Er war ein Vertreter des intellektuellen Katholizismus, der es verstand, auch politisch danach zu handeln. Tadeusz Mazowiecki wurde 1927 im zentralpolnischen Plock geboren. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs begann er ein Jura-Studium in Warschau, das er nicht abschloss. Von 1949 bis 1955 arbeitete er als Journalist für verschiedene Medien der PAX Vereinigung, einer Gruppe von Katholiken, die vom kommunistischen Staat als systemtreuer Gegenpol zur offiziellen katholischen Kirche gefördert wurde.
Aus der PAX-Zeit wurde Mazowiecki später ein von ihm unterzeichneter Propagandatext gegen den katholischen Bischof Czeslaw Kaczmarek vorgeworfen. Der Bischof war 1953 in einem stalinistischen Schauprozess zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt worden.
"Zweifellos war das eine Zeit vieler Irrtümer, an denen auch ich teilhatte, die aber nicht das Ergebnis einer unredlichen Einstellung waren. Ich besaß damals nicht genügend politischen Orientierungssinn, um mir vorstellen zu können, wie niederträchtig sich diese Organisation später verhalten würde."
Der Bruch mit der staatstreuen PAX-Vereinigung erfolgte 1955. Mazowiecki wandte sich fortan beständig gegen den von PAX vertretenen, auch in anderen Teilen der Gesellschaft verbreiteten Antisemitismus. 1958 gründete er die bis heute erscheinende Zeitschrift "Wiez” (dt. "Die Fessel). Es war das Forum eines linken, sozial orientierten Katholizismus. Man setzte sich für die Rechte des Individuums ein und diskutierte die demokratische Öffnung des bestehenden Systems.
"Wir glaubten, dass sich der Sozialismus in Polen humanisieren ließe und hielten an dieser Linie lange fest."
Den Glauben an einen reformierten Sozialismus verwarf Mazowiecki 1968. In diesem Jahr marschierten sowjetische Truppen in Prag ein; in Polen unterdrückten die Kommunisten Studentenunruhen und inszenierten eine antisemitische Kampagne.
Seit den 60er-Jahren hatten sich Mazowiecki und seine Mitstreiter bei "Wiez" und in befreundeten katholischen Zirkeln dem deutsch-polnischen Verhältnis gewidmet. Die Übersetzung und Diskussion von Schriften des Protestanten und Nazi-Gegners Dietrich Bonhöffer linderte bei vielen katholischen polnischen Intellektuellen das aus der Nazibesatzung herrührende Deutschen-Trauma. Sie wehrten sich gegen die antideutsche Propaganda des Regimes. Mehr noch: In einer Annäherung an Deutschland suchten sie Möglichkeiten für eine spätere Neuordnung Europas.
Von 1961 bis 1972 war Mazowiecki als parteiloser Katholik Abgeordneter im kommunistischen Parlament. Erst in der zweiten Hälfte der 70er-Jahre stieß er zur radikalen, illegal operierenden Opposition, beteiligte sich an Untergrunduniversitäten und protestierte gegen Verletzungen der Menschenrechte. 1980, als die Gewerkschaft "Solidarnosc" aus der Taufe gehoben wurde, avancierte er zum persönlichen Berater von Arbeiterführer Lech Walesa.
Darüber hinaus übernahm er die Chefredaktion der Wochenzeitung "Solidarnosc". Nach Verhängung des Kriegsrechts im Dezember 1981 durch General Jaruzelski wurde Mazowiecki verhaftet und ein Jahr lang interniert. Seine Aufzeichnungen aus dieser Gefangenschaft erschienen später als Buch.
Seit 1989 standen Mazowieckis Leistungen als publizistischer Vordenker des Wandels im Schatten seiner aktiven politischen Tätigkeit. Da er Politik im strikten Einklang mit den von ihm formulierten Grundsätzen betrieb, verlor er viele Ämter vorzeitig. Als Ministerpräsident des polnischen Wende-Kabinetts wurde Tadeusz Mazowiecki regelrecht demontiert – von Lech Walesa, der ihn zuvor für dieses Amt ausgewählt hatte.
Als UN-Menschenrechtsbeauftragter in Bosnien trat Mazowiecki 1995 zurück. Er protestierte mit dem Rücktritt gegen die Untätigkeit der Großmächte angesichts der Kriegsverbrechen. Danach war Mazowiecki auch ihn Polen trotz zahlreicher Versuche kein durchschlagender Erfolg bei Wahlen oder in parteiinternen Auseinandersetzungen beschieden. Er wurde von anderen überrollt.
"Ich denke nicht, dass meine Bilanz eine Bilanz des Verlierers ist. Ich denke, dass es mir gelungen ist, bestimmte Ziele zu erreichen, und dass dies ziemlich grundlegende Anstöße für die Geschichte meines Landes waren, an denen ich teilhatte."
