immer einen unbeobachteten und direkten Zugang zu ihren Opfern. Darauf seien Kinder und Jugendliche einfach nicht vorbereitet, so von Weiler.
Selbst die Ermittler brauchten seelsorgerische Unterstützung wegen der erschreckenden Brutalität im Fall "White Tiger"
Die Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Claus, hatte die Politik anlässlich des Falls zum Handeln aufgerufen. Es sei erschreckend, dass Hinweise aus den USA offenbar schon vor zwei Jahren vorlagen, die Festnahme des mutmaßlichen Täters aber erst jetzt erfolgt sei.
Der "White Tiger"-Fall ist ein extremes Beispiel von Cyber-Grooming und hat viele entsetzt. Ermittler hätten die Arbeit wegen der Brutalität immer wieder abbrechen müssen und selbst seelsorgerisch betreut werden müssen, hieß es. Eine Gruppe Jugendlicher und junger Erwachsener soll über mehrere Jahre gezielt psychisch labile Kinder im Netz gesucht, manipuliert und mit belastendem Material gezwungen haben, sich selbst zu verletzen bis hin zum Suizid. Beispielsweise erschleichen sie sich Informationen oder kompromittierende Bild- oder Videodateien ihrer Opfer, um sie anschließend damit zu erpressen.
Ermittlungen gegen Eltern von "White Tiger" in Hamburg abgelehnt
Ein 20-jähriger Hamburger, der unter dem Internetnamen "White Tiger" agierte, soll Kopf der Gruppe gewesen sein. Er befindet sich in Untersuchungshaft. Er bestreitet die Vorwürfe. Zuletzt lehnten die Strafverfolgungsbehörden Ermittlungen gegen dessen Eltern ab. Zu Beginn der Taten war der Beschuldigte noch minderjährig. Es lägen derzeit keine Anhaltspunkte für ein strafrechtlich relevantes Verhalten vor, sagte Oberstaatsanwältin Sperling-Karstens der dpa.
Diese Nachricht wurde am 24.06.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.