Bildungsexperten aus Japan und Deutschland diskutierten vom 2. bis 4. März auf einem Symposium in München die Zukunft der Universitäten aus Sicht beider Länder. Globalisierung und die individuelle Mobilität sorgen nicht nur in der Wirtschaft für verstärkten Wettbewerb. Auch im Bildungswesen wächst die internationale Konkurrenz. Um im Wettbewerb der Universitäten bestehen zu können, gehen europäische und asiatische Unis Partnerschaften ein. Die renommierteste asiatische Hochschule, die "University of Tokyo" kooperiert beispielsweise mit der Ludwig-Maximilians-Universität München. Ziel solcher Kooperationen ist ein verstärkter Studentenaustausch und das gegenseitige Verständnis der verschiedenen Bildungssysteme. Betrachtet man die nackten Zahlen, scheinen die japanischen Unis wie ein Paradies für Studierende: Im Durchschnitt ist das Verhältnis von Dozenten und Studenten in Tokio eins zu fünf. In Deutschland scharen sich in Fächern wie BWL oder Jura nicht selten 50 oder gar 100 Studenten um einen Professor. Allerdings: Wer in Japan an eine Uni will, muss wesentlich strengere Auswahlkriterien durchlaufen, und wer es schafft, muss pro Studienjahr gut 5000 US-Dollar Studiengebühren zahlen. Kein Wunder, dass die Personaletats der japanischen Universitäten üppig gefüllt sind. Die Uni Tokyo beispielsweise deckt 30 Prozent ihres Budgets aus Studiengebühren. Doch obwohl die japanischen Hochschulen finanziell eher auf Rosen gebettet sind, gäbe es im japanischen Bildungssystem organisatorische und strukturelle Defizite, meint Professor Seigo Hirowatari, Direktor der Sozialwissenschaftlichen Fakultät in Tokio. Er war vier Jahre als Gastdozent in München und sieht durchaus Punkte, wo Japaner von Europäern lernen können: "Die Uni München diskutiert zurzeit über die Organisation der Fakultäten und die von Lehre und Forschung. Von dieser Diskussion können wir lernen, wohin unsere Universität geht." Nach Ansicht von Professor Peter Pörtner, Leiter des Japan-Zentrums der LMU, kann Europa aber mehr von Japan lernen als umgekehrt. Er glaub, dass das japanische Bildungssystem besser ist, als sein Ruf: "95 Prozent der Japaner machen einen Abschluss, der unserem Abitur vergleichbar ist. Das ist eine enorme Leistung, die für uns ein Vorbild sein kann." In Japan kann man mit Allgemeinwissen weit mehr erreichen als in Deutschland. Wichtig für eine Karriere sind die Namen der Schulen und Hochschulen, auf denen man ausgebildet wurde, weniger das Fach, in dem die Ausbildung stattgefunden hat. "Viele Japaner fangen bei einer Firma oder einer Bank an und lernen 'on the Job', was sie für den Beruf brauchen", berichtet Pörtner. Ein Studium in Geisteswissenschaften wie Germanistik oder Kunst dient ihnen nur zur Allgemeinbildung, die einem hilft einen Job zu finden, in dem man dann weiter trainiert wird.
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Lehre und Forschung zu Japan an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
The University of Tokyo
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