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Vor 200 Jahren
Das Ende der spanischen Kolonialherrschaft in Chile

Argentinien war eine der ersten Kolonien, die sich von der spanischen Monarchie emanzipierten. Von dort brachen 1817 die Befreier San Martín und O'Higgins auf, um auch Chiles Unabhängigkeit zu erkämpfen. Der entscheidende Sieg der Unabhängigkeitskämpfer fand am 5. April 1818 statt.

Von Victoria Eglau | 05.04.2018
    Panorama-Ansicht des Chajnator-Plateaus in der Atacama-Wüste in den chilenischen Anden
    Panorama-Ansicht des Chajnator-Plateaus in der Atacama-Wüste in den chilenischen Anden (dpa / picture alliance / Fotoreport ESO)
    "Das Andenheer kann ruhmreich sagen: In 24 Tagen haben wir die höchsten Gebirgsketten überschritten, die Tyrannei beendet und Chile die Freiheit gegeben."
    Mit diesen Worten fasste der südamerikanische Befreier José de San Martín eine der spektakulärsten Militäroperationen der Geschichte zusammen: Die Überquerung der Anden mit mehr als fünftausend Soldaten, die er Anfang 1817 von der argentinischen Provinz Mendoza aus anführte. Im Jahr zuvor hatten die Vereinigten Provinzen des Río de la Plata, das heutige Argentinien, ihre Unabhängigkeit von der spanischen Kolonialmacht erklärt.
    Begonnen hatten die Emanzipationsprozesse in Argentinien, Chile und dem Rest Südamerikas 1810, zwei Jahre nachdem Spaniens König Ferdinand der Siebte von Napoleon abgesetzt worden war. Der Historiker Fernando Boro von der Universität Buenos Aires:
    "In Chile gab es einen Aufstand der so genannten Patrioten, der vom spanischen König eingesetzte Gouverneur musste abtreten und eine Regierungsjunta übernahm die Macht. Aber diese Revolutionäre unterlagen einige Jahre später den Truppen der spanischen Krone. Da flohen die Unabhängigkeitskämpfer nach Argentinien. Dort integrierte General San Martín sie in seine Pläne für die Anden-Überquerung, um in Chile die königstreuen Truppen anzugreifen."
    Der erste Schritt: die Anden-Überquerung
    Unter den nach Argentinien geflüchteten Chilenen war General Bernardo O'Higgins, der seit 1813 die revolutionären Streitkräfte befehligte. Ihn und die anderen chilenischen Unabhängigkeitskämpfer wollte der Argentinier San Martín, der in Europa militärisch ausgebildet worden war, unterstützen. Aber nicht nur das – San Martín hatte einen größeren Plan: die Spanier aus ganz Südamerika zu vertreiben.
    "Der erste Schritt sollte die Anden-Überquerung und der Sieg über die königstreuen Truppen in Chile sein. Und dann wollte San Martín von Chile aus über den Pazifik das Vizekönigreich Peru angreifen."
    Gemeinsam mit San Martín marschierte O'Higgins 1817 über die Anden in Chile ein und schlug die Spanier in der Schlacht von Chacabuco. Ein Jahr später, im Februar 1818, erklärten O’Higgins und andere Patrioten Chiles Unabhängigkeit. Doch die monarchischen Truppen schlugen noch einmal zurück und überraschten das Unabhängigkeitsheer Mitte März 1818 in Südchile. Die Niederlage in der Schlacht von Cancha Rayada war ein schwerer Rückschlag für San Martín und O'Higgins. Am 5. April 1818 gelang ihnen schließlich in Maipú, nahe Santiago de Chile, der entscheidende Sieg.
    "O'Higgins hatte in Cancha Rayada eine schwere Armverletzung davongetragen. Deshalb stieß er in der Schlacht von Maipú mit seiner Truppe erst ganz am Ende zum Unabhängigkeitsheer. Da waren die Kämpfe schon fast entschieden."
    Chiles Unabhängigkeit besiegelt
    Nach dem Triumph über die Spanier umarmten sich die beiden Generäle:
    "Ruhm dem Retter Chiles" pries O’Higgins den Befreier San Martín, der später über die Schlacht von Maipú sagte:
    "Eine mutigere, schnellere und ausdauerndere Offensive ist nur schwer zu finden. Aber einen energischeren, standfesteren und hartnäckigeren Widerstand hat man auch noch nie gesehen."
    Die Schlacht von Maipú besiegelte Chiles Unabhängigkeit. Und sie ermöglichte General San Martín, von Chile aus nach Peru vorzudringen. Das Vizekönigreich Peru war zu dem Zeitpunkt immer noch eine Bastion der spanischen Kolonialmacht. Bernardo O'Higgins, erster Präsident des unabhängigen Chiles, entsandte die Expedition offiziell: Im August 1820 schifften sich mehr als viertausend chilenische und argentinische Soldaten in Valparaíso an der Pazifikküste ein. Das Unterfangen war erfolgreich und führte ein Jahr später in Lima zur Proklamation der peruanischen Unabhängigkeit durch José de San Martín. Aber erst der noch berühmtere Befreier Simon Bolivar sollte die Spanier in Peru und ganz Südamerika endgültig besiegen.