Seit Monaten tobt im DFB ein Machtkampf, jetzt hat auch der Deutsche Olympische Sportbund ein Führungsproblem. Auslöser ist eine E-Mail, gerichtet an Präsidium, Vorstand und Betriebsrat des DOSB – abgesendet von einem externen Mail-Konto, unterschrieben mit den Worten "gez. – DOSB-Mitarbeiter*innen". Darin heißt es: Man vermisse jeden Tag Respekt und Fairplay in den Führungsgremien, vor allem bei Präsident Alfons Hörmann.
Es folgt eine Aufzählung mutmaßlicher Verfehlungen des Präsidenten und eine Auflistung von Interna aus dem Haus des Sports. Der oder die Verfasser sprechen von einer "Kultur der Angst" – daher trete man aus Furcht vor Konsequenzen anonym auf.
Klett: "Hörmann sollte umgehend zurücktreten"
Stefan Klett, Präsident des Mitgliederstärksten Landessportbundes in Deutschland bringt jetzt gegenüber der Sportschau seinen Unmut zum Ausdruck: "Nach der desaströsen wiederholten Olympiapleite, dem zerschnittenen Tischtuch mit dem IOC, dem Dilettantismus im Umgang mit der Einwirkung auf das Impfschutzgesetz bringt dieser Vorgang das Fass zum Überlaufen", wird Klett zitiert.
"Sein mangelnder Respekt vor den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen und gleichsam der Breitensportbasis in den Sportvereinen schadet den wichtigen gesellschaftlichen Aufgaben des DOSB. Herr Hörmann sollte umgehend zurücktreten und den Weg für eine Neuwahl frei machen. Der gemeinnützige deutsche Sport braucht Vertrauen, Transparenz und Menschlichkeit in der Pandemiezeit und einen Präsidenten, der seinen Mitgliedsorganisationen und der Basis aktiv zuhört, statt sie zu ignorieren."
DOSB spricht von einem "Fake Mail Account"
In dem Schreiben an den DOSB ist von mehr als einem Drittel der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen die Rede, die sich in den vergangenen Wochen und Monaten in dieser Sache ausgetauscht hätten. Verifiziert werden kann das nicht. Außerdem ist offen, wie viele Personen sich tatsächlich hinter der Signatur "DOSB Mitarbeiter*innen" verbergen.
Der DOSB bestätigt – auch gegenüber dem Deutschlandfunk – den Eingang der Mail. Und spricht in der Stellungnahme von einem "Fake Mail Account". Von den im Adressatenkreis angesprochenen Mitgliedern des Vorstandes und des Präsidiums hätten nur einige das Schreiben erhalten. Zu den inhaltlichen Vorwürfen will der Dachverband zum jetzigen Zeitpunkt keine Stellung beziehen. Man werde die Hintergründe prüfen.