Es war der Aufmacher in den Nachmittagsnachrichten des staatlichen Fernsehkanals Rossia 25. Sechs Minuten ging es um die Reform der Akademie der Wissenschaften. Präsident Putin war da zu sehen. Wie so oft am Tischchen vor seinem Schreibtisch. Ihm gegenüber saß Vladimir Fortov, der Präsident der Akademie der Wissenschaften. Optimistisch schlug Fortov vor, eine Kommission zu gründen. Präsident Putin schaute ihm tief in die Augen und schlug seinerseits zurück.
"Wir beide wissen gut: Wenn eine Struktur sich selbst reformieren muss, kommt dabei meist nichts Tolles raus. Wenn überhaupt etwas dabei herauskommt. Das passiert nämlich nach den Regeln der Strukturen, die sich über Jahrzehnte herausgebildet haben."
Allein die Übertragung des Gesprächs im Fernsehen ist eine Ohrfeige für Fortov.
Das Gesetz sei bereits in der Duma und nicht mehr zu stoppen, belehrte Putin. Und statt eine Kommission zu gründen, schlug Putin eine externe Agentur vor. Und das klang dann auch gleich moderner.
"Man muss vor allem ein Audit durchführen. Ein Untersuchungsverfahren darüber, wie das Vermögen bisher verwaltet wurde, welche Probleme es dabei gibt. Man muss schauen, was in früheren Jahren passiert ist, und was man in Zukunft verhindern muss. Und wissen, wie man dieses riesige Vermögen organisiert. In dem Zusammenhang habe ich noch einen Vorschlag. Wenn Sie einverstanden sind, kann man in einer Übergangsphase das Amt des gewählten Präsidenten der Akademie der Wissenschaft, Ihr Amt also, mit der Leitung dieser Agentur zusammenlegen."
Der klassische Wissenschaftsbetrieb in Russland ist ruiniert. Akademische Titel sind käuflich. Universitätsdirektoren schwer reich, das Fußvolk arbeitet zu Hungerlöhnen. Jeder, der etwas auf dem Kasten hat, sieht zu, dass er im Ausland forscht oder in der Industrie. Ein Qualitätsindikator für wissenschaftliche Einrichtungen ist mittlerweile, wie viele Absolventen sich nach der Ausbildung nicht arbeitslos melden.
Es geht um Geld und Vermögen. Niemand schaut mehr so richtig durch, was eigentlich mit den Reichtümern der Akademie passiert. Am Rand der heutigen Debatte brachte es der rechtsextreme Politiker Vladimir Schirinowskij auf den populistischen Punkt:
"Den Apparat der Akademie der Wissenschaften zu unterhalten, kostet sechs Milliarden Rubel, das sind unvorstellbare Kosten. Was machen diese Beamten? Die Staatsduma gibt weniger aus, fünf Milliarden im Jahr. Aber wir machen Gesetze für das ganze Land, tausende Gesetze. Was aber macht der Apparat? Millionen Hektar Land sind verschwunden. Wo sind sie hin? Mehr als zwei Millionen. Und die anderen Reichtümer der Akademie. Deshalb muss man unbedingt etwas verändern."
Sechs Milliarden Rubel sind etwa 150 Millionen Euro.
"Die Akademie kann sich nicht selbst reformieren. Das sind Greise, die sind im Schnitt 74 Jahre alt. Deren Erfindungen sind dreißig Jahre alt!"
Schirinowski selbst ist 68 Jahre alt. Anders, als die vergreisten Akademie-Mitglieder, hat er den Schritt von alter zu neuer Nomenklatura geschafft.
Das Prestigeprojekt der heutigen russischen Eliten heißt Skolkowo. Am südwestlichen Rand Moskaus entsteht ein 380 Hektar großes Forschungs- und Innovationszentrum. Drumherum eine Stadt für Wissenschaftler. Wenn es fertig ist, sollen dort 25.000 Menschen leben und arbeiten. Dorthin fließen die Drittmittel, damit brüsten sich die Industriekonzerne und die Staatsführung.
Wie immer, wenn es um den Erhalt und die Ehre alter Strukturen aus der Sowjetunion geht, meldet sich auch Kommunistenchef und Oppositionsführer Genadij Sjuganov zu Wort:
"Der Präsident hat noch im Mai letzten Jahres eine Anweisung herausgegeben, in der es heißt, dass jede Frage, die Wissenschaft und Bildung betrifft, mindestens zwei Monate mit allen Parteien diskutiert werden muss. Erst dann darf ein Entwurf in die Duma eingebracht werden. Auf diese Anweisung des Präsidenten haben sie gepfiffen. Wir meinen, es ist Zeit, dass die Regierung zurücktritt, und unsere Fraktion sammelt Unterschriften."
