Anfang August, telefonische Interview-Anfrage in der Pressestelle des Mainzer Bistums. Eine Mitarbeiterin bittet, die Fragen schriftlich einzureichen. 16.August, ein schriftlicher Fragenkatalog wird übersandt. Das Bistum meldet sich nicht. Telefonische Nachfragen beim Pressesprecher am 28. August, und am 3. September: Der Bischof habe noch nicht entschieden, er habe Sorge, das Thema durch immer neue Erklärungen am Kochen zu halten. Nachfrage am 7. September: noch keine Entscheidung, Nachfrage am 10. September: Der Bischof lässt eine Absage erteilen, er wolle seinen Mitbischöfen vor der Herbstvollversammlung nichts vorwegnehmen.
Und, so ist zu ergänzen, das Bistum Mainz steht selbst noch unter Schock, seit das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" Mitte Juli unter dem Titel "Vertuschen und Versetzen" über den zweifelhaften Umgang mit einem Verdachtsfall dort berichtete. Ein 28-jähriger Mann hat den inzwischen beurlaubten Pfarrer Norbert E. beschuldigt, ihn von 1988 an über zehn Jahre hinweg missbraucht zu haben. Der Pfarrer habe ihn als 15-Jährigen erstmals vergewaltigt, das Missbrauchsverhältnis sei schließlich in Hörigkeit umgeschlagen, so dass er dem Pfarrer 1995 bei dessen Versetzung vom Taunus nach Viernheim gefolgt sei. Erst ab Ende der 90er-Jahre vertraut sich Ingo anderen an, darunter auch Johannes Heibel, Vorsitzender der Initiative gegen sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen. Dass Ingo sein Schweigen erst nach Jahren brach, spricht nicht im geringsten gegen seine Glaubwürdigkeit, betont Heibel:
Bei Ingo war es ja auch so, dass das Materielle hier eine Rolle spielte. Der Priester machte viele Geschenke, hat ihm Geld geliehen oder geschenkt, das waren -zig Tausende von DM, die Ingo dann über die Jahre immer wieder bekam. Das sind natürlich alles Dinge, die ihn behindern, dass er sich jemand anvertraut, weil alle würden dann sagen‚ na, du hast ja noch Geld dafür bekommen. Das ist eine ganz schwierige Verstrickung. Diese Strategie ist sehr effektiv, und es ist ein kleines Wunder, dass der Ingo dann doch geredet hat.
Inzwischen hat der beurlaubte Pfarrer gestanden, ein sexuelles Verhältnis mit einem damals 16-Jährigen Messdiener gehabt zu haben. Das wäre nicht strafbar, und selbst ein Missbrauch wäre inzwischen verjährt. Die Bistumsspitze will nichts gewusst haben, obwohl Kardinal Lehmann offensichtlich guten Kontakt mit Pfarrer E. pflegte. Die Schülerzeitung der Viernheimer Albertus-Magnus-Schule, eines städtisch-bischöflichen Gymnasiums, veröffentlicht in ihrer jüngsten Ausgabe ein Foto von Ende der 90er-Jahre, das den Pfarrer und den Mainzer Bischof Schulter an Schulter umringt von Schülern zeigt. Herausgeber Julian Guddat erinnert sich in einem Artikel:
Es war 1995, als Norbert E. nach Viernheim versetzt wurde und neuer Schulpfarrer und Religionslehrer an der Albertus-Magnus-Schule wurde. Er wurde schnell beliebt bei den Schülern durch seine freundschaftliche Art, und er verhielt sich selbst fast wie ein Schüler. Er machte die Katholische Schülerjugend Viernheim höchst erfolgreich, organisierte Freizeiten, und seine Wohnung war ein beliebter Treffpunkt für Jugendliche, die ihm allesamt nur mit dem Vornamen anredeten.
1999 wird der beliebte Pfarrer allerdings von der Schule geworfen, sein Führungsverhalten sei problematisch, heißt es offiziell. Er geht in eine Therapie-Einrichtung für Pfarrer in seelischen Nöten, und nicht nur der Schülerzeitungsautor fragt sich, warum Führungsschwäche psychotherapeutisch behandelt werden muss. Zu dieser und anderen Fragen nimmt auch der Generalvikar des Bistums Mainz nicht Stellung. Keine Auskunft, solange die kirchliche Voruntersuchung läuft, heißt es.
