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Von Yetis und fliegenden Mönchen

Tibet - das Land im Himalaja scheint eine große Wirkung auf Comiczeichner zu haben: in zahlreichen Bänden taucht die beeindruckende Bergkulisse des Staates auf. Das Rubin Museum of Art in New York versucht nun in einer Ausstellung, das Geheimnis hinter der Faszination Tibet zu lüften.

Von Sacha Verna |
    Sie waren alle da: Von Micky Maus und Bugs Bunny bis zu Tim und Struppi. Die Rede ist von Tibet. Seit Jahrzehnten taucht dieses sagenhafte Land immer wieder in Comics auf, sei es als Kulisse oder als Ort, aus dem Helden, Heilige und Bösewichte stammen, die im Westen nach dem Rechten oder Schlechten sehen.

    Angefangen habe es vor 400 Jahren, sagt Martin Brauen, als die ersten Missionare nach Tibet reisten. Martin Brauen hat die Ausstellung kuratiert, in der erstmals über 50 Comics aus der ganzen Welt versammelt sind, in denen Tibet eine zentrale Rolle spielt.

    "Die Missionare brachten kaum Bilder zurück, aber dafür Geschichten, und zwar oft falsche. Später erfanden die Leute ihre eigenen Bilder zu diesen Geschichten. So kommen alte Stereotype wieder und wieder vor in Tibet-Comics, die bis zu den 1930er-Jahren zurückgehen und noch heute gemacht werden."

    Da sind fliegende Mönche und Yetis, erleuchtete Wesen mit drei Augen und natürlich der Potala, der Palast des Dalai Lama, der in einer Episode von Tomb Raider Lara Croft allerdings eher an Michael Jacksons Neverland-Ranch erinnert, als an den Sitz eines spirituellen Führers im fernen Asien.

    Tibet entpuppt sich in diesen Comics als Projektionsfläche für alle möglichen Fantasien. Oft erscheint es als Paradies, als Land, in dem ewiger Friede und keine Armut herrscht und in dem alle glücklich und weise sind. Kein Wunder, dass selbst Donald Duck und die seinen in dieses Shangri La aufbrechen, in der Hoffnung, Onkel Dagobert erhole sich dort von einem Nervenzusammenbruch.

    Nur gut wäre allerdings zu gut. Denn auch die Nazis haben Tibet entdeckt. In Comics mit Titeln wie "Pharaon: The Ice Brain” und "The Sign of Shiva” erklären die wackeren Tibeter den SS-Schergen den Kampf, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Tibets unterirdische Höhlen geflüchtet sind.

    Auch in Tibet selber habe man schon früh den Reiz erzählender Bilder entdeckt, sagt Martin Brauen. So zeigt ein Rollbild, eine sogenannte Thangka, mehrere Szenen aus dem Leben des Heiligen Milarepa:

    "Man beginnt in der oberen rechten Ecke und folgt den Bildern dann im Uhrzeigersinn um die zentrale Figur des Milarepa herum bis in die linke obere Ecke. Dazu gibt es zwar keine Sprechblasen, aber dennoch kurze Texte, die beschreiben, was man auf der Thangka sieht."

    Die Comics aus Tibet von heute sind hauptsächlich erzieherischer Natur. Für Kinder gedacht wird darin erklärt, wie man sich gesund ernährt und sich sauber hält. Ziemlich trockene Kost, verglichen mit den haarsträubenden Abenteuern des "Green Lama”, einer Art Superman mit Yoga-Matte, der zigmal die Welt rettet. Da ist es auch egal, dass der Grüne Lama eigentlich gebürtiger New Yorker ist und erst bei einem Ausflug nach Tibet seine übernatürlichen Kräfte und den Buddhismus entdeckt hat.

    Rubin Museum of Art: Hero, Villain, Yeti: Tibet in Comics. Bis 11. Juni