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Vorsicht, zähfließender Verkehr - US-Forscher erstellten Staukarte für das Internet

Eine "Staukarte" für das Internet haben Wissenschaftler vom Xerox-Forschungszentrum im kalifornischen Palo Alto gezeichnet. Das stark wechselnde Verkehrsaufkommen ist den Angaben zufolge das - unspektakuläre - Ergebnis von Gesetzmäßigkeiten sozialen Verhaltens: Kostenfreie Angebote erzeugen zunächst eine immense Nachfrage, die jedoch ebenso schnell wieder nachläßt, wenn die Zahl der Interessenten zu stark ansteigt.

Klaus Herbst, Bernardo Hubermann |
    Stau und Bandbreite wechselten sich in starken Wellenbewegungen stetig ab, schreiben die Experten in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins "Science". Um den Verkehrsbrennpunkten im Internet und ihrer Entstehung auf die Spur zu kommen, übermittelten die Forscher winzige Datenpäckchen von nur 56 Kilobyte Umfang nach Übersee. Wegen ihrer geringen Größe als Stauverursacher nicht in Frage kommend, benötigten die Dateien für den Transfer nach England und zurück nur 200 Millisekunden. "Und das obwohl dabei rund dreißig Relaisstellen, sogenannte Router, passiert werden müssen", erläutert Xerox-Mitarbeiter Bernardo Hubermann. Auf der Atlantikstrecke sowie im Silicon Valley sei "die Hölle los" gewesen, berichtet Hubermann: "Wir haben immer dasselbe Muster gefunden, Stau, freie Bandbreite, Stau und so fort."

    Diesem Phänomen, sind sich die Forscher sicher, liege eine bekannte Gesetzmäßigkeit zugrunde. Die übergroße Nachfrage nach einer begehrten Ware führe schließlich zu einem abrupten Abflauen des Interesses. "Obwohl es unter den vielen tausend Online-Nutzern keine Absprache gibt, wirken die Phasen von Stau und freier Fahrt folglich koordiniert", sagt Hubermann. Die Forscher wollen ihre Erkenntnisse nutzen, um den Datenverkehr im "Netz der Netze" gleichmäßiger und damit verläßlicher zu gestalten. Die einfachste Lösung des Problems besteht nach Ansicht von Hubermann allerdings in der Erhebung einer "Internet-Maut": Würden Informationen je nach Art und Umfang bepreist, werde das Verkehrsaufkommen alsbald merklich nachlassen.