Deutschlands Eintritt ins Kolonialzeitalter beginnt friedlich. Drei Beamte nehmen 1885 die erste deutsche Kolonie Deutsch-Südwestafrika in Besitz. Für die im Zentrum des Landes siedelnden Herero stellen die Deutschen zunächst keine existenzielle Bedrohung dar. Gouverneur Theodor Leutwein versteht es, sich im Bündnis mit Herero-Chief Samuel Maharero dem Machtgefüge der verschiedenen Völker im Land durch eine geschickte Teile-und-herrsche-Strategie anzupassen. Doch die Landnahme der Kolonialmacht hat Folgen. Um Platz für die Siedler aus Deutschland zu schaffen, werden die Herero, deren Existenzgrundlage die Rinderhaltung ist, verstärkt von ihren Weideflächen verdrängt. Ansiedlungskommissar Paul Rohrbach liefert in seinen "Grundsätzen zur Rassenpolitik" die Rechtfertigung für die rücksichtslose Kolonialpolitik:
Ein selbstständiges Eigentumsrecht der Eingeborenen an Grund und Boden kann im Prinzip nicht anerkannt werden, weil es dazu führen würde, dass der von Natur aus minderwertige Teil dem besseren den Platz wegnimmt. Die Notwendigkeit, zu einer Klasse von Dienstbaren zu werden, schafft für die Eingeborenen überhaupt erst ein dauerndes Existenzrecht.
Die Herrenmensch-Ideologie zeigt Wirkung. Ein Missionar schreibt über die alltäglichen Übergriffe gegen Afrikaner nach Deutschland:
Die eigentliche Erbitterung der Herero gegen die Deutschen ist, dass der Durchschnitt der Deutschen hier den Eingeborenen ansieht als ein Wesen, welches mit dem Pavian so ziemlich auf einer Stufe steht. Aus dieser Gesinnung gehen dann nur zu oft Härte, Ausbeutung und Vergewaltigung, nicht selten Totschlag hervor.
Die Justiz verweigert eine angemessene Bestrafung dieser Verbrechen. Verfahren wegen Mordes werden oft eingestellt, da Schwarze nicht als gleichwertige Zeugen gelten. Als Pläne bekannt werden, die Herero in Reservate einzupferchen, bricht der Aufstand los.
Der Krieg beginnt im Januar 1904 unter Führung von Samuel Maharero. Als es nicht gelingt, die Herero zu besiegen, wird Leutwein als Oberbefehlshaber der Schutztruppe abgesetzt. Ihm folgt ein Offizier, der sich schon in China und Ostafrika den Ruf besonderer Grausamkeit bei der Niederschlagung von Aufständen erworben hat: Generalleutnant von Trotha.
Am Waterberg, wo sich 6000 Herero-Krieger mit ihren Familien und Rinderherden versammelt haben, kommt es am 11. August zur Entscheidung. Militärisch ist unter der Übermacht der deutschen Waffen nach einem Tag alles entschieden, doch das Morden beginnt jetzt erst richtig. Trotha lässt die Überlebenden in die wasserlose Omaheke-Wüste treiben und eine mörderische Proklamation verbreiten:
Innerhalb der deutschen Grenze wird jeder Herero mit oder ohne Gewehr erschossen, ich nehme keine Weiber oder Kinder mehr auf, treibe sie zu ihrem Volk zurück oder lasse auf sie schießen.
Was folgt, ist ein bis dahin beispielloser Völkermord. Von schätzungsweise bis zu 100.000 Herero überleben nicht einmal 15.000 den Krieg. Augenzeugen berichten von den Gräueltaten:
Die Deutschen töteten Abertausende Frauen und Kinder am Straßenrand. Mütter, die ihre Säuglinge stillten. Kleine Jungen und Mädchen, Alte, die zum Kämpfen zu schwach waren. Sie erstachen sie mit ihren Bajonetten und erschlugen sie mit ihren Gewehrkolben.