Die Regierung hat es offensichtlich eilig. Bereits übermorgen könnte die zweite Lesung sein. Akademiepräsident Fortov sagt nach dem Treffen mit Putin, er sei zufrieden mit dem Gespräch, es sei zu spüren gewesen, dass es den Wunsch gäbe, der russischen Wissenschaft zu helfen.
"Wir beide wissen gut: Wenn eine Struktur sich selbst reformieren muss, kommt dabei meist nichts Tolles raus. Wenn überhaupt etwas dabei herauskommt. Das passiert nämlich nach den Regeln der Strukturen, die sich über Jahrzehnte herausgebildet haben."
Allein die Übertragung des Gesprächs im Fernsehen ist eine Ohrfeige für Fortov.
Das Gesetz sei bereits in der Duma und nicht mehr zu stoppen, belehrte Putin. Und statt eine Kommission zu gründen, schlug Putin eine externe Agentur vor. Und das klang dann auch gleich moderner.
"Man muss vor allem ein Audit durchführen. Ein Untersuchungsverfahren darüber, wie das Vermögen bisher verwaltet wurde, welche Probleme es dabei gibt. Man muss schauen, was in früheren Jahren passiert ist, und was man in Zukunft verhindern muss. Und wissen, wie man dieses riesige Vermögen organisiert. In dem Zusammenhang habe ich noch einen Vorschlag. Wenn Sie einverstanden sind, kann man in einer Übergangsphase das Amt des gewählten Präsidenten der Akademie der Wissenschaft, Ihr Amt also, mit der Leitung dieser Agentur zusammenlegen."
Der klassische Wissenschaftsbetrieb in Russland ist ruiniert. Akademische Titel sind käuflich. Universitätsdirektoren schwer reich, das Fußvolk arbeitet zu Hungerlöhnen. Jeder, der etwas auf dem Kasten hat, sieht zu, dass er im Ausland forscht oder in der Industrie. Ein Qualitätsindikator für wissenschaftliche Einrichtungen ist mittlerweile, wie viele Absolventen sich nach der Ausbildung nicht arbeitslos melden.
Es geht um Geld und Vermögen. Niemand schaut mehr so richtig durch, was eigentlich mit den Reichtümern der Akademie passiert. Am Rand der heutigen Debatte brachte es der rechtsextreme Politiker Vladimir Schirinowskij auf den populistischen Punkt:
"Den Apparat der Akademie der Wissenschaften zu unterhalten, kostet sechs Milliarden Rubel, das sind unvorstellbare Kosten. Was machen diese Beamten? Die Staatsduma gibt weniger aus, fünf Milliarden im Jahr. Aber wir machen Gesetze für das ganze Land, tausende Gesetze. Was aber macht der Apparat? Millionen Hektar Land sind verschwunden. Wo sind sie hin? Mehr als zwei Millionen. Und die anderen Reichtümer der Akademie. Deshalb muss man unbedingt etwas verändern."
Sechs Milliarden Rubel sind etwa 150 Millionen Euro.
"Die Akademie kann sich nicht selbst reformieren. Das sind Greise, die sind im Schnitt 74 Jahre alt. Deren Erfindungen sind dreißig Jahre alt!"
Schirinowski selbst ist 68 Jahre alt. Anders, als die vergreisten Akademie-Mitglieder, hat er den Schritt von alter zu neuer Nomenklatura geschafft.
Das Prestigeprojekt der heutigen russischen Eliten heißt Skolkowo. Am südwestlichen Rand Moskaus entsteht ein 380 Hektar großes Forschungs- und Innovationszentrum. Drumherum eine Stadt für Wissenschaftler. Wenn es fertig ist, sollen dort 25.000 Menschen leben und arbeiten. Dorthin fließen die Drittmittel, damit brüsten sich die Industriekonzerne und die Staatsführung.
Wie immer, wenn es um den Erhalt und die Ehre alter Strukturen aus der Sowjetunion geht, meldet sich auch Kommunistenchef und Oppositionsführer Genadij Sjuganov zu Wort:
"Der Präsident hat noch im Mai letzten Jahres eine Anweisung herausgegeben, in der es heißt, dass jede Frage, die Wissenschaft und Bildung betrifft, mindestens zwei Monate mit allen Parteien diskutiert werden muss. Erst dann darf ein Entwurf in die Duma eingebracht werden. Auf diese Anweisung des Präsidenten haben sie gepfiffen. Wir meinen, es ist Zeit, dass die Regierung zurücktritt, und unsere Fraktion sammelt Unterschriften."
Die Regierung hat es offensichtlich eilig. Bereits übermorgen könnte die zweite Lesung sein. Akademiepräsident Fortov sagt nach dem Treffen mit Putin, er sei zufrieden mit dem Gespräch, es sei zu spüren gewesen, dass es den Wunsch gäbe, der russischen Wissenschaft zu helfen.