Rainer Berthold Schossig: In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts war die Türkei Zufluchtsort für Verfolgte des Hitlerregimes, etwa für den Architekten Bruno Taut oder den späteren regierenden Bürgermeister von Berlin Ernst Reuter. Mittlerweile ist Deutschland vielfältig mit der Türkei verbunden. Viele türkische Migranten leben hier und auch die Wirtschaftsverflechtungen mit der Türkei nehmen kontinuierlich zu. Das Land ist ein bei den deutschen Urlaubern beliebtes Reiseziel, aber auch bei den Unternehmern beliebter Investitionsstandort. Sowohl an die Traditionen als auch an die aktuellen kulturpolitischen Widersprüche und Perspektiven will nun das Projekt einer deutschen Auslandsakademie in Istanbul anknüpfen. Frage an Steffen Kampeter, den CDU-Bundestagsabgeordneten: Ihre parlamentarische Initiative, Herr Kampeter, plant mehr Austausch zwischen Deutschland und der Türkei. Wie soll denn eine solche Auslandsakademie nun praktisch aussehen und funktionieren?
Steffen Kampeter: Die Blaupause für den Vorschlag Auslandsakademien der Türkei ist die außerordentliche erfolgreiche Auslandsakademie Villa Massimo in Rom. Und es geht um Deutschland. Es geht um die Türkei. Es geht um das Miteinander von Deutschland und der Welt. Und neben vielen Initiativen, auch auf Länder- und Kommunalebene, muss man mit ganz besonders gezieltem Akzent auch geistige Praxis schaffen und die den Sichtweisen jenseits der Konventionen tägliches Brot sind, nämlich Künstler, Schriftsteller, freie Kreative aus Deutschland, die sollen für einen längeren Zeitraum im Land derer leben, die ihrerseits zu uns gekommen sind.
Schossig: Nun hat ja die Villa Massimo eine bis in die Kaiserzeit zurückgehende kulturelle Tradition, die weit sogar bis in die Renaissance reicht in Rom. Wie stellen Sie sich das in Istanbul vor, mit ganz anderen kulturpolitischen Eckdaten?
Kampeter: Ich glaube, das Grundprinzip ist absolut identisch und unabhängig von den kulturellen Traditionen der römischen Frühzeit. Wir wollen einen kulturellen Austausch haben, im Jahr 2010 beginnend, wenn die Region Ruhrgebiet Kulturhauptstadt Europas ist und die Region Istanbul gleichwohl. Und es soll ein Angebot sein zu Intensivierung der deutsch-türkischen Beziehungen auf kultureller Ebene, das ein bisschen anders aufsetzt als in der Villa Massimo, auch auf einem stärkerem Engagement von Privaten und nicht zu sehr von der öffentlichen Hand. Und das ist eine riesengroße Chance. Ich glaube, es ist ein akzeptables Dialogangebot auch an die türkische Gemeinde, die hier in Deutschland lebt, sich an dem Konzept zu beteiligen, was wir in den nächsten zwölf Monaten entwickeln werden.
Schossig: Nun gibt es ja zwischen den Fraktionen, gerade SPD und CDU, unterschiedliche Auffassungen, was den Beitritt der Türkei in die EU betrifft, das heißt ja auch die Integration der Türkei in das westeuropäische Kulturmodell. Sie haben das zusammen mit einer SPD-Kollegin, Bundestagsabgeordneten Merkel von der SPD, vorgestellt. Geht denn das zusammen, fraktionsübergreifend sozusagen?
Kampeter: Ich glaube, dass es absolut irrrelevant ist, ob die EU-Mitgliedschaft der Türkei kommt oder nicht, zumindest für die Auslandsakademie. Es ist doch nicht so, dass wir lediglich innerhalb der Europäischen Union Kulturdialoge pflegen. Die deutsch-türkischen Beziehungen sind allerdings schon exzeptionell, allein von der Bewegung und Intensität des Austausches zwischen beiden Ländern, der ja eben nicht nur rein wirtschaftlich, sondern auch kulturell und nicht ganz ohne Spannungen ist, ist das hier natürlich eine Besonderheit. Deswegen, es geht hier nicht um die Frage EU-Beitritt, sondern es geht um den kulturellen Dialog zwischen zwei doch recht unterschiedlichen Kulturen, die aber trotzdem sehr viel miteinander zu tun haben, die sehr viele Berührungspunkte haben, wo viele Menschen auch voneinander lernen können, Vorurteile abbauen und Gesprächsfäden anknüpfen können.
Schossig: Sie sind Vorsitzender des Haushaltsausschusses. Sehen Sie denn keine Probleme angesichts des Sparappells der Kanzlerin in diesem Bereich?
Kampeter: Die Frage, wie das finanziert wird, wird Bestandteil der konzeptionellen Überlegung jetzt in den nächsten Monaten sein. Ich bin der Auffassung, dass im Rahmen des Bundeshaushaltes von über 280 Milliarden Euro schon an der einen oder anderen Stelle Einsparmöglichkeiten sind für ein Projekt, was vielleicht einige Hunderttausend, maximal aber ein bis zwei Millionen Euro pro Jahr benötigt. Das ist ein klares Bekenntnis zur Kulturpolitik auch in Zeiten knapper Kassen.
Schossig: Und Sie haben auch die Rückendeckung von Bernd Neumann, dem Kulturstaatsminister?