Im Herbst 2000 wird Norbert E. nach Rüsselsheim versetzt, wieder als Gemeindepfarrer und Schulseelsorger. Wieder bekommt er die Pflegschaft für einen 14-jährigen schwer Erziehbaren, der bei ihm einzieht. Ob Pfarrer E. Christian missbraucht hat, untersucht zur Zeit die Staatsanwaltschaft Darmstadt. Dort soll der Junge zu Protokoll gegeben haben, der Pfarrer habe ihm unter den Pullover gefasst und am Bauch gestreichelt. Wir zitieren Ger Neuber, Sprecher der Anklagebehörde:
Sollte es zu sexuellen Übergriffen durch Streicheln gekommen sein, so ist die Frage, ob man das strafrechtlich überhaupt ansetzt.
Die Staatsanwaltschaft will das Verfahren demnächst abschließen. Mit einer Anklage ist nicht unbedingt zu rechnen, jedenfalls hat die Behörde stets davor gewarnt, den Fall zu hoch zu hängen. Aber auch wenn die Zärtlichkeiten, die Christian schildert, nicht unter die Kategorie Missbrauch fallen - von väterlicher Zuwendung zeugen sie keinesfalls, betont Johannes Heibel:
Wenn man den Fall in seiner Komplexität und Chronologie sieht, dann hat das mit väterlicher Zuwendung überhaupt nichts mehr zu tun, sondern dann werte ich das als versuchten sexuellen Missbrauch, als Versuch, die Jugendlichen zu sexualisieren, sie langsam gefügig zu machen und vorzubereiten. Wenn denn tatsächlich aktuell gesehen keine weiteren Übergriffe passiert sind, wären wir als Initiative sehr, sehr froh, weil wir dann einmal das große Ziel erreicht hätten, einen Missbrauch zu stoppen.
Johannes Heibel zeigte den Pfarrer bei der Kriminalpolizei in Rüsselsheim an. Wäre das nicht geschehen, hätte Christian weiter leiden müssen, davon ist Heibel überzeugt. Einem Spiegel-Bericht zufolge, der am Montag erscheint, hat die Initiative gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch dem Vatikan jüngst eine 170 Seiten starke Dokumentation über verschleppte Aufklärungsarbeit in deutschen Bistümern zugestellt. Darin geht es auch um den Fall im Bistum Mainz. Zitat aus dem Spiegel:
Der brisante Rom-Report bringt eine Fülle neuer Details ans Licht: So gibt es offenbar weitaus mehr und jüngere Opfer des Rüsselsheimer Pfarrers als bislang bekannt. Das berichten mehrere Zeugen, darunter auch ein Junge, der zum Zeitpunkt des von ihm geschilderten Missbrauchs 12 Jahre alt war.
Wie geht eine Gemeinde damit um, dass ihr Pfarrer im Verdacht steht, die Abhängigkeit von Schutzbefohlenen sexuell ausgenutzt zu haben? Anfrage in Rüsselsheim. Die Gemeindereferentin sagt, sie spreche für den Pfarrgemeinderat. Man habe beschlossen, keine Interviews zum Thema zu geben. Dann aber gibt die Kirchenbedienstete ausführliche telefonische Auskünfte, deren Grundaussagen sich so zusammenfassen lassen.
So lange nichts bewiesen ist, war da nichts. Dass der Pfarrer jetzt weg ist, tut uns leid, es ist wie ein Trauerfall, wir wollen in Ruhe gelassen werden. Was in den 80er-Jahren mit dem Pfarrer war, müssen wir verkraften. Angenommen, er hätte sexuellen Missbrauch auch in unserer Gemeinde angebahnt, müssten wir das auch noch verkraften. Dass er vielleicht eine Homo-Ader hatte, wäre schon schlimm genug. Wir hoffen, dass wir nicht noch mehr verkraften müssen.
