Vor der TV-Debatte
Die Bürger Europas haben die Wahl

Premiere für Europa: Erstmals treffen heute Abend (21 Uhr) in Brüssel alle fünf Spitzenkandidaten der europäischen Parteienfamilien bei einer TV-Debatte aufeinander. Eine Woche vor der Europawahl wollen die Kandidaten noch einmal ihre Standpunkte erklären und Unterschiede deutlich machen. Im Live-Stream übertragen wir sowohl die Originaldebatte als auch die deutsche Verdolmetschung.

    Phasenweise haben sie auf Angriff geschaltet, aber in vielen Punkten waren sich die Spitzenkandidaten der europäischen Parteien bei den bisherigen Debatten einig. Martin Schulz (Sozialdemokraten), Jean-Claude Juncker (Konservative), Guy Verhofstadt (Liberale) und Ska Keller (Grüne) haben schon in zwei öffentlichen Aufeinandertreffen über den richtigen Kurs für Europa gestritten – doch allzu hart sind sie mit der Brüsseler Politik dabei nicht ins Gericht gegangen. Alle vier Kandidaten sind schließlich seit mindestens fünf Jahren Mitglied des Europaparlaments.
    Wenn heute Abend um 21 Uhr mit Alexis Tsipras auch der Spitzenkandidat der Europäischen Linken am Debatten-Pult steht, dürfte sich die Atmosphäre aber wandeln. Die Rettungspolitik der Europäer hält Tsipras für verfehlt, viele Entscheidungen Brüssels für falsch.
    Ausgestrahlt wird die von der RAI-Journalistin Monica Maggioni moderierte Debatte in ganz Europa. Die Zuschauer können sich über Twitter an ihr beteiligen. Über den Hashtag #telleurope hoffen die Veranstalter auf Themenvorschläge und kritische Kommentare.
    In Deutschland übertragen Deutschlandfunk und phoenix ab 21 Uhr die 90-minütige Eurovisions-Debatte.

    Ab 21 Uhr Videostream: Originalversion (direkter Link für mobile Geräte)
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    Ab 21 Uhr Livestream: Deutsche Fassung (Stream im neuen Fenster)

    Die Kandidaten im Überblick:

    Jean-Claude Juncker (59) ist Spitzenkandidat der christdemokratischen Europäischen Volkspartei (EVP) für die Europawahl Ende Mai. Er war von 1995 bis 2013 Premierminister von Luxemburg und stolperte über eine Geheimdienst-Affäre. Europaweit bekannt wurde Juncker als "Mister Euro": Von 2005 bis 2013 saß er der Gruppe der Euro-Länder vor und war damit einer der wichtigsten Akteure in der Finanzkrise. Der gelernte Jurist spricht neben Letzeburgisch auch fließend Deutsch, Französisch und Englisch.
    Der Spitzenkandidat der SPD für die Europawahl Martin Schulz bei einer Wahlkampfveranstaltung in Dortmund.
    Martin Schulz (58) ist seit Januar 2012 Präsident des Europäischen Parlaments, dem er seit 1994 angehört. Zehn Jahre führte er dort die Fraktion der Sozialdemokratischen Partei Europas (SPE). Im März wählte die SPE Schulz auf einem Parteitag in Rom zum Spitzenkandidaten für die kommende Europawahl. Im Fall eines Sieges beansprucht Schulz das Amt des Präsidenten der Europäischen Kommission. Der gelernte Buchhändler aus Würselen bei Aachen spricht Englisch und fließend Französisch.
    Der Spitzenkandidat der Europäischen Liberalen Guy Verhofstadt während einer Rede in Spanien.
    Guy Verhofstadt (61) ist als Belgier schon seit Jahren in Brüssel zuhause. Neun Jahre lang, von 1999 bis 2008, regierte der Liberale von hier als Ministerpräsident sein Heimatland. Seit seinem Einzug ins Europaparlament 2009 ist der gelernte Anwalt Vorsitzender der liberalen Fraktion. Als belgischer Regierungschef stand Verhofstadt für einen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Reformkurs – im Wahlkampf für die Europawahlen setzt der Flame, der auch Englisch und Französisch spricht, auf eine noch engere Integration der EU.
    Spitzenkandidatin: Franziska "Ska" Keller führt Europas Grüne in die Europawahl
    Ska Keller (32) ist die jüngste Spitzenkandidatin im Wahlkampf. In ihrer Heimat Deutschland bislang eher unbekannt, zog die frühere Landesvorsitzende der Grünen in Brandenburg 2009 ins Europaparlament ein. Für die Auswahl ihres Spitzenkandidaten-Duos (neben Keller tritt auch Globalisierungskritiker José Bové aus Frankreich an) organisierten die Grünen als einzige Partei eine Vorwahl im Internet. Keller studierte Judaistik, Islamwissenschaft und Turkologie. Sie spricht Englisch, Französisch, Spanisch, Türkisch und Arabisch.
    Der Spitzenkandidat der Europäischen Linken Alexis Tsipras
    Alexis Tsipras (39) verfügt als einziger Spitzenkandidat bislang über keine Parlamentserfahrung in Brüssel. Der Senkrechtstarter der griechischen Politik verdankt seine Bekanntheit vor allem seinem Protest gegen die von den ausländischen Geldgebern geforderte Sparpolitik in seinem Land. Der 39-Jährige, der als ausgezeichneter Rhetoriker gilt, ist seit 2008 Vorsitzender der Linkspartei Syriza. Wichtiger als das Amt des Kommissionspräsidenten, um das sich Tsipras als Spitzenkandidat theoretisch bewirbt, dürfte dem Athener aber der Sturz der eigenen Regierung in Griechenland sein.