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Vorbeugen statt heilen

Hamburg, an einem Nachmittag in einer Gesamtschule. Hier trifft sich eine Gruppe des mittlerweile bundesweiten Vereins "Moby Dick". Er hat sich dem Kampf gegen das Übergewicht schon bei Kindern verschrieben. Acht bis zehn übergewichtige - oder ganz einfach zu dicke Kinder wollen zusammen Spaß haben und abnehmen. Gründe dafür gibt es genug:

Von Detlef Grumbach |
    Ja beim Sport zum Beispiel werde ich immer als letzter ausgewählt. Auch heute noch. Und ich kann nicht so lange mithalten mit den anderen.
    Manchmal tun die Fersen ein bisschen weh, aber das geht auch nach ein oder zwei Tagen wieder vorbei.


    Übergewicht ist oft die Ursache von Hänseleien, Kränkungen und dann: von Vereinsamung. Aber auch für Rückenbeschwerden und den frühen Verschleiß der Gelenke, für Herzkreislauferkrankungen und – auch schon bei Kindern! – für Altersdiabetes.

    Wer erst einmal krank ist, muss zum Arzt gehen. Prävention oder auch Gesundheitsförderung setzt eher ein. Damit Krankheiten vermieden werden, damit die Menschen länger gesund bleiben. In den Gruppen von Moby Dick heißt das: gesunde Ernährung und Bewegung. Anderthalb Stunden Sport, dann Ernährungslehre, gemeinsames Kochen und Essen.

    In einer Gesellschaft, in der immer mehr Menschen immer älter werden und die Kosten im Gesundheitssystem rasant ansteigen, wird Prävention immer wichtiger. Schon lange finanzieren die Krankenkassen Maßnahmen, um Krankheiten frühzeitig zu erkennen. Sie schulen Patienten und bieten vereinzelt sogar Fitness-Training an. 51 Cent je Versicherten müssen die Kassen dafür ausgeben, den allgemeinen Gesundheitszustand ihrer Patienten zu verbessern. So wurde es durch die Gesundheitsreform im Jahr 2000 festgelegt. In ganz unterschiedlichen Bereichen des Alltags, im Stadtteil, im Wohnumfeld und am Arbeitsplatz: überall soll die Gesundheit der Menschen erhalten und gefördert werden. Sie soll eine tragende Säule im Gesundheitswesen der Zukunft sein.

    Gesundheitsministerin Ulla Schmidt hat daher einen Gesetzentwurf erarbeiten lassen, der zur Zeit im Bundestag beraten wird. Sein Ziel ist es, die Prävention zur Pflichtaufgabe von Krankenkassen, Renten-, Unfall- und Pflegeversicherung zu machen. Gesundheitliche Risiken sollen frühzeitig erkannt und gebannt werden. Der Ausbruch von unvermeidlichen Krankheiten soll möglichst hinausgezögert werden. Die Menschen sollen sich mehr um die eigene Gesundheit kümmern, damit es ihnen auch im Alter besser geht. Und auch, damit Kosten gespart werden. Kosten für die Behandlung, für Berufsunfähigkeitsrenten oder für die Frühverrentung. Und Kosten in den Betrieben, die viel Geld verlieren, wenn Arbeitskräfte wegen Krankheit ausfallen. Gerade in den Betrieben wurden in den letzten Jahren schon gute Erfahrungen mit der Prävention gesammelt. Ein Beispiel dafür ist die Firma Heinz Sander Bau GmbH. Für ihr Engagement hat sie vor zwei Jahren den Hamburger Gesundheitspreis erhalten.

    Die Bau-Branche führt die Statistiken bei Arbeitsunfällen, Krankenstand und Berufsunfähigkeit an. In allen anderen Branchen steigt mit zunehmendem Alter der Beschäftigten die Hoffnung, dass sie gesund und munter in Rente gehen. Bei Maurern, Zimmerleuten und anderen Bauarbeitern jedoch sinkt diese Hoffnung. Thomas Hatje, Polier und Sicherheitsbeauftragter bei Sander-Bau:

    Das liegt daran, dass die Leute sich die Sachen auf der Arbeit schwer machen, so dass das körperlich anstrengend ist und der Gesundheit schadet. Man arbeitet viel mit Staub und Dreck, und die Leute achten da nicht drauf. Das ist der Schwerpunkt Nr. 1. Nr. 2: Bewegung. Das bisschen, das sie sich bewegen, das reicht nicht aus. Das ist ja immer das gleiche. Wenn jetzt ein Maurer ins Fitness-Studio gehen würde, der kriegt auf jeden Fall Muskelkater. Weil die Muskeln sind ja nicht alle beansprucht jeden Tag. Das sind immer die gleichen Bewegungen am Tag, und Krankheiten am Bau sind meistens Rückenprobleme, und mit den Knien haben sie Probleme.