Dass das bereits zugegebene Verhältnis einen Abhängigen, einen höchstens 16-Jährigen betraf - wenn das für die Staatsanwaltschaft kein Thema ist, dann ist es auch keins für die Gläubigen, lautet also die Gleichung. Wer das Opfer ist, falls sich weitere Vorwürfe bestätigen, scheint festzustehen: die Kirchengemeinde, die all das "verkraften" muss. Kein Gedanke an potentielle Opfer. Und was muss ein Missbrauchsopfer verkraften? Dazu Petra Margareta Fritz, psychologische Psychotherapeutin:
Es fühlt sich eben auch als Objekt behandelt, das hat gravierende Folgen für den eigenen Selbstwert. Ich bin ein wertvoller Mensch, dieses Gefühl können diese Kinder kaum entwickeln.
Noch einmal zurück zu Pfarrer E. Der sei auch in Rüsselsheim umstritten gewesen, gibt die Gemeindereferentin zu. Allerdings deshalb, weil er mit seiner "Fantasie, problematische Jugendliche, vor allem seinen Pflegesohn Christian, zu resozialisieren", gescheitert sei. Das habe der Pfarrer selbst gemerkt und sei in einen desolaten Zustand geraten, darüber habe es auch Gespräche mit dem Domkapitular und dem Generalvikar des Bistums Mainz gegeben. Was auch immer in Rüsselsheim geschah, die Zuständigen waren also darüber informiert. Der Fall Norbert E. - ein Fall, in dem eine strafrechtliche Wertung nicht unbedingt deckungsgleich ist mit einer moralischen. Gerade deshalb ist er wohl typisch für die große Grauzone zwischen den Fällen, die nie aufgedeckt werden, und denen, die offenkundig sind und vor Gericht mit mehrjährigen Haftstrafen geahndet werden. Etwa 300 der 18.000 katholischen Priester haben eine pädophile Neigung, schätzen Experten, ein Dutzend Verfahren sind zur Zeit in Deutschland anhängig. Seitdem die öffentliche Diskussion in Gang gekommen ist, melden sich Anrufer, die von Missbrauch und Vergewaltigung durch Priester und Kirchenbedienstete berichten, bei den verschiedensten Institutionen. Zentral ausgewertet und einheitlich behandelt werden die Vorwürfe nicht. Auch deshalb wird immer wieder der Ruf nach kirchlichen Ombudsstellen laut. Das wird auch eines der Themen auf der Herbstvollversammlung in Fulda sein. Rainer Scherschel, Personalchef des Bistums Trier, verweist auf bestehende Beratungsstellen von Caritas und Kinderschutzbund. Von einer speziellen Ombudsstelle hält er nichts.
Wenn wir einen eigenen Ombudsmann einsetzen würden, würden wir in aller Öffentlichkeit dokumentieren, dass das ein besonderes Problem unter den Priestern ist. Ich kenne keine andere gesellschaftliche Gruppe, die so etwas für ihre Gruppe macht oder machen würde, obwohl die Fälle relativ vielleicht genau so häufig sind.
Zwei Drittel der Fälle, so Expertenschätzungen, ereignen sich im erweiterten Familienkreis, die meisten Kinder werden also von Verwandten und Bekannten missbraucht, dann folgt der soziale Nahbereich Schule, Vereine und eben Kirche. Der allerdings Eltern im Vertrauen auf die hohen moralischen Qualitäten des Personals ihre Kinder mit besonders ruhigem Gewissen überlassen. Oder muss man sagen: überlassen haben? "Mein Sohn überlegte, Ministrant zu werden", erzählt ein rheinland-pfälzischer Landespolitiker, "aber ich bin ganz froh, dass er sich dagegen entscheiden hat." Wenn die Kirche verloren gegangenes Vertrauen zurück gewinnen will, muss sie sich öffnen, sagen Opferschutzvereine wie der Deutsche Kinderschutzbund. Regine Schuster vom Landesvorstand Rheinland-Pfalz:
Allerdings sind von Seiten der Kirche keine Bestrebungen deutlich geworden, zum Beispiel sich Sach- oder Fachverstand zu holen von Institutionen, die sich mit dem Thema näher oder fast alltäglich beschäftigen. Wir stellen einfach nur fest, dass es am Anfang eine Öffentlichkeit hergestellt wurde, dass Stellungnahmen verlautbart wurden, aber dass der Prozess, der vielleicht innerhalb der Kirche stattfinden müsste, noch nicht so richtig begonnen hat, unseres Erachtens.