Diese Anstöße gingen gewiss auch von dem Politiker Tadeusz Mazowiecki aus - vor allem aber von dem kritischen Denker und katholischen Publizisten, der unermüdlich gegen Gewaltherrschaft und Nationalismus anschrieb.
Aus der PAX-Zeit wurde Mazowiecki später ein von ihm unterzeichneter Propagandatext gegen den katholischen Bischof Czeslaw Kaczmarek vorgeworfen. Der Bischof war 1953 in einem stalinistischen Schauprozess zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt worden.
"Zweifellos war das eine Zeit vieler Irrtümer, an denen auch ich teilhatte, die aber nicht das Ergebnis einer unredlichen Einstellung waren. Ich besaß damals nicht genügend politischen Orientierungssinn, um mir vorstellen zu können, wie niederträchtig sich diese Organisation später verhalten würde."
Der Bruch mit der staatstreuen PAX-Vereinigung erfolgte 1955. Mazowiecki wandte sich fortan beständig gegen den von PAX vertretenen, auch in anderen Teilen der Gesellschaft verbreiteten Antisemitismus. 1958 gründete er die bis heute erscheinende Zeitschrift "Wiez” (dt. "Die Fessel). Es war das Forum eines linken, sozial orientierten Katholizismus. Man setzte sich für die Rechte des Individuums ein und diskutierte die demokratische Öffnung des bestehenden Systems.
"Wir glaubten, dass sich der Sozialismus in Polen humanisieren ließe und hielten an dieser Linie lange fest."
Den Glauben an einen reformierten Sozialismus verwarf Mazowiecki 1968. In diesem Jahr marschierten sowjetische Truppen in Prag ein; in Polen unterdrückten die Kommunisten Studentenunruhen und inszenierten eine antisemitische Kampagne.
Seit den 60er-Jahren hatten sich Mazowiecki und seine Mitstreiter bei "Wiez" und in befreundeten katholischen Zirkeln dem deutsch-polnischen Verhältnis gewidmet. Die Übersetzung und Diskussion von Schriften des Protestanten und Nazi-Gegners Dietrich Bonhöffer linderte bei vielen katholischen polnischen Intellektuellen das aus der Nazibesatzung herrührende Deutschen-Trauma. Sie wehrten sich gegen die antideutsche Propaganda des Regimes. Mehr noch: In einer Annäherung an Deutschland suchten sie Möglichkeiten für eine spätere Neuordnung Europas.
Von 1961 bis 1972 war Mazowiecki als parteiloser Katholik Abgeordneter im kommunistischen Parlament. Erst in der zweiten Hälfte der 70er-Jahre stieß er zur radikalen, illegal operierenden Opposition, beteiligte sich an Untergrunduniversitäten und protestierte gegen Verletzungen der Menschenrechte. 1980, als die Gewerkschaft "Solidarnosc" aus der Taufe gehoben wurde, avancierte er zum persönlichen Berater von Arbeiterführer Lech Walesa.
Darüber hinaus übernahm er die Chefredaktion der Wochenzeitung "Solidarnosc". Nach Verhängung des Kriegsrechts im Dezember 1981 durch General Jaruzelski wurde Mazowiecki verhaftet und ein Jahr lang interniert. Seine Aufzeichnungen aus dieser Gefangenschaft erschienen später als Buch.
Seit 1989 standen Mazowieckis Leistungen als publizistischer Vordenker des Wandels im Schatten seiner aktiven politischen Tätigkeit. Da er Politik im strikten Einklang mit den von ihm formulierten Grundsätzen betrieb, verlor er viele Ämter vorzeitig. Als Ministerpräsident des polnischen Wende-Kabinetts wurde Tadeusz Mazowiecki regelrecht demontiert – von Lech Walesa, der ihn zuvor für dieses Amt ausgewählt hatte.
Als UN-Menschenrechtsbeauftragter in Bosnien trat Mazowiecki 1995 zurück. Er protestierte mit dem Rücktritt gegen die Untätigkeit der Großmächte angesichts der Kriegsverbrechen. Danach war Mazowiecki auch ihn Polen trotz zahlreicher Versuche kein durchschlagender Erfolg bei Wahlen oder in parteiinternen Auseinandersetzungen beschieden. Er wurde von anderen überrollt.
"Ich denke nicht, dass meine Bilanz eine Bilanz des Verlierers ist. Ich denke, dass es mir gelungen ist, bestimmte Ziele zu erreichen, und dass dies ziemlich grundlegende Anstöße für die Geschichte meines Landes waren, an denen ich teilhatte."
Diese Anstöße gingen gewiss auch von dem Politiker Tadeusz Mazowiecki aus - vor allem aber von dem kritischen Denker und katholischen Publizisten, der unermüdlich gegen Gewaltherrschaft und Nationalismus anschrieb.