    Hinzu kommen schädliche Chemikalien in Zement und anderen Baustoffen. Sie führen oft zu Hautkrankheiten. Und erst die Arbeitsunfälle! Häufige Ursache dafür: die Sicherheitsbestimmungen werden nicht eingehalten. Irgendwann war bei Firmenchef Sander der Punkt erreicht, an dem er unbedingt etwas verändern wollte. Er hat den technischen Beratungsdienst der Bau-Berufsgenossenschaft ins Haus geholt, hat die Firma auf Schwachstellen durchforsten und seine Mitarbeiter über Sorgen und Nöte reden lassen. Er hat sie während der Arbeitszeit geschult und zusätzlich Gutscheine für ein Fitness-Center ausgegeben.

    Damals fing das an, da waren die Arbeitsunfälle in der Firma auch häufig, oder ab und zu mal, und da hat der Chef gesagt, er achtet mehr darauf, er geht einen anderen Weg. Und das hat sich nach ein, eineinhalb Jahren bewährt, oh, das bringt ja etwas, die Rate der Arbeitsunfälle wird weniger. Die Leute haben natürlich erst gesagt, wieso, aber sie wurden darauf hingewiesen, die wurden geschult, dass sie das in den Kopf reinkriegen, und wenn Sie jetzt jeden in der Firma fragen, sagen die, ja, das war richtig, dieser Weg. Das war richtig. Gut, dass ich damals Gesichtsschutz hatte, wo ich was geflext habe, und mir ist was um die Ohren geflogen. Aber man muss das erst mal lernen und den Leuten das beibringen alles. Da gibt es natürlich andere Firmen, die stecken da kein Geld rein, die achten da nicht drauf. Denen ist das egal. Du machst deine Arbeit, egal wie, interessiert mich nicht. So geht’s natürlich auch.

    Bei diesem Gesetz wird es darum gehen, die Prävention, die Gesundheitsförderung, zu einer Pflichtaufgabe zu machen.

    So Helga Kühn-Mengel, die Patientenbeauftragte des Deutschen Bundestags, über die Qualität der Gesundheitsförderung, die jetzt erreicht werden soll.

    Wir wissen, dass 20 Prozent der Versicherten etwa 80 Prozent der Kosten verursachen im Gesundheitssystem, und wir wissen, dass ein Teil dieser Kosten verhindert werden könnte. Wir wissen, dass ein beachtlicher Teil der Patientinnen und Patienten wesentlich mehr an Leben und an Lebensqualität gewinnen könnte, wenn wir die Prävention stärken würden. Ich will ein paar Beispiele dafür nennen. Bereits eine Verringerung der chronischen Rückenerkrankungen um zehn Prozent würde zu einer Kosteneinsparung bei den Sozialversicherungen führen von 1,5 Milliarden Euro im Jahr. Und wenn wir die Folgen unzureichender Früherkennung bei Diabetes verhindern könnten – das sind Amputationen, Erblindungen, Nierenerkrankungen – könnten wir Kostenreduzierungen in Höhe von drei Milliarden Euro im Jahr erreichen. Das sind Zahlen, die uns ja auch zum Handeln zwingen.

    Bemüht sich der Mensch beispielsweise durch Sport oder gesunde Ernährung fit und gesund zu bleiben, spricht der Fachmann von Primärprävention. Liegen schon erste Symptome vor, wie bei den übergewichtigen Kindern der Moby-Dick-Gruppe, setzt die Sekundärprävention ein: Hier geht es darum, frühzeitig gegenzusteuern und zu vermeiden, dass die Gesundheit noch weiter geschädigt wird. Und dann gibt es noch die so genannte Tertiärprävention. Sie ergänzt die Rehabilitation: Die Patienten sollen lernen, mit ihren Krankheiten und deren Folgen möglichst erträglich zu leben. Auf diese Weise soll durch das neue Gesetz vermieden werden, dass jemand frühverrentet werden muss oder pflegebedürftig wird.