Kampeter: Ich glaube, dass Bernd Neumann das Projekt mit Sympathie begleiten wird. Aber ich will darauf hinweisen, dass in unserer Verfassung das Parlament Auftraggeber der Regierung ist und nicht umgekehrt. Und von daher handelt es sich hier nicht um ein Regierungsprojekt, sondern um ein Parlamentsprojekt. Und ich bin sicher, dass sowohl der Außenminister Frank-Walter Steinmeier, aber auch der Kulturstaatsminister sich einem entsprechenden parlamentarischen Auftrag nicht verschließen werden.
Steffen Kampeter: Die Blaupause für den Vorschlag Auslandsakademien der Türkei ist die außerordentliche erfolgreiche Auslandsakademie Villa Massimo in Rom. Und es geht um Deutschland. Es geht um die Türkei. Es geht um das Miteinander von Deutschland und der Welt. Und neben vielen Initiativen, auch auf Länder- und Kommunalebene, muss man mit ganz besonders gezieltem Akzent auch geistige Praxis schaffen und die den Sichtweisen jenseits der Konventionen tägliches Brot sind, nämlich Künstler, Schriftsteller, freie Kreative aus Deutschland, die sollen für einen längeren Zeitraum im Land derer leben, die ihrerseits zu uns gekommen sind.
Schossig: Nun hat ja die Villa Massimo eine bis in die Kaiserzeit zurückgehende kulturelle Tradition, die weit sogar bis in die Renaissance reicht in Rom. Wie stellen Sie sich das in Istanbul vor, mit ganz anderen kulturpolitischen Eckdaten?
Kampeter: Ich glaube, das Grundprinzip ist absolut identisch und unabhängig von den kulturellen Traditionen der römischen Frühzeit. Wir wollen einen kulturellen Austausch haben, im Jahr 2010 beginnend, wenn die Region Ruhrgebiet Kulturhauptstadt Europas ist und die Region Istanbul gleichwohl. Und es soll ein Angebot sein zu Intensivierung der deutsch-türkischen Beziehungen auf kultureller Ebene, das ein bisschen anders aufsetzt als in der Villa Massimo, auch auf einem stärkerem Engagement von Privaten und nicht zu sehr von der öffentlichen Hand. Und das ist eine riesengroße Chance. Ich glaube, es ist ein akzeptables Dialogangebot auch an die türkische Gemeinde, die hier in Deutschland lebt, sich an dem Konzept zu beteiligen, was wir in den nächsten zwölf Monaten entwickeln werden.
Schossig: Nun gibt es ja zwischen den Fraktionen, gerade SPD und CDU, unterschiedliche Auffassungen, was den Beitritt der Türkei in die EU betrifft, das heißt ja auch die Integration der Türkei in das westeuropäische Kulturmodell. Sie haben das zusammen mit einer SPD-Kollegin, Bundestagsabgeordneten Merkel von der SPD, vorgestellt. Geht denn das zusammen, fraktionsübergreifend sozusagen?
Kampeter: Ich glaube, dass es absolut irrrelevant ist, ob die EU-Mitgliedschaft der Türkei kommt oder nicht, zumindest für die Auslandsakademie. Es ist doch nicht so, dass wir lediglich innerhalb der Europäischen Union Kulturdialoge pflegen. Die deutsch-türkischen Beziehungen sind allerdings schon exzeptionell, allein von der Bewegung und Intensität des Austausches zwischen beiden Ländern, der ja eben nicht nur rein wirtschaftlich, sondern auch kulturell und nicht ganz ohne Spannungen ist, ist das hier natürlich eine Besonderheit. Deswegen, es geht hier nicht um die Frage EU-Beitritt, sondern es geht um den kulturellen Dialog zwischen zwei doch recht unterschiedlichen Kulturen, die aber trotzdem sehr viel miteinander zu tun haben, die sehr viele Berührungspunkte haben, wo viele Menschen auch voneinander lernen können, Vorurteile abbauen und Gesprächsfäden anknüpfen können.
Schossig: Sie sind Vorsitzender des Haushaltsausschusses. Sehen Sie denn keine Probleme angesichts des Sparappells der Kanzlerin in diesem Bereich?
Kampeter: Die Frage, wie das finanziert wird, wird Bestandteil der konzeptionellen Überlegung jetzt in den nächsten Monaten sein. Ich bin der Auffassung, dass im Rahmen des Bundeshaushaltes von über 280 Milliarden Euro schon an der einen oder anderen Stelle Einsparmöglichkeiten sind für ein Projekt, was vielleicht einige Hunderttausend, maximal aber ein bis zwei Millionen Euro pro Jahr benötigt. Das ist ein klares Bekenntnis zur Kulturpolitik auch in Zeiten knapper Kassen.
Schossig: Und Sie haben auch die Rückendeckung von Bernd Neumann, dem Kulturstaatsminister?
Kampeter: Ich glaube, dass Bernd Neumann das Projekt mit Sympathie begleiten wird. Aber ich will darauf hinweisen, dass in unserer Verfassung das Parlament Auftraggeber der Regierung ist und nicht umgekehrt. Und von daher handelt es sich hier nicht um ein Regierungsprojekt, sondern um ein Parlamentsprojekt. Und ich bin sicher, dass sowohl der Außenminister Frank-Walter Steinmeier, aber auch der Kulturstaatsminister sich einem entsprechenden parlamentarischen Auftrag nicht verschließen werden.