Nachdem die US-Bischofskonferenz ein äußerst strenges Regelwerk verabschiedet hat, stehen die deutschen Bischöfe auf der Herbstvollversammlung jedenfalls unter erheblichem Druck, sich auf ein einheitliches Vorgehen in mutmaßlichen und erwiesenen Missbrauchsfällen zu verständigen, auch unter dem Druck des Vatikans. Als Mindestforderungen sind im Gespräch, dass Priester bei begründetem Verdacht künftig anzuzeigen und zu beurlauben sind. Doch schon an der Frage, wie verbindlich die neuen nationalen Richtlinien sein sollen, scheiden sich die Geister. Während im Bistum Rottenburg-Stuttgart schon länger an konkreten Regularien gearbeitet wird, sind aus den Bistümern Köln und Münster skeptische Stimmen zu vernehmen. Rainer Scherschel, Personalchef des Bistums Trier, bringt die Bedenken auf den Punkt:
Regularien in geschriebenen gesetzlichen Formen, dafür sind die Fälle dann doch zu unterschiedlich und zu individuell. Es geht um Prinzipien, die sollte man festlegen. Also das Prinzip, dass man solchen Beschuldigungen ernsthaft nachgeht, dass man nichts unter den Teppich kehrt. Dass man bei erwiesenen Straftaten die Staatsanwaltschaft einbezieht und es zu einem Gerichtsprozess kommen lässt und dass man dafür sorgt, dass Leute, die diese Veranlagung haben, beruflich nichts mehr zu tun haben. Diese Prinzipien genügen m.E. vollkommen.
Der Bischofskonferenz scheint da ein schwieriger Spagat zwischen Unverbindlichkeit und Überreglementierung bevorzustehen, Skeptiker befürchten schon einen faulen Kompromiss. Die einmütige Generallinie lautet jedenfalls "Opferschutz vor Täterschutz". Wobei dieses Prinzip äußerst konfliktträchtig ist; denn es bedeutet im Einzelfall, einen schwer Erziehbaren, der sich als Opfer bezeichnet, genauso ernst zu nehmen wie einen hoch angesehenen Gemeindepfarrer. In der Regel jedoch, so die Psychotherapeutin Petra Margareta Fritz, sind Kinder glaubwürdig:
Das Kind schämt sich dafür, es weiß in der Regel, dass man ihm nicht glaubt. Wenn ein Kind das schafft, etwas zu sagen, kann man schon in der Regel davon ausgehen, dass da etwas dran ist.
Opferschutz vor Täterschutz - bislang haben Betroffene andere Erfahrungen gemacht. In der SWR-Dokumentation "Tatort Kirche" benennt ein anonymer Täter als stärkste Erfahrung, dass die Kirche den Mantel der christlichen Nächstenliebe über seine Taten deckte. Nächstenliebe wurde Bruno Ix, heute Priester in einem Dorf bei Euskirchen, nicht zuteil, als er mit 10 Jahren einem Pfarrer erzählte, dass er von einem regelmäßigen Kirchgänger missbraucht worden war.
Die Einzelheiten kann ich heute noch kaum schildern und möchte das auch nicht. Die Tragik besteht darin, dass ich mich durch Kirche geprägt so schuldig gefühlt habe, dass ich das auch in der Beichte geäußert habe, und der Priester war dann fürchterlich wütend, und dann habe ich gedacht: O je, das war ein Verbrechen, das du begangen hast, obwohl eindeutig jener Mann der Täter und ich das Opfer war.