    In dem geplanten Gesetz geht es vor allem um die Stärkung der Primärprävention - und hier besonders darum, die Maßnahmen auf bestimmte, besonders wichtige und Erfolg versprechende Bereiche zu konzentrieren. Denn drei Trends bestimmten das Geschehen, so Rolf Rosenbrock, Professor am Wissenschaftszentrum Berlin und Mitglied des Sachverständigenrats für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen:

    Wir haben zum einen eine immer älter werdende Bevölkerung, aber diese älter werdende Bevölkerung wird auch immer gesünder älter. Das heißt, die heute 75-Jährigen sind im Durchschnitt so gesund wie die 70-Jährigen vor acht Jahren. Der zweite Trend ist, dass die Krankheiten und Sterbegründe sich immer mehr auf wenige chronische und degenerative Erkrankungen konzentrieren, an der Spitze Herz-Kreislauferkrankungen, Krebserkrankungen, Musculus-skeletare Erkrankungen, psychische Erkrankungen, die drei Viertel des Krankheits- und Sterbegeschehens erklären. Und der dritte große Trend ist die sozial bedingte Ungleichheit von Gesundheitschancen. Wenn wir heute die in Deutschland lebende Bevölkerung in fünf gleich große Schichten aufteilen nach den Merkmalen Einkommen, Stellung im Beruf und Bildung, dann haben wir festzustellen, dass Menschen aus dem untersten Fünftel ein ungefähr doppelt so hohes Risiko tragen, vorzeitig zu sterben oder ernsthaft zu erkranken. Im Schnitt macht das einen Unterschied zwischen fünf und sieben Jahren zwischen oben und unten aus, und hinzu kommen noch fünf bis sieben Jahre behinderungsfreies Leben.

    Wie sich soziale Benachteiligungen auf die Gesundheit auswirken, erläutert Dr. Christiane Petersen, Schulärztin in Hamburg. Sie hat das Konzept der Moby-Dick-Gruppen entwickelt und stellt besorgt fest, dass sich der Anteil der übergewichtigen Kinder in den letzten zwanzig Jahren vervierfacht hat. Kummerspeck kennt zwar keine sozialen Schranken, und auch reiche Leute können dick werden. Doch hat Christiane Petersen in langen Beobachtungen festgestellt,

    …dass am stärksten betroffen war die Gruppe der ausländischen Mädchen um die vierzehn – die hatten vor fünf Jahren schon 38 Prozent Übergewichtige. Dann habe ich selbst mal versucht zu analysieren, wo viele Übergewichtige stecken, wo wenige Übergewichtige stecken. Und dort konnte man sehr deutlich nachweisen, dass in den Hauptschulen viel mehr übergewichtige Kinder sind als an den Gymnasien. Auch das hat etwas mit dem sozialen Status zu tun. Das war das Zweite, das festgestellt wurde. Das Dritte war: In Hamburg Mitte, das ist der Stadtteil, der nachweislich den schlechtesten sozialen Status hat, gibt es prozentual die meisten übergewichtigen Kinder. An zweiter Stelle lag Hamburg-Harburg, und das war der mit der Sozialstruktur, die am zweitschlechtesten war.

    Erfolgreiche Prävention – dabei denkt man schnell an Kampagnen wie die zur Einführung der Sicherheitsgurte in den sechziger Jahren oder an die Trimm-Dich-Bewegung in den Siebzigern oder an die Safer-Sex-Kampagnen zur Verhütung von Aids-Infektionen. Jetzt sollen neben solchen bundesweit organisierten Aufklärungs- und Werbefeldzügen vor allem so genannte Settingansätze gestärkt werden, das heißt: die Prävention der Zukunft ist mitten in der Lebenswelt verankert, also in den Schulen, in sozialen Brennpunkten, in Betrieben. Wenn bekannt ist, in welchen Lebens- oder Arbeitszusammenhängen sich bestimmte Risiken häufen, soll das Thema Gesundheit gerade dort auf der Tagesordnung stehen. Wie das funktionieren kann, zeigen gerade die Erfahrungen in Betrieben. Dazu noch einmal Präventionsexperte Rolf Rosenbrock.

    Also das Herzstück betrieblicher Gesundheitsförderung ist der Gesundheitszirkel. Da versammeln sich informell von der Belegschaft bestimmte, ausgewählte oder delegierte acht bis zehn Leute unter professioneller Moderation und unterhalten sich darüber, was an der Arbeit gut organisiert ist und was an der Arbeit schlecht organisiert ist und was man besser machen könnte und was man noch besser machen könnte.

