Hörsaal 5, Methodengrundkurs, Vorlesung bei Prof. Kai-Uwe Schnapp. Die Reihen füllen sich mit Studierenden. Knapp 300, meiste Erstsemester, haben die vier Semesterwochenstunden belegt. Heute Thema: Das Interview – Formen und Anwendungsmöglichkeiten.
"Vielleicht an der Stelle noch mal Vorgriff auf die Klausur..."
Es ist die letzte Vorlesung vor der Prüfung. Schon deshalb ist Professor Schnapps Veranstaltung gut besucht, aber auch, weil der Politikwissenschaftler zu einer etwas außergewöhnlichen Methode greift, um seinen Studenten etwas beizubringen: Er lässt clickern.
Auf der weißen Leinwand hat der Professor eine Power-Point-Präsentation zur Methode des Interviews projiziert. Nun müssen die Studenten beantworten: Welche der folgenden Fragen eignet sich gut als Frage für ein standardisiertes Interview?
"Es kommt nie vor, dass ich keine Lust auf Süßigkeiten habe, jeweils auf ´ner 5er Skala von "Trifft zu" bis "Trifft nicht zu". Süßigkeiten sind für mich kein Thema, ich habe häufig Lust auf Süßigkeiten... da Süßigkeiten sehr kalorienhaltig sind, verzichte ich meist auf ihren Genuss. Also: Welche dieser Fragen, würden Sie denken, eignet sich am ehesten oder eignet sich für ein standardisiertes Interview."
Die Zuhörer denken nach – doch anstatt die Antwort einfach nur aufzuschreiben, greifen sie zu einer Fernbedienung, die sich jeder vor Beginn der Vorlesung genommen hat. Das sind sie, die Clicker. Die Studierenden müssen nun den richtigen Knopf für die richtige Antwort auf dem Clicker drücken. Erst wird sich beraten – dann gedrückt... und schon wird das Ergebnis auf der Leinwand sichtbar. 79 Prozent sind für Antwort C.
"Die am besten geeignete Frage ist: Ich habe häufig Lust auf Süßigkeiten. Erstens ist die Frage kurz, zweitens steckt `ne eindeutige Aussage dahinter..."
Laurids nickt: Er lag richtig. Dass sein Professor auf diese ungewöhnliche Lehrmethode setzt, die eher an eine Quizshow denn an eine konventionelle Vorlesung erinnert, findet er gut:
"Ich find´ das ganz in Ordnung. Ist mal was anderes. Mich erfreut die aktive Teilnahme, die man da machen kann."
Auch Wiebke und Dana schätzen das Interaktive in Schnapps Lehrveranstaltung:
"Ich find` das auch gut, weil man dann untereinander abspricht. Und dann in der Vorlesung mit seinen Kommilitonen die Fragen noch mal bespricht und dadurch auch deutlicher wird, was er gemeint hat."
"Man wacht auf jeden Fall auf, wenn auf einmal so ne Frage kommt, und man die beantworten soll. Dann ist auf einmal: Oh, ok. Ich hab nicht so richtig zugehört... Was könnte das denn jetzt heißen?"
Die Meinung zum Clicker ist überwiegend positiv, weiß Kai-Uwe Schnapp. Der Einsatz des Quiz-Spielzeugs hat er gleich mit einer Befragung zur Akzeptanz verbunden:
"`Ne deutliche Mehrheit der Studierenden findet es sehr gut, ein Teil hat sich nicht weiter dazu geäußert und einige stehen dem sehr kritisch gegenüber, auch deshalb, weil wir´s aus Studiengebühren angeschafft haben."
10.000 Euro hat die Anschaffung der Clicker gekostet. Für 300 Fernbedienungen – der Preis ist übersichtlich, meint Schnapp.
"Ich habe zumindest ein gutes Gewissen dabei, würde ich sagen. Dass es tatsächlich zu einer Verbesserung der Lehre beiträgt. Viele Studierende haben in der Evaluation auch angesprochen, dass sie eben wirklich das Gefühl haben, es lockert die Vorlesung auf. Es verbessert den Prozess des Merkens, es aktiviert die Reflexion... also man nimmt nicht nur passiv wahr, sondern setzt sich unmittelbar mit dem Stoff auseinander."
In den USA wird schon seit vielen Jahren auf das Clickern gesetzt:
"Weil es einfach Interaktion in der Vorlesung ermöglicht, weil es ne unmittelbare Rückmeldung ermöglicht, aus der der Lehrende sehen kann: wo muss ich vielleicht noch mal nacharbeiten. Und weil es insofern auch die Lernforschung aufgreift, als die schon lange sagt: Inhalte, die aktiv bearbeitet werden, werden viel besser behalten als einfach nur Gehörtes."
Doch tun sich viele seiner Kollegen schwer, neue Lehrmethoden in ihren Veranstaltungen einzubauen. Entsprechend kritisch ist mancher gegenüber dem Clicker eingestellt. Der junge Politikprofessor Schnapp gibt sich selbstbewusst:
"Generell hat die Hochschuldidaktik generell in Deutschland schon Entwicklungsbedarf. Das kommt eben auch in Fragen zum Ausdruck wie: Begeben wir uns in Niederungen? Ne, wir begeben uns nicht in Niederungen, sondern wir versuchen dem Rechnung zu tragen, wie das Gehirn eigentlich funktioniert. Was wir auch schon seit einiger Zeit wissen. Aber weil eben jeder gelernt hat, Lehrveranstaltungen zu halten in dem er selber welche besucht hat, ist da ein sehr konservatives Moment in dieser ganzen Entwicklung."
