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Frankreich
Vorwürfe sexueller Gewalt in Filmbranche überschatten César-Vergabe

In Frankreich wird im Vorfeld der César-Filmpreisverleihung über sexuelle Übergriffe innerhalb der Filmindustrie debattiert. Vorwürfe einer französischen Schauspielerin könnten auch bei der Vergabe-Zeremonie eine Rolle spielen.

    Das Bild zeigt einen Teil der Bühne mit dem Schriftzug Cesar im Hintergrund und einem Moderator unten in der Ecke des Bildes.
    Im Vorfeld der César-Filmpreisverleihung gab es eine Debatte über sexuelle Übergriffe in der Filmindustrie. (Archivbild)) (dpa/picture alliance)
    In Paris werden in der Nacht von Freitag auf Samstag die Césars vergeben. Die französischen Filmpreise ehren die besten Filme, Schauspieler und Regisseure des französischen Films und wurden erstmals 1976 von der Académie des Arts et Techniques du Cinéma in Paris verliehen. Vor der diesjährigen Verleihung gab es in den Medien Klagen und Anschuldigungen im Zusammenhang mit sexuellen Übergriffen.
    Die Vorwürfe der Schauspielerin France Judith Godrèche (51) wegen sexueller Gewalt in der französischen Filmbranche könnten auch bei der Vergabe der César-Filmpreise eine Rolle spielen. Französische Medien berichteten, Godrèche werde das Thema bei der am Freitag live im Fernsehen übertragenen Zeremonie in Form einer Rede aufgreifen. Dies geschieht zu einem Zeitpunkt, zu dem das französische Kino bei der Oscar-Verleihung im nächsten Monat mit dem Gerichtsdrama "Anatomie eines Falls" von Justine Triet antreten wird.

    Anschuldigungen gegen zwei Filmregisseure

    Godrèche hatte bereits in jüngsten Interviews, in denen sie eine "Omertà" - eine Verschwiegenheitspflicht wie in der Mafia - in der Branche anprangerte, eine deutliche Botschaft an die Öffentlichkeit gerichtet. Godrèche gehörte zu den Schauspielerinnen, die 2017 im Rahmen der #MeToo-Bewegung den US-Filmproduzenten Harvey Weinstein des sexuellen Missbrauchs beschuldigten.
    Vor Kurzem erhob sie Anschuldigungen gegen zwei französische Filmregisseure wegen Vergewaltigung und sexuellem Missbrauch, als sie im Teