Dienstag, 23. April 2024

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Vorstellung des 13. Sportberichts
Nachholbedarf im Anti-Doping-Kampf

Zwei Jahre dauerte es bis zu einer Plenumsdebatte zum 13. Sportbericht der Bundesregierung. Der Sportbericht ist eine Art Bilanz der Sportpolitik des Bundes. Die Berichtsdauer des aktuellen endet 2013. Grund für die Dauer: die Große Koalition brauchte 16 Monate einen eigenen Antrag dafür vorzulegen.

Von Robert Kempe | 19.01.2017
    Ole Schröder, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium, in Anzug und mit Brille vor einer blauen Wand sitzend
    Ole Schröder (CDU) fordert größere Anstrengungen im Kampf gegen Doping. (dpa/picture alliance/Bernd von Jutrczenka)
    Die deutsche Sportpolitik in dieser Legislaturperiode – eine Erfolgsgeschichte, so sieht es die Koalition. Der für den Sport zuständige Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Ole Schröder (CDU), wies noch einmal auf die Schaffung eines Anti-Doping-Gesetzes hin. Zugleich äußerte er deutliche Kritik am Sport. Der Anti-Doping-Kampf müsse international effektiver werden.
    "Ich fordere die verantwortlichen Funktionäre im Sport auf ebenfalls alles dafür zu tun, um faire Wettkämpfe sicherzustellen. Es darf kein Wegducken mehr geben. Wie wir es bei den Olympischen Spielen durch das IOC erlebt haben", so Schröder.
    Die Reputation Olympias habe massiv gelitten. Deutschland, so der CDU-Politiker, sei im Anti-Doping-Kampf in einer Verpflichtung: "Auch aufgrund unserer eigenen DDR-Geschichte haben wir eine besondere Verantwortung dafür, dass staatlich organisiertes Doping wirklich überall unterbunden wird."
    Kritik von der Opposition
    Schröder verteidigte zugleich noch einmal die beschlossene Reform des deutschen Spitzensports mit dem Ziel erfolgreicher zu sein. Das zog Kritik der Opposition nach sich. Die Reform würde dem deutschen Sport eher schaden, so der sportpolitische Sprecher der Grünen, Özcan Mutlu: "Damit meine ich die Große Koalition und den Sportminister – dass sie mit der geplanten Spitzensportreform, die nur auf Medaillen und Finalplätze abzielt, genau das gegenteilige Signal senden. Insbesondere beim Doping."
    Von einer Erfolgsbilanz der deutschen Sportpolitik könne keine Rede sein, meinte Andre Hahn. Der Linkenpolitiker kritisierte vor allem die finanzielle Ungleichbehandlung von behinderten Spitzensportlern. Die Frage sei weiter, welcher Sport durch Steuergelder finanziert werden solle. "Es ist unübersehbar, wir brauchen eine möglichst breite gesellschaftliche Debatte über die Zukunft des Sports und die Sportförderung in unserer Gesellschaft", so Hahn.
    Sport soll mehr Geld bekommen
    Seit 2013 stieg die Förderung des Spitzensports um 36 Millionen Euro. Der Etat des Bundesinnenministeriums beträgt in diesem Jahr 168 Millionen Euro. Die Regierung hat aber bereits angekündigt, die öffentlichen Mittel zu erhöhen. Das bekräftigte in der Debatte auch der sportpolitische Sprecher der Union, Eberhard Gienger. Zudem sprach er sich für Kollektivstrafen bei Dopingvergehen aus: "Wenn ganze Sportarten oder Nationalmannschaften dopingverseucht sind, dann sind meiner Meinung nach auch Kollektivstrafen durchaus zu rechtfertigen, um die sauberen Sportler und den sauberen Sport zu schützen."
    Am 26. April wollen sich die Sportpolitiker in einer öffentlichen Anhörung dem russischen Dopingskandal widmen. Dann soll auch der Chefermittler der WADA Richard McLaren erscheinen.