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Vor der Landtagswahl: Sachsen-Anhalt

Die Bildungspolitik ist ein wichtiges Thema, das alle großen Parteien vor der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt für sich beanspruchen. Ein Streitthema im Wahlkampf ist es aber nicht. Lediglich in der Frage der Studiengebühren scheiden sich die Geister.

Von Verena Kemna |
    Wie in allen ostdeutschen Bundesländern sind auch in Sachsen-Anhalt die Hochschulen bei der Exzellenzinitiative des Bundes leer ausgegangen. Klaus-Erich Pollmann, Rektor der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, sieht es als klare politische Entscheidung, die er so nicht akzeptieren kann:

    " Das bedeutet für uns in Sachsen-Anhalt, dass wir uns überlegen müssen wie wir unser Angebot so stabilisieren und verbreitern, dass wir a la Longue konkurrenzfähig sind."

    Dabei haben die beiden Universitäten und die fünf Fachhochschulen in Sachsen-Anhalt bereits Strukturveränderungen hinter sich. Unter der CDU-FDP-Landesregierung hat der parteilose Kultusminister mit den Vertretern der Hochschulen Zielvereinbarungen ausgehandelt. Um die Standorte zu profilieren wurden doppelte Angebote zusammengelegt. So musste etwa die Universität in Magdeburg Lehramtsstudenten an die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg abgeben. Außerdem bekommen die Hochschulen zehn Prozent ihres Budgets nur, wenn sie die Zielvereinbarungen einhalten. Die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg verfügt über einen Jahresetat von 76 Millionen Euro.

    " Es ist unbestreitbar, dass die Hochschulen des Landes sehr knapp finanziert sind. Wir haben eine gewisse Garantie, dass wir von weiteren Kürzungen verschont werden."

    Bessere Bildungspolitik ist ein wichtiges Thema, das alle großen Parteien vor der Landtagswahl für sich beanspruchen. Ein Streitthema im Wahlkampf ist es nicht. Lediglich in der Frage der Studiengebühren scheiden sich die Geister. Nur die Parteien der Regierungskoalition aus FDP und CDU sind dafür. Schon jetzt müssen Langzeitstudenten in Sachsen-Anhalt zahlen. Das ist nicht im Sinne der Sozialdemokraten, noch sind sie Oppositionspartei. Doch die Prognosen stehen gut für eine Koalition mit der CDU. Wenn es so kommt, will die SPD ein Sonderprogramm einführen, damit möglichst viele Abiturienten aus Sachsen-Anhalt sich für ein Studium entscheiden.

    Ebenso auf der Oppositionsbank, die Linkspartei mit wenig Chancen auf eine Regierungsbeteiligung, aber mit großen Plänen. So wollen die Linkssozialisten mit 30 Millionen Euro, den Jahresetat der Hochschulen aufstocken. Dabei hat das Land 17 Milliarden Schulden und die höchste Pro-Kopf-Verschuldung aller ostdeutschen Bundesländer. Einig sind sich alle großen Parteien, wenn es um Forschungsgelder geht. Universitätsrektor Klaus-Erich Pollmann bleibt skeptisch.

    " Forschungsförderung ist unbestritten und muss von allen anstehenden Haushaltskürzungen ausgenommen werden. Wir werden sehen, wie lange das Bestand hat, denn das ist in der Tat Voraussetzung dafür, dass die Universitäten in Sachsen-Anhalt in Zukunft exzellenzfähig werden."

    Langfristig müssen sich die Hochschulen außerdem auf schwierige demographische Bedingungen einstellen. Derzeit hat Sachsen-Anhalt 47.000 Studenten. Noch, denn in spätestens zehn Jahren werden es nur noch halb so viele sein, so lautet die Prognose der Demoskopen. Das Szenario in den alten Bundesländern sieht ganz anders aus: Dort reichen die Kapazitäten an den Hochschulen nicht aus und so gibt es eine Chance für den Osten. Universitäten und Fachhochschulen in Sachsen-Anhalt könnten von der bedrohlichen Abwanderung sogar profitieren - vorausgesetzt, dass ein Student beispielsweise von München nach Magdeburg zieht.

    " Wer also in großer Zahl potentielle Studenten exportiert, weil er im Land die Studienplätze nicht vorhalten kann, der sollte in gewisser Weise für die Kosten gerade stehen. Das kann man mit anderen Dingen verrechnen. Ich halte es für sehr sinnvoll, eine solche Diskussion zu beginnen. "