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Vor Bericht der Atomkommission
Lage der Energieversorger

Wie kann der Atomausstieg finanziert werden? Ein Vorschlag der Atomkommission sieht vor, dass die vier Stromkonzerne RWE, E.On, EnBW und Vattenfall insgesamt 23,34 Milliarden Euro in einen Fonds einzahlen. Viele von ihnen haben aber mit roten Zahlen zu kämpfen.

Von Michael Braun | 27.04.2016
    Aktivisten des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) protestieren vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe (Baden-Württemberg) gegen Atomkraft.
    2022 soll der letzte Atommeiler in Deutschland vom Netz gehen. (picture alliance / dpa/ Uli Deck)
    Peter Teriums weitere Berufsweg spricht Bände: Noch ist er Vorstandsvorsitzender der RWE AG, die mit Braunkohle, Gas und noch einigen Atomkraftwerken Strom produziert. Gerade hat er zusätzlich den Spitzenjob auch bei der neuen RWE International SE angenommen. Und auf den wird er sich vom Jahresende an konzentrieren.
    Denn dort soll die Zukunft von RWE liegen, bei den erneuerbaren Energien, beim Netzmanagement und beim Stromvertrieb. Der alten RWE, so scheint es, kehrt er den Rücken, weil er ihr keine Zukunft mehr gibt. Erst vor ein paar Tagen auf der Hauptversammlung musste er vor den Aktionären eingestehen: "Unser Aktienkurs ist im vergangenen Jahr um rund 50 Prozent eingebrochen. Unsere operative Ertragslage hat sich verschlechtert. Unser Marktumfeld bleibt schwierig." Das Nettoergebnis ist voriges Jahr von 1,7 Milliarden Euro Gewinn auf 170 Millionen Euro Verlust zusammengekracht. Die Dividende fällt aus.
    Auch E.On mit roter Bilanz
    Ähnlich beim Nachbarn E.On. Dessen Vorstandschef Johannes Teyssen musste im März ebenfalls eine tiefrote Bilanz präsentieren. 2014 hatte E.On mit einem Nettoverlust von 3,2 Milliarden Euro abgeschlossen. 2015 waren die Verluste gut doppelt so hoch: "Für das Jahr 2015 verzeichnen wir einen Konzernfehlbetrag von sieben Milliarden Euro infolge hoher Wertberichtigungen in Höhe von insgesamt 8,8 Milliarden Euro, über die wir bereits berichtet hatten. Wir hatten diese Abschreibungen vor allem auf Kraftwerke vorgenommen, deren Wert durch die grundlegende strukturelle Veränderung unserer Branche stark gemindert wird."
    EnBW konnte Wertpapiere mit Gewinn verkaufen
    Auch bei EnBW sieht es nicht viel besser aus. Wertberichtigungen auf den Kraftwerkspark und höhere Drohverlustrückstellungen, weil der erzeugte Strom auch 2016 nicht so viel bringt, wie er bringen müsste, haben gut eine Milliarde Euro verschlungen. Dass trotzdem ein Konzernüberschuss von rund 125 Millionen herauskam, lag daran, dass EnBW Wertpapiere mit Gewinn verkaufen konnte.
    Das bisherige Geschäftsmodell scheint also tot. Und deshalb urteilte Guido Hoymann vom Bankhaus Metzler nüchtern über weitergehende Haftungspflichten der Konzerne für den Atommüll: "Wenn die Unternehmen für die Endlagerungskosten aufkommen müssen, wird das deren Existenz bedrohen."
    Das wollte offenbar niemand. Jedenfalls will die Atomkommission der Regierung nach übereinstimmenden Vorabberichten gleich vorschlagen, ein staatlicher Fonds solle die Kosten für die Zwischen- und Endlagerung von Atommüll übernehmen. Die vier Stromkonzerne RWE, E.On, EnBW und Vattenfall sollen in diesen Fonds nicht nur die dafür bisher angesammelten Rücklagen von 17,2 Milliarden Euro einbringen. Sie sollen zusätzliche 6,14 Milliarden Euro zahlen, insgesamt also 23,34 Milliarden Euro. Es wird also teurer. Aber es gibt eine Deckelung. Die dürfte den Konzernen die zusätzlichen sechs Milliarden wert sein.