Bis heute wirkt der Krieg traumatisch nach. Kein junger Herero, der nicht von seinen Eltern und Großeltern die Geschichten über den deutschen Vernichtungskrieg gehört hat. Gleichzeitig aber bietet er dem Volk der Herero, das alljährlich am Todestag Samuel Mahareros des Krieges gedenkt, ein Gefühl der gemeinsamen Geschichte und Zusammengehörigkeit. Der Staat Namibia dagegen tut sich schwer mit den Herero. Die regierende ehemalige Befreiungsbewegung Swapo ist an einer Aufarbeitung wenig interessiert, entstammen ihre Mitglieder doch größtenteils einer anderen Volksgruppe. Die Herero haben ihren Platz im eigenen Land bis heute nicht gefunden.
Ein selbstständiges Eigentumsrecht der Eingeborenen an Grund und Boden kann im Prinzip nicht anerkannt werden, weil es dazu führen würde, dass der von Natur aus minderwertige Teil dem besseren den Platz wegnimmt. Die Notwendigkeit, zu einer Klasse von Dienstbaren zu werden, schafft für die Eingeborenen überhaupt erst ein dauerndes Existenzrecht.
Die Herrenmensch-Ideologie zeigt Wirkung. Ein Missionar schreibt über die alltäglichen Übergriffe gegen Afrikaner nach Deutschland:
Die eigentliche Erbitterung der Herero gegen die Deutschen ist, dass der Durchschnitt der Deutschen hier den Eingeborenen ansieht als ein Wesen, welches mit dem Pavian so ziemlich auf einer Stufe steht. Aus dieser Gesinnung gehen dann nur zu oft Härte, Ausbeutung und Vergewaltigung, nicht selten Totschlag hervor.
Die Justiz verweigert eine angemessene Bestrafung dieser Verbrechen. Verfahren wegen Mordes werden oft eingestellt, da Schwarze nicht als gleichwertige Zeugen gelten. Als Pläne bekannt werden, die Herero in Reservate einzupferchen, bricht der Aufstand los.
Der Krieg beginnt im Januar 1904 unter Führung von Samuel Maharero. Als es nicht gelingt, die Herero zu besiegen, wird Leutwein als Oberbefehlshaber der Schutztruppe abgesetzt. Ihm folgt ein Offizier, der sich schon in China und Ostafrika den Ruf besonderer Grausamkeit bei der Niederschlagung von Aufständen erworben hat: Generalleutnant von Trotha.
Am Waterberg, wo sich 6000 Herero-Krieger mit ihren Familien und Rinderherden versammelt haben, kommt es am 11. August zur Entscheidung. Militärisch ist unter der Übermacht der deutschen Waffen nach einem Tag alles entschieden, doch das Morden beginnt jetzt erst richtig. Trotha lässt die Überlebenden in die wasserlose Omaheke-Wüste treiben und eine mörderische Proklamation verbreiten:
Innerhalb der deutschen Grenze wird jeder Herero mit oder ohne Gewehr erschossen, ich nehme keine Weiber oder Kinder mehr auf, treibe sie zu ihrem Volk zurück oder lasse auf sie schießen.
Was folgt, ist ein bis dahin beispielloser Völkermord. Von schätzungsweise bis zu 100.000 Herero überleben nicht einmal 15.000 den Krieg. Augenzeugen berichten von den Gräueltaten:
Die Deutschen töteten Abertausende Frauen und Kinder am Straßenrand. Mütter, die ihre Säuglinge stillten. Kleine Jungen und Mädchen, Alte, die zum Kämpfen zu schwach waren. Sie erstachen sie mit ihren Bajonetten und erschlugen sie mit ihren Gewehrkolben.
Bis heute wirkt der Krieg traumatisch nach. Kein junger Herero, der nicht von seinen Eltern und Großeltern die Geschichten über den deutschen Vernichtungskrieg gehört hat. Gleichzeitig aber bietet er dem Volk der Herero, das alljährlich am Todestag Samuel Mahareros des Krieges gedenkt, ein Gefühl der gemeinsamen Geschichte und Zusammengehörigkeit. Der Staat Namibia dagegen tut sich schwer mit den Herero. Die regierende ehemalige Befreiungsbewegung Swapo ist an einer Aufarbeitung wenig interessiert, entstammen ihre Mitglieder doch größtenteils einer anderen Volksgruppe. Die Herero haben ihren Platz im eigenen Land bis heute nicht gefunden.