In besten Verhältnissen aufgewachsen, war sie - nach damaligen wie heutigen Verhältnissen - eine sehr ungewöhnliche Frau. Zu einer Zeit, als derlei für Frauen vollkommen unüblich war, eignete sie sich so detaillierte Kenntnisse der Physik an, dass sie Newton korrigieren konnte: Emilie du Chatelet, geboren am 17. Dezember 1706. An Selbstbewusstsein fehlte es ihr nie; in einem Brief an Friedrich II. schrieb sie:
"Wenn ich meine Gaben zusammenzähle, so darf ich wohl sagen, dass ich niemandem unterlegen bin."
Das war noch nicht einmal übertrieben. Voltaire, Frankreichs literarischer Stern, war lange mit ihr glücklich:
"Wahrhaftig: Emilie ist die göttliche Geliebte - ausgestattet mit Schönheit, Witz, Mitgefühl und allen anderen weiblichen Tugenden."
Als Voltaire und sie einander kennen gelernt hatten, war sie schon mit Monsieur du Chatelet verheiratet, einem Berufssoldaten, der gegen die Liaison seiner Frau mit dem Dichter wenig einzuwenden hatte und erlaubte, dass die beiden sein verfallenes Schlösschen bei Cirey in der Champagne zu einem Refugium ausbauten, wo sie unter anderem der Wissenschaft frönen konnten. Beim gemeinsamen Versuch - einer Ausschreibung der französischen Akademie der Wissenschaften folgend - die Natur des Feuers zu erkunden, war Emilie Voltaire weit voraus. Während Voltaire ungeschickt und wenig systematisch experimentierte, beschränkte die Marquise sich darauf, ihr bekannte Phänomene theoretisch weiter zu spinnen - mit erstaunlichem Erfolg. Wenn Licht mit seiner bekannt hohen Geschwindigkeit auf die Erde trifft und eine Masse hätte, müssten die Folgen verheerend sein. Das aber war nirgendwo zu sehen. Also musste Licht masselos sein. Das liegt dicht an der Deutung, die wir heute für wahr nehmen.
Schließlich waren Emilie du Chatelet und Voltaire einander leid:
"20 Jahre war ich glücklich mit dem Mann, der meine Seele gefesselt hatte. Dieses Glück habe ich verloren. Und nichts bringt eine verlorene Liebe zurück."
Aber Emilies Interesse an der Wissenschaft war ungebrochen. Sie erinnerte sich kurioser Experimente, bei denen Messingzylinder aus verschiedenen Höhen in weichen Lehm fielen. Aus den Eindringtiefen konnte man schließen, dass die Energie bewegter Körper mit dem Quadrat ihrer Geschwindigkeit wächst. Newton dagegen hatte die einfache Geschwindigkeit angenommen. Was, wenn sie Newtons Hauptwerk, die "Principia Mathematica", ins Französische übertragen und dabei überarbeiten würde? Emilie hatte ihren Lebenszweck gefunden. Sie korrigierte Newtons Energieformel und darf damit als Wegbereiterin von Einsteins berühmter Formel "E gleich m mal c Quadrat" gelten.
Als sie 42 war, wurde Emilie du Chatelet noch einmal schwanger. Sie muss geahnt haben, dass ihr Ende bevorstand, denn sie trieb die Newton-Übersetzung jetzt mit aller Energie dem Abschluss entgegen. Die Geburt ging wider Erwarten völlig problemlos vonstatten. Die Chronisten vermerkten süffisant, dass das Neugeborene auf einem Geometriebuch abgelegt wurde und Madame sich danach schlafen legte. Ein paar Tage lang ging es der Marquise gut. Dann bekam sie Fieber. Ärzte wurden zu Rate gezogen, sie schien sich zu erholen. Dann, am 10. September 1749, war sie tot.
