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Von Wilhelm II. empfohlen

Im Berliner Hotel Adlon wird in diesem Jahr richtig groß gefeiert. Auf der Bel Etage erinnert die Ausstellung "Adlon Oblige" an 100 Jahre Hotelgeschichte - vom Kaiserreich über die Weimarer Republik, die Nazizeit und den real existierenden Sozialismus bis ins wiedervereinigte Deutschland. Ein "Jahrhundertbuch" vereint hundert Porträts von "Jahr100-Köpfen", die den Luxus dieses Hauses genossen haben und denen sich die Nobelherberge besonders verbunden fühlt.

Von Irene Meichsner |
    "Welche Schlichtheit, und doch welch vornehm unaufdringliche Pracht! Was für wundervolle Impressionen - grüne Gärten mit Fontänen, prachtvolle Brunnen mit chinesischen Bronzeaufbauten, an den Wänden Mosaikfriese; die große Halle in goldfarbenem Marmor mit Bronzeornamenten und Glasmalereien; die breite ausladende Treppe - und schließlich der mit weißem geschliffenem und lackiertem Holz getäfelte und mit einem riesigen Deckengemälde verzierte Festsaal!"

    Man glaubt, sie vor sich zu sehen: die staunenden Journalisten, die in der Zeitung von ihren Eindrücken berichteten, nachdem sie Berlins neues Luxushotel besichtigt hatten. Wilhelm II. nahm die feierliche Eröffnung des Hotel Adlon am 23. Oktober 1907 höchstpersönlich vor, die Szenerie ähnelte einem Staatsakt.

    "Fabelhaft, Adlon. Faaabelhaft!", "

    befand der preußische König und deutsche Kaiser. Er empfahl nun sogar seinen Staatsgästen, die eigentlich im Schloss hätten wohnen sollen, lieber einen Hotelaufenthalt.

    " "Passen Sie mal auf, bei mir im Schloss ist es kalt, die Heizung funktioniert nicht, und es zieht schrecklich durch die Fenster. Jehn'se mal in mein Adlon, da können'se sich wohl fühlen."

    Unter den Linden Nr. 1, gleich am Pariser Platz, vis à vis vom Brandenburger Tor: Über 17 Millionen Goldmark, umgerechnet rund 350 Millionen Euro, kostete der Neubau im klassizistischen Stil. Doch in Berlin herrschte Aufbruchstimmung, und so war Lorenz Adlon - der Sohn eines Schuhmachers aus Mainz, dem schon mehrere Hotels gehörten - bereit, dieses Risiko einzugehen. An nichts, so der Bauherr, sollte es seinen Gästen fehlen, nichts ihre Ruhe stören.

    "Das Bett selbst mit allen Decken und allen Kissen muss schon beim bloßen Anblick ein Gefühl des Wohlbehagens auslösen. Das Ganze soll den Gast zwingen, die Vorstellung zu haben, sich in einem Nest zu bergen, in das die feindlichen Einflüsse der Umwelt nicht eindringen können."

    Dass alle Zimmer über fließend heißes Wasser, Telefon, elektrisches Licht und Zentralheizung verfügten, verstand sich von selbst. Die Rechnung ging auf. Im Hotel Adlon feierten gekrönte Häupter rauschende Feste, trafen sich Diplomaten aus aller Herren Länder, zelebrierten Weltstars ihre Auftritte - darunter Enrico Caruso, Marlene Dietrich oder die legendäre spanische Tänzerin "La belle Otéro", die eine eigene Kammerzofe und 38 Koffer mit sich führte, dazu einen Papagei, zwei Möpse, ein Perlhuhn und eine siamesische Tempelkatze. Das Haus erfüllte, orientiert am Vorbild amerikanischer Luxushotels, alle erdenklichen Wünsche. Nur am russischen Zaren und einem Hofzeremoniell, das noch aus der Zeit Katharinas der Großen stammte, scheiterte Lorenz Adlon um Haaresbreite, wie seine Schwiegertochter Hedda Adlon, die spätere Prinzipalin, in ihren Lebenserinnerungen berichtete:

    "Dieses Zeremoniell, nach dem jeder Schritt und Tritt des Zaren genau bestimmt war, erwähnte nämlich nirgends einen Fahrstuhl, und so fehlte es an jeglichen Anweisungen, wie sich der Zar und sein Gefolge in einem solchen Falle zu verhalten habe - ob er zuerst einsteigen müssen, den Hut aufbehalten dürfe, wer den Fahrstuhlhebel bedienen solle und Gott weiß, was noch. ... Die große Katharina war natürlich niemals in einem Fahrstuhl gefahren - aus dem einfachen Grunde, weil es damals noch keinen gab -, und daher war kein Wort über dieses Mittel der Aufwärtsbewegung im Zeremoniell erwähnt. Das hatte aus dem Besteigen eines Fahrstuhls für alle Zeiten und für alle Zaren ein unlösbares Problem gemacht. Wahrhaftig, ein Problem!"

    Nach dem Tod von Lorenz Adlon 1921 übernahm sein Sohn Louis die Geschäfte. Alfred Bischof, ein ehemaliger Page, erinnerte sich:

    "Der Adlon, det war kein Mensch, das war ein GOTT, ein Gott! Wenn der in die Hotelhalle kam, der Adlon, dann blieb alles wie erstarrt stehen. Nicht nur die Pagen, die ja gar nichts mit ihm zu tun haben, sondern der Portier - der war ganz nervös, der hat die Gäste dann: 'Moment, Moment, da kommt der Adlon', so ungefähr muss man sich das vorstellen, ja."

    Auf die Goldenen Zwanziger Jahre folgten: die Ernüchterung der Nazizeit und des Zweiten Weltkriegs, die fast vollständige Zerstörung des Hauses Anfang Mai 1945, ein Schattendasein in der ehemaligen DDR - und 1997 der prunkvolle Wiederaufbau durch die Kempinski AG, der Hedda Adlon die entsprechenden Rechte übertragen hatte. Sie stellte nur eine Bedingung.

    "Ich möchte dieses Haus wieder erstehen sehen ... aber nur dann, wenn man nicht mehr von einem 'West'- oder 'Ostsektor' spricht, und nur dort, wo es gestanden hat und wo ich die glücklichste Zeit meines Lebens verbrachte: Im Herzen Berlins - Unter den Linden Nr. 1!"