Doch einige Kollegen sind durchaus interessiert. Und man kann sich vorstellen: Bald kann der Clicker in Deutschlands Hörsälen Schule machen.
"Vielleicht an der Stelle noch mal Vorgriff auf die Klausur..."
Es ist die letzte Vorlesung vor der Prüfung. Schon deshalb ist Professor Schnapps Veranstaltung gut besucht, aber auch, weil der Politikwissenschaftler zu einer etwas außergewöhnlichen Methode greift, um seinen Studenten etwas beizubringen: Er lässt clickern.
Auf der weißen Leinwand hat der Professor eine Power-Point-Präsentation zur Methode des Interviews projiziert. Nun müssen die Studenten beantworten: Welche der folgenden Fragen eignet sich gut als Frage für ein standardisiertes Interview?
"Es kommt nie vor, dass ich keine Lust auf Süßigkeiten habe, jeweils auf ´ner 5er Skala von "Trifft zu" bis "Trifft nicht zu". Süßigkeiten sind für mich kein Thema, ich habe häufig Lust auf Süßigkeiten... da Süßigkeiten sehr kalorienhaltig sind, verzichte ich meist auf ihren Genuss. Also: Welche dieser Fragen, würden Sie denken, eignet sich am ehesten oder eignet sich für ein standardisiertes Interview."
Die Zuhörer denken nach – doch anstatt die Antwort einfach nur aufzuschreiben, greifen sie zu einer Fernbedienung, die sich jeder vor Beginn der Vorlesung genommen hat. Das sind sie, die Clicker. Die Studierenden müssen nun den richtigen Knopf für die richtige Antwort auf dem Clicker drücken. Erst wird sich beraten – dann gedrückt... und schon wird das Ergebnis auf der Leinwand sichtbar. 79 Prozent sind für Antwort C.
"Die am besten geeignete Frage ist: Ich habe häufig Lust auf Süßigkeiten. Erstens ist die Frage kurz, zweitens steckt `ne eindeutige Aussage dahinter..."
Laurids nickt: Er lag richtig. Dass sein Professor auf diese ungewöhnliche Lehrmethode setzt, die eher an eine Quizshow denn an eine konventionelle Vorlesung erinnert, findet er gut:
"Ich find´ das ganz in Ordnung. Ist mal was anderes. Mich erfreut die aktive Teilnahme, die man da machen kann."
Auch Wiebke und Dana schätzen das Interaktive in Schnapps Lehrveranstaltung:
"Ich find` das auch gut, weil man dann untereinander abspricht. Und dann in der Vorlesung mit seinen Kommilitonen die Fragen noch mal bespricht und dadurch auch deutlicher wird, was er gemeint hat."
"Man wacht auf jeden Fall auf, wenn auf einmal so ne Frage kommt, und man die beantworten soll. Dann ist auf einmal: Oh, ok. Ich hab nicht so richtig zugehört... Was könnte das denn jetzt heißen?"
Die Meinung zum Clicker ist überwiegend positiv, weiß Kai-Uwe Schnapp. Der Einsatz des Quiz-Spielzeugs hat er gleich mit einer Befragung zur Akzeptanz verbunden:
"`Ne deutliche Mehrheit der Studierenden findet es sehr gut, ein Teil hat sich nicht weiter dazu geäußert und einige stehen dem sehr kritisch gegenüber, auch deshalb, weil wir´s aus Studiengebühren angeschafft haben."
10.000 Euro hat die Anschaffung der Clicker gekostet. Für 300 Fernbedienungen – der Preis ist übersichtlich, meint Schnapp.
"Ich habe zumindest ein gutes Gewissen dabei, würde ich sagen. Dass es tatsächlich zu einer Verbesserung der Lehre beiträgt. Viele Studierende haben in der Evaluation auch angesprochen, dass sie eben wirklich das Gefühl haben, es lockert die Vorlesung auf. Es verbessert den Prozess des Merkens, es aktiviert die Reflexion... also man nimmt nicht nur passiv wahr, sondern setzt sich unmittelbar mit dem Stoff auseinander."
In den USA wird schon seit vielen Jahren auf das Clickern gesetzt:
"Weil es einfach Interaktion in der Vorlesung ermöglicht, weil es ne unmittelbare Rückmeldung ermöglicht, aus der der Lehrende sehen kann: wo muss ich vielleicht noch mal nacharbeiten. Und weil es insofern auch die Lernforschung aufgreift, als die schon lange sagt: Inhalte, die aktiv bearbeitet werden, werden viel besser behalten als einfach nur Gehörtes."
Doch tun sich viele seiner Kollegen schwer, neue Lehrmethoden in ihren Veranstaltungen einzubauen. Entsprechend kritisch ist mancher gegenüber dem Clicker eingestellt. Der junge Politikprofessor Schnapp gibt sich selbstbewusst:
"Generell hat die Hochschuldidaktik generell in Deutschland schon Entwicklungsbedarf. Das kommt eben auch in Fragen zum Ausdruck wie: Begeben wir uns in Niederungen? Ne, wir begeben uns nicht in Niederungen, sondern wir versuchen dem Rechnung zu tragen, wie das Gehirn eigentlich funktioniert. Was wir auch schon seit einiger Zeit wissen. Aber weil eben jeder gelernt hat, Lehrveranstaltungen zu halten in dem er selber welche besucht hat, ist da ein sehr konservatives Moment in dieser ganzen Entwicklung."
Doch einige Kollegen sind durchaus interessiert. Und man kann sich vorstellen: Bald kann der Clicker in Deutschlands Hörsälen Schule machen.