Bruno Ix schreibt in einem Buch darüber, wie Sexualität in der Beichtvorbereitung zum Hauptthema gemacht und verteufelt wurde. Kinder ab 8, 9 Jahren wurden bedrängt, sogenannte "Unkeuschheit in Gedanken, Worten und Taten" zu beichten, von der Fantasie bis zum Doktorspielchen wurde alles als sündhaft gebrandmarkt, eine gewaltige Grenzüberschreitung, meint der Pfarrer und bilanziert mit Blick auf sein Buch:
Ich habe unendlich viele positive Reaktionen bekommen, vor allem ganz viele Opfer haben mir geschrieben oder mich angerufen und haben mir ihre Geschichte erzählt, aber die Kirche oben ist mit keinem Wort darauf eingegangen. Und da sagen mir viele kompetente, besonnene Leute, dass das ein Skandal ist.
Immer wieder werden die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche mit deren enger Sexualmoral und dem Zölibat, der verordneten priesterlichen Ehelosigkeit, in Zusammenhang gebracht. Experten bezweifeln diesen direkten Zusammenhang. "Wir hatten in den letzten zehn Jahren auch einen Fall, in dem der Täter ein evangelischer Pfarrer war", erzählt Johnannes Heibel von der Opferinitiative: Aber die katholische Kirche tue sich schwerer, weil Sexualität tabuisiert werde.
Wenn im Priesterseminar jemand sagt: Moment mal, ich sehe ja gar nicht ein, warum ich keine Freundin haben darf, wird der junge Mann kein Priester. Und einer, der nichts sagt und verschlossen ist, aber selbst eine ungesunde Einstellung zur Sexualität hat, aber den Ausbildern einfach durchgeht, der kommt locker leicht in Amt und Würden. Das Zölibat hat zwar direkt nichts damit zu tun, so dass man sagen kann, nur weil es das Zölibat gibt, gibt es den Missbrauch durch Priester. Aber es hat indirekt sehr, sehr viel damit zu tun, weil es dieses Tabu hoch hält, einfach keinen natürlichen Filter einsetzt. Das ist einfach weg gedrückt.
Dass über Sexualität in den Priesterseminaren nicht geredet wird, dementiert der Trierer Ausbildungschef Georg Bätzing. Die Aufarbeitung der Glaubensbiografie - und dazu gehöre auch die Sexualität - sei ein wichtiger Faktor,...
...dem wir insbesondere nachgehen in einem durchlaufenden pastoralpsychologischen Curriculum, in dem es um Konfliktfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Ich-Stärkung und auch insbesondere um Selbsterfahrung geht, das heißt, mit dem in Berührung zu kommen, was mich ausmacht, das heißt mit den Schattenseiten, mit den bislang nicht angeschauten Seiten meiner Persönlichkeit und meiner Entwicklung.
Wenn der Vorwurf der Tabuisierung tatsächlich Schweigen meine, dann treffe er nicht zu.
Ich vermute aber, dass man unter Tabuisierung oft meint, Kirche passt sich dem Mainstream der Gesellschaft nicht so leicht an, und das wird so bleiben, und das ist auch in Teilen der Sexualität so,
...sagt Bätzing, der in seinem Bistum keinen Nachholbedarf an Offenheit in der Priesterausbildung erkennen kann. Inwieweit Pädophilie durch Prävention zu verhindern und inwiefern sie heilbar ist, das bleibt allerdings auch unter Experten umstritten. In der Psychologie wird diese Störung der Perversität zugerechnet:
Bei Perversität ist es so, dass die sexuelle Energie, die in jedem Menschen ist, umgeleitet wird auf ein unübliches Objekt, in dem Fall auf Kinder. Der Unterschied zwischen Perversität und Neurose ist, dass die Perversen nicht leiden. Die Gesellschaft leidet. Also wenn ich meine Perversität ausleben kann, leide ich nicht, ich stehe nicht unter einem Druck, und das ist sehr resistent gegen Therapie. Voraussetzung für Therapie ist, dass es einen Leidensdruck gibt.
Der müsse bei Pädophilen in der Regel erst erzeugt werden, so Petra Margareta Fritz – durch eine "Prämotivation" vor der Therapie. Keinesfalls trage ein Ortswechsel durch Versetzung dazu bei. Im Gegenteil, meint die Kölner Psychotherapeutin: "Die Täter reiben sich die Hände - und fangen im neuen Umfeld ungehindert wieder von vorn an."