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Vordergründige Leichtigkeit

Schon seit ihrer Gründung 2009 standen The Leisure Society unter besonderer Beobachtung der britischen Musikkritiker. Ihre beiden ersten Alben wurden gefeiert und es gelang ein kleiner Ausflug in die UK-Hitparade. Für ihr neues Album hat sich die Band ein bisschen mehr Zeit gelassen.

Von Andreas Zimmer |
    The Leisure Society hatten schon immer ein breites musikalisches Spektrum. Für Sänger Nick Hemming ein Muss, weil so etwas aufregend und interessant sei. Aus Angst auf mangelnde Wiedererkennbarkeit sich nur auf eine Musikrichtung beschränken? Nicht für seine Band!

    "We've always made quite eclectic music and I always loved that on an album, it's just exciting and interesting. Sometimes people are a bit scared of not having a distinct identity in their sound. But I think as long as it's good music and good songs it doesn't really matter what kind of start it is."

    Sie hätten schon immer eklektische Musik gemacht, erklärt Nick. Solange es gute Musik und gute Songs wären, wär es doch egal, aus welcher Richtung sie kämen. Dem Dutzend neuer Songs der Leisure Society-CD "Alone abroad the Ark" ist dabei gemeinsam, dass alle wirklich ausgesprochen fröhlich klingen. Rein musikalisch, wohlgemerkt! Denn die Texte. In ihnen beleuchtet Schreiber Nick ausführlich all seine emotionalen Abgründe.

    "Writing lyrics is always like a carthartic experience for me. I just write when I'm feeling down about something. And it helps me feel better. So that's why most of the lyrics are pretty dark. Trying not to be too miserable, although. I like to kind of have a few jokes in there to make it a bit fun [chuckles]"

    Schreiben helfe ihm, sich besser zu fühlen, wenn es ihm schlecht gehe. Darum seien viele Texte eben düster. Damit es aber nicht zu jämmerlich werde, baue er ab und zu einen kleinen Scherz ein, lacht Nick.

    Den 5 Briten von The Leisure Society gelingt auf ihrem neuen Album "Alone Abroad the Ark" mit vordergründiger Leichtigkeit ein wunderbarer Ausflug in die 60er-/70er-Jahre der Popmusik. Überraschenderweise zumeist klar in den USA basiert. Aber mit liebevollen Zitaten der überreichen britischen Szene von damals. Möglich, dass Kinks-Legende Ray Davies daran Anteil hatte, denn in dessen Konk-Studios wurde das Album produziert. Wenngleich sich Davies selbst in keiner Weise an den Aufnahmen beteiligte.

    "We were lucky enough to be asked to play with Ray Davies a couple of years ago. He'd heard 'Into The Murky water' our previous albumand he really liked the sound we got and so he asked us to arrange these songs for him. And we went and rehearsed with him for three days which was incredible because we're all like really big kinks-fans"

    Nicks Augen leuchten, als er erzählt, dass Ray Davies auf ihr letztes Album aufmerksam wurde und sie zu einer Studiosession eingeladen hatte. So wurde ein Jugendtraum für ihn wahr. Auch weil das Davies-Studio mit altem, analogen Equipment ausgestattet war. Offenbar deswegen klingt "Alone Abroad the Ark" von The Leisure Society so warm und entspannt. Eben so wie in den guten alten Zeiten. Ohne dabei allerdings altmodisch zu sein. Komposition und Arrangement sind nämlich durchaus zeitgemäß. Die stilistische Reise führt von Pop, Westcoast-Rock über psychedelische Klänge bis hin zu Ragtime und einer musicalartigen Nummer. Gute Laune garantiert.

    Aber einfach gute Songs zu schreiben und ein tolles Album abzuliefern, das genügt den beiden Machern von The Leisure Society offenbar nicht. So haben sie auch noch einen musikalischen Bogen auf dem Album versteckt.

    "We start the record with the most closely linked thing to the albums we've done before. And the second track is a continuation of that but sonically is richer than stuff we've done before. And the album then moves into new territories where we have richer sounds, louder guitars and more energy than we've ever captured and the album ends with that tumultious collision of all the instruments..."

    Christian Hardy, das andere Mastermind von The Leisure Society, erklärt, ihre Platte beginne mit einer Fortführung des Vorgängeralbums, werde dann soundmäßig reicher, um schließlich in einem tumultartigen Aufeinandertreffen aller Instrumente zu enden. - Wobei es dann zu kreativen Reibereien kam. Nicht nur musikalisch.

    "We aren't Neandertals, we would never physically come to blows [chuckles] But I think when music is your life, or your art is your life it would be strange if you didn't fight because you wouldn't really be trying the hardest. And I think this album there was more creative tension because we all were trying so hard as a group"

    Christian beschwichtigt, es sei im Studio nicht zu Handgreiflichkeiten gekommen wäre, sie wären doch keine Neandertaler! Aber so was passiere eben, wenn alle Beteiligten ihr Herzblut geben würden. Der Chef sei ohnehin Nick. Dazu nickt der Angesprochene nur lächelnd und schweigt.