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Vorbilder, Mentoren und Idole in der Musik
"Dem konnte man sich nicht entziehen"

Sie fördern und fordern, sind Vertraute und Mutmacher, vermitteln technisches Know-how und tiefes Verständnis für die Kunst. Doch was zeichnet Vorbilder in der Musik aus? Wie entsteht ein gelungenes Lehrer-Schüler-Verhältnis? Können auch Idole gute Lehrer sein oder sind sie unerreichbare Projektionsflächen, die zu immer neuen Höchstleistungen antreiben?

Von Sylvia Systermans | 26.10.2015
    Der deutsche Pianist Lars Vogt spielt an einem Flügel in der Philharmonie in Köln
    Geprägt von seinem Lehrer, prägend als Lehrer: Lars Vogt (picture alliance / dpa / Hermann Wöstmann)
    "Als Lehrer muss ich gut einschätzen können, welcher Student was braucht": Jonas Bylund weiß, wovon er spricht. Seit 20 Jahren unterrichtet der schwedische Soloposaunist an der Hochschule für Musik in Hannover. Für viele seiner Zöglinge war und ist er Lehrer, Mentor, Vorbild und Freund in einer Person. Etwa für die Mitglieder der heute international gefragten Trombone Unit, denen er bei der Gründung als Mentor zur Seite stand. Weit über ein Lehrer-Schüler-Verhältnis hinaus ging auch die Beziehung von Pianist Lars Vogt und seinem Lehrer Karl-Heinz Kämmerling. Als der berühmte Klavierprofessor 2012 überraschend starb, trat Lars Vogt dessen Nachfolge an. War Karl-Heinz Kämmerling für ihn pädagogisches Vorbild? Oder geht Lars Vogt als konzertierender Pianist im Unterricht mit seinen Studenten eigene Wege? Nicht jeder Lehrer taugt zum Vorbild, unterstreicht Bratschistin Monika Henschel: "Jemand muss uns tief berühren, damit er für uns zum Vorbild wird. Das sind keine bewussten Entscheidungen." Sie war noch ein Kind, als der Dirigent Sergiu Celibidache zwei Jahre im Haus der Henschel-Familie wohnte. "Mit ihm kam ein Vorbild in unser Leben, dem man sich gar nicht entziehen konnte."