So endete die Karriere der womöglich fähigsten europäischen Physikerin und Mathematikerin des 18. Jahrhunderts. Die Lexika haben Emilie du Chatelet durchaus gewürdigt, ihren Ruhm aber meist auf die sie umgebenden Männer zurückgeführt. An Voltaire lag das nicht, der hatte Emilies Überlegenheit in naturwissenschaftlichen Dingen immer anerkannt.
"Wenn ich meine Gaben zusammenzähle, so darf ich wohl sagen, dass ich niemandem unterlegen bin."
Das war noch nicht einmal übertrieben. Voltaire, Frankreichs literarischer Stern, war lange mit ihr glücklich:
"Wahrhaftig: Emilie ist die göttliche Geliebte - ausgestattet mit Schönheit, Witz, Mitgefühl und allen anderen weiblichen Tugenden."
Als Voltaire und sie einander kennen gelernt hatten, war sie schon mit Monsieur du Chatelet verheiratet, einem Berufssoldaten, der gegen die Liaison seiner Frau mit dem Dichter wenig einzuwenden hatte und erlaubte, dass die beiden sein verfallenes Schlösschen bei Cirey in der Champagne zu einem Refugium ausbauten, wo sie unter anderem der Wissenschaft frönen konnten. Beim gemeinsamen Versuch - einer Ausschreibung der französischen Akademie der Wissenschaften folgend - die Natur des Feuers zu erkunden, war Emilie Voltaire weit voraus. Während Voltaire ungeschickt und wenig systematisch experimentierte, beschränkte die Marquise sich darauf, ihr bekannte Phänomene theoretisch weiter zu spinnen - mit erstaunlichem Erfolg. Wenn Licht mit seiner bekannt hohen Geschwindigkeit auf die Erde trifft und eine Masse hätte, müssten die Folgen verheerend sein. Das aber war nirgendwo zu sehen. Also musste Licht masselos sein. Das liegt dicht an der Deutung, die wir heute für wahr nehmen.
Schließlich waren Emilie du Chatelet und Voltaire einander leid:
"20 Jahre war ich glücklich mit dem Mann, der meine Seele gefesselt hatte. Dieses Glück habe ich verloren. Und nichts bringt eine verlorene Liebe zurück."
Aber Emilies Interesse an der Wissenschaft war ungebrochen. Sie erinnerte sich kurioser Experimente, bei denen Messingzylinder aus verschiedenen Höhen in weichen Lehm fielen. Aus den Eindringtiefen konnte man schließen, dass die Energie bewegter Körper mit dem Quadrat ihrer Geschwindigkeit wächst. Newton dagegen hatte die einfache Geschwindigkeit angenommen. Was, wenn sie Newtons Hauptwerk, die "Principia Mathematica", ins Französische übertragen und dabei überarbeiten würde? Emilie hatte ihren Lebenszweck gefunden. Sie korrigierte Newtons Energieformel und darf damit als Wegbereiterin von Einsteins berühmter Formel "E gleich m mal c Quadrat" gelten.
Als sie 42 war, wurde Emilie du Chatelet noch einmal schwanger. Sie muss geahnt haben, dass ihr Ende bevorstand, denn sie trieb die Newton-Übersetzung jetzt mit aller Energie dem Abschluss entgegen. Die Geburt ging wider Erwarten völlig problemlos vonstatten. Die Chronisten vermerkten süffisant, dass das Neugeborene auf einem Geometriebuch abgelegt wurde und Madame sich danach schlafen legte. Ein paar Tage lang ging es der Marquise gut. Dann bekam sie Fieber. Ärzte wurden zu Rate gezogen, sie schien sich zu erholen. Dann, am 10. September 1749, war sie tot.
So endete die Karriere der womöglich fähigsten europäischen Physikerin und Mathematikerin des 18. Jahrhunderts. Die Lexika haben Emilie du Chatelet durchaus gewürdigt, ihren Ruhm aber meist auf die sie umgebenden Männer zurückgeführt. An Voltaire lag das nicht, der hatte Emilies Überlegenheit in naturwissenschaftlichen Dingen immer anerkannt.