    Schon kleine organisatorische Maßnahmen können das Betriebsklima verbessern und Stress abbauen – eine wichtige Aufgabe, weil sich der Anteil der psychischen Störungen an den Berufskrankheiten verdoppelt hat. Sie sind mittlerweile der dritthäufigste Grund für Krankheiten, so der Bundesverband der Betriebskrankenkassen. Aber auch andere Risiken, die den Mitarbeitern bekannt sind, über die aber sonst nicht gesprochen wird, können verringert werden. Und manchmal geht es nur darum, ganz einfache Vorschriften des Arbeitsschutzes durchzusetzen, wie Schutzmasken tragen oder keinen Alkohol trinken - Vorschriften, um die sich oft niemand so recht kümmert. Was bei einem Gesundheitszirkel auch schon mit sehr geringem finanziellen Aufwand herauskommen kann, erklärt Rosenbrock am Beispiel eines Berliner Verkehrsbetriebes.

    Da stellte sich heraus, dass die Firma sehr, sehr teure Sitze angeschafft hatte, um Rückenschmerzen zu vermeiden, aber niemals war den Beschäftigten, den Fahrern, erklärt worden, wie man diese Sitze ordentlich verstellt und anpasst. Niemals war den Beschäftigten die Möglichkeit eingeräumt worden, selbst Einfluss darauf zu nehmen, wer mit wem zusammenarbeitet. Niemals war darauf geachtet worden, dass Busfahrer an Endhaltestellen in der Regel keine Möglichkeit haben auszutreten und wirklich mal fünf Minuten Pause zu machen, ohne dass ihnen die Fahrgäste schon wieder an die Scheibe klopfen. Das heißt, sowohl auf der technischen Seite wie der organisatorischen Seite wie der psychosozialen Seite wie der betriebsorganisatorischen Seite kamen aus dem Gesundheitszirkel Vorschläge, die, wenn man sie hört, man sich fragt, ja warum wurde das nicht längst vorher umgesetzt? Das liegt aber einfach daran, dass in der Arbeitswelt Hunderte von Sachverhalten existieren an jedem Arbeitsplatz, die man anders und besser machen könnte, wo sich aber keiner drum kümmert und die nur dann zum Thema werden, wenn man die Beschäftigten selbst zum Sprechen bringt.

    Solche Erfahrungen sollen jetzt auch auf sozial benachteiligte Stadtteile übertragen werden. Zum Beispiel in Hamburg-Lurup. Hier hatte sich lange Zeit kaum jemand um das Thema Gesundheit gekümmert. Bis die Behörden es innerhalb des Projektes "Gesunde soziale Stadt" auf die Tagesordnung setzten und fast alle Einrichtungen und Initiativen des Stadtteils um einen Tisch versammelten: von der Mieterinitiative bis zur öffentlichen Bücherhalle, vom Kindergarten bis zum Sportverein, von der freiberuflichen Yoga-Lehrerein bis zu Vertretern von Moby Dick. Und alles kam dann auf den Tisch: die Belastungen, Risiken, Chancen und Möglichkeiten. Was kann die Yoga-Lehrerin anbieten, wenn eine Schule die Turnhalle zur Verfügung stellt? Wie können andere Menschen im Stadtteil davon profitieren, dass die vorwiegend älteren Mitglieder der Mietergruppe Klönschnack gemeinsam kochen? An welcher Schule besteht womöglich Bedarf an einer Gruppe von Moby Dick und wo können, wenn es finanziert wird, die Mitarbeiter des Vereins auch Kochkurse und Ernährungslehre für alle Kinder anbieten, also nicht nur für die, die schon zu dick sind? Klaus-Peter Stender von der Behörde für Wissenschaft und Gesundheit:

    Es geht deshalb darum, in diesen Stadtteilen mit den Institutionen zusammen das Thema Gesundheitsförderung stärker zu thematisieren, damit beispielsweise in Kindertagesstätten das Thema Ernährung auf den Stundenplan kommt, dass wir uns angucken, wie spielen die Kinder? Thema Bewegung: Wie ist die Bewegungssituation? Gibt es Möglichkeiten, außerhalb der Wohnung Spielflächen zu finden, sich mit anderen zu treffen? Es geht in den Schulen darum, das Thema Gesundheit, Bewegen auf dem Schulhof oder auch die Ernährungssituation zu verbessern, es geht darum, auch in den Elternschulen das Thema Gesundheit stärker an die Eltern heranzutragen. Das heißt, der Versuch dieses ganzen Projektes ist es, das Thema Gesundheit an die einzelnen Einrichtungen in einem Stadtteil anzudocken, die eigentlich jeweils andere Hauptzwecke haben, aber das Thema Gesundheit sozusagen als Zusatznutzen in ihre Arbeit integrieren.

    Wenn Prävention mit Erfolg durchgeführt werden soll, kostet das Geld. Es lässt sich aber auch sehr viel Geld sparen. So freut sich das niedersächsische Gesundheitsministerium über die Erfolge, die Rückenschulungen für besonders gefährdete Arbeitnehmer gebracht haben. Diese Maßnahmen kosten nicht viel – aber gut 18 Tage pro Jahr fehlten die Menschen danach weniger bei der Arbeit. 2,6 Milliarden Euro pro Jahr, so das Bundesgesundheitsministerium, lassen sich durch Prävention im Gesundheitswesen einsparen – die Produktionsausfälle noch nicht einmal eingerechnet. Dieses Sparpotential kann allen Kostenträgern im sozialen Sicherungssystem zu Gute kommen. Deshalb, so die Patientenbeauftragte Helga Kühn-Mengel, soll jetzt erreicht werden,

    …dass Prävention eine Gemeinschaftsaufgabe werden muss. Die Krankenkassen haben hier viele wirklich positive Projekte installiert, sie haben die betriebliche Gesundheitsförderung zu einem ganz wichtigen Sektor ausgebaut, und in diesem Bereich wird eine Menge geleistet, was die Menschen gar nicht so mitkriegen. Aber das genügt nicht. Und deswegen haben wir gesagt, alle Zweige der Sozialversicherung, die auch davon profitieren von Prävention, sollen hier herangezogen werden.

    250 Millionen Euro sollen künftig pro Jahr für primäre Prävention ausgegeben werden. 180 Millionen Euro davon sollen die gesetzlichen Krankenkassen beisteuern, 40 Millionen Euro entfallen auf die gesetzliche Rentenversicherung, 20 Millionen auf die gesetzliche Unfallversicherung und 10 Millionen Euro auf die Pflegeversicherung. Es geht also um viel Geld und damit auch um Macht und Einfluss. Damit die Ziele des Gesetzes aber nicht im Gerangel um Kompetenzen auf der Strecke bleiben, soll eine gemeinsamen "Stiftung Prävention und Gesundheitsförderung" die Gelder verwalten. Bund, Länder und Kostenträger sitzen in der Stiftung zusammen und sollen – so sieht es der Gesetzentwurf vor – tatsächlich eine Gemeinschaftsaufgabe meistern.

    Wer die Ziele wirklich erreichen will, wer ein Potential von 2,6 Milliarden Euro im Gesundheitswesen einsparen will, müsse aber zunächst einmal deutlich mehr Geld ausgeben. Das meinen Skeptiker. Außerdem kritisieren sie, dass die privaten Versicherungen und ihre Kundschaft an der Finanzierung nicht beteiligt werden sollen. Dennoch sind die neuen Ansätze in der Prävention sinnvoll, stehen die Chancen gut, dass hier wirklich etwas erreicht werden könnte. Denn bei denen, um die es am Ende geht, kommt die Botschaft durchaus an. Das zeigt ein Betrieb wie die Heinz Sander Bau GmbH, das zeigen auch die Kinder in den Gruppen von Moby Dick:

    Man kann sich das Leben leichter machen. Wie fasse ich eine Arbeit an. Man kann das auch mit zwei Mann machen, wenn mehrere Leute auf der Baustelle sind. Sag mal, Kollege, komm mal her, pack hier mal mit an. Man kann das auch alleine machen. Das ist natürlich schwieriger, das aus dem Kreuz rauszuholen. Da fasst man mal mit an, das dauert eine Minute, und dann ist das viel leichter für jeden. Aber man muss sich auf der Baustelle die Kopfarbeit machen, wie gehe ich so eine Arbeit an. Wenn man das drauf hat, hat man es leichter. Ich habe das ja auch gelernt und weiß, dass das ja auch Sinn macht alles.

    Abgenommen habe ich nicht, aber ich habe weniger Fettgehalt im Körper. Ich habe mein Fett in Muskeln umgewandelt.
    – Heute haben wir Brennball gespielt, und da bewegt man sich sehr viel. Weil man Runden laufen muss. Da kommt man ganz schön ins Schwitzen.