Die Nachricht, Mariann Fischer Boel übernehme das Landwirtschaftsressort in der Barosso-Kommission, war keine 24 Stunden alt, da schlug ihr politischer Gegenwind ins Gesicht. Wie könne jemand, fragte die Opposition, der selbst eine Landwirtschaft betreibe und im Jahr knapp 60.000 Euro aus den Subventionstöpfen der EU erhalte, politisch unabhängige Entscheidungen treffen und die Reform, sprich Liberalisierung der europäischen Agrarpolitik aktiv betreiben? Mit einem Machtwort sprang der dänische Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen seiner ehemaligen Ministerin zur Seite:
Sie ist schlicht und ergreifend qualifiziert. Sie ist seit Jahren eine tüchtige Landwirtschaftsministerin. Und während der dänischen EU-Ratspräsidentschaft hat sie viel Lob für ihre Arbeit erhalten – nicht zuletzt von ihren europäischen Kollegen.
Was seither passiert ist, erinnert an eine Groteske: Mariann Fischer Boel betonte, sie besitze die Landwirtschaft, aber ihr Mann betreibe sie – er sei derjenige, der die EU-Gelder erhalte. Eine entsprechende Erklärung ihres Steuerberaters schickte Fischer Boel an den juristischen Dienst der Kommission, um alle Zweifel an ihrer Person zu zerstreuen. Die Kommission gab grünes Licht – ahnte jedoch nicht, dass nicht der Steuerberater, sondern das Büro des Ministerpräsidenten ganze Abschnitte des Schreibens diktiert hatte.
Die Presse bekam Wind, die engste Mitarbeiterin Fischer Boels, die sie als einzige der ehemaligen Mitarbeiter nach Brüssel begleiten sollte, fälschte einen Brief, wurde dabei ertappt und daraufhin aus treuen Diensten entlassen. Mitte September schließlich fand die dänische Tageszeitung Politiken heraus, das die Fischer Boels eine beträchtliche Beteiligung an einer russischen Schweinefarm verschwiegen hatten, aus der sich das Ehepaar daraufhin zurückzog. Peter Gemaelke, Vorsitzender des dänischen Landwirtschaftsverbandes, weiß heute nicht, ob er lachen oder weinen soll:
Einerseits ist das eine Affäre aus rein innenpolitischem Kalkül. Ob Mariann Fischer Boel politisch unabhängig ist, obwohl sie ein Gut besitzt, diese Frage hätte sich ja schon in ihrer Zeit als Landwirtschaftsministerin gestellt. Und auch Franz Fischler besitzt bekanntlich ja einen Hof. Andererseits aber: Wenn man sich dafür entscheidet, seine Besitzverhältnisse offen zu legen, dann dürfen solche Fehltritte, ja Dummheiten nicht passieren. Dass aber bedeutet nicht, dass ich Mariann Fischer Boel nicht voll vertraue. An ihrer Kompetenz und Unabhängigkeit besteht nicht der geringste Zweifel.
Peter Gemaelke blickt gerne auf die Zusammenarbeit mit Mariann Fischer Boel zurück. Stets habe sie ein offenes Ohr für die Interessen der Landwirte gehabt. Auf europäischer Ebene habe sie für die Liberalisierung der gemeinsamen Agrarpolitik sowie eine stärkere Regionalisierung gekämpft. Der Vorwurf, Mariann Fischer Boel habe zu enge Bande zu den Landwirtschaftsverbänden gepflegt, aber stimme keineswegs. In vielen Gremien habe sie die Anzahl der Lobbyisten zugunsten unabhängiger Experten deutlich reduziert. Den Anbau von genmanipulierten Pflanzen habe sie – auch entgegen ihrer ursprünglichen Haltung – weitestgehend gestoppt. Überhaupt, so Gemaelke, tue Fischer Boel sich schwer, politisch unpopuläre Entscheidungen zu treffen:
Hier und da hat sie heikle Angelegenheiten verschoben, ab und an hat sie Leuten einfach zu viel versprochen und sich dadurch in die politische Sackgasse manövriert. Umgekehrt hat sie ihren eigenen Kopf. Gibt es keine Anzeichen für einen Kompromiss, heißt es plötzlich, so machen wir es und nicht anders.
Mariann Fischer Boel selbst gab sich bislang eher zurückhaltend – besonders in Hinblick auf ihre konkreten politischen Ziele:
Meine Amtszeit beginnt am 1. November. Da ich großen Wert auf die Zusammenarbeit mit dem Europäischen Parlament lege, möchte ich meine Pläne zunächst dort, und nicht vorher in der Öffentlichkeit präsentieren. Außerdem ist Franz Fischler noch immer im Amt.
Besonderes Gewicht allerdings legt die designierte Kommissarin auf die Tatsache, dass ihr Ressort aus zwei Verantwortungsbereichen besteht. Die Zuständigkeit für die ländlichen Regionen betrachte sie nicht als Appendix, so Fischer Boel, sondern als gleichgewichtigen Teil ihrer Arbeit:
Ich werde mich um die Entwicklung der ländlichen Regionen im besonderen Maße kümmern. Wir müssen Brücken bauen, zwischen den Bauern und der restlichen Bevölkerung, und das allgemeine Verständnis für die Landwirtschaftspolitik fördern.
Davor aber stehen die Anhörungen im Europäischen Parlament. Und hier wird sich Mariann Fischer Boel noch die ein oder andere kritische Frage gefallen lassen müssen.
Sie ist schlicht und ergreifend qualifiziert. Sie ist seit Jahren eine tüchtige Landwirtschaftsministerin. Und während der dänischen EU-Ratspräsidentschaft hat sie viel Lob für ihre Arbeit erhalten – nicht zuletzt von ihren europäischen Kollegen.
Was seither passiert ist, erinnert an eine Groteske: Mariann Fischer Boel betonte, sie besitze die Landwirtschaft, aber ihr Mann betreibe sie – er sei derjenige, der die EU-Gelder erhalte. Eine entsprechende Erklärung ihres Steuerberaters schickte Fischer Boel an den juristischen Dienst der Kommission, um alle Zweifel an ihrer Person zu zerstreuen. Die Kommission gab grünes Licht – ahnte jedoch nicht, dass nicht der Steuerberater, sondern das Büro des Ministerpräsidenten ganze Abschnitte des Schreibens diktiert hatte.
Die Presse bekam Wind, die engste Mitarbeiterin Fischer Boels, die sie als einzige der ehemaligen Mitarbeiter nach Brüssel begleiten sollte, fälschte einen Brief, wurde dabei ertappt und daraufhin aus treuen Diensten entlassen. Mitte September schließlich fand die dänische Tageszeitung Politiken heraus, das die Fischer Boels eine beträchtliche Beteiligung an einer russischen Schweinefarm verschwiegen hatten, aus der sich das Ehepaar daraufhin zurückzog. Peter Gemaelke, Vorsitzender des dänischen Landwirtschaftsverbandes, weiß heute nicht, ob er lachen oder weinen soll:
Einerseits ist das eine Affäre aus rein innenpolitischem Kalkül. Ob Mariann Fischer Boel politisch unabhängig ist, obwohl sie ein Gut besitzt, diese Frage hätte sich ja schon in ihrer Zeit als Landwirtschaftsministerin gestellt. Und auch Franz Fischler besitzt bekanntlich ja einen Hof. Andererseits aber: Wenn man sich dafür entscheidet, seine Besitzverhältnisse offen zu legen, dann dürfen solche Fehltritte, ja Dummheiten nicht passieren. Dass aber bedeutet nicht, dass ich Mariann Fischer Boel nicht voll vertraue. An ihrer Kompetenz und Unabhängigkeit besteht nicht der geringste Zweifel.
Peter Gemaelke blickt gerne auf die Zusammenarbeit mit Mariann Fischer Boel zurück. Stets habe sie ein offenes Ohr für die Interessen der Landwirte gehabt. Auf europäischer Ebene habe sie für die Liberalisierung der gemeinsamen Agrarpolitik sowie eine stärkere Regionalisierung gekämpft. Der Vorwurf, Mariann Fischer Boel habe zu enge Bande zu den Landwirtschaftsverbänden gepflegt, aber stimme keineswegs. In vielen Gremien habe sie die Anzahl der Lobbyisten zugunsten unabhängiger Experten deutlich reduziert. Den Anbau von genmanipulierten Pflanzen habe sie – auch entgegen ihrer ursprünglichen Haltung – weitestgehend gestoppt. Überhaupt, so Gemaelke, tue Fischer Boel sich schwer, politisch unpopuläre Entscheidungen zu treffen:
Hier und da hat sie heikle Angelegenheiten verschoben, ab und an hat sie Leuten einfach zu viel versprochen und sich dadurch in die politische Sackgasse manövriert. Umgekehrt hat sie ihren eigenen Kopf. Gibt es keine Anzeichen für einen Kompromiss, heißt es plötzlich, so machen wir es und nicht anders.
Mariann Fischer Boel selbst gab sich bislang eher zurückhaltend – besonders in Hinblick auf ihre konkreten politischen Ziele:
Meine Amtszeit beginnt am 1. November. Da ich großen Wert auf die Zusammenarbeit mit dem Europäischen Parlament lege, möchte ich meine Pläne zunächst dort, und nicht vorher in der Öffentlichkeit präsentieren. Außerdem ist Franz Fischler noch immer im Amt.
Besonderes Gewicht allerdings legt die designierte Kommissarin auf die Tatsache, dass ihr Ressort aus zwei Verantwortungsbereichen besteht. Die Zuständigkeit für die ländlichen Regionen betrachte sie nicht als Appendix, so Fischer Boel, sondern als gleichgewichtigen Teil ihrer Arbeit:
Ich werde mich um die Entwicklung der ländlichen Regionen im besonderen Maße kümmern. Wir müssen Brücken bauen, zwischen den Bauern und der restlichen Bevölkerung, und das allgemeine Verständnis für die Landwirtschaftspolitik fördern.
Davor aber stehen die Anhörungen im Europäischen Parlament. Und hier wird sich Mariann Fischer Boel noch die ein oder andere kritische Frage gefallen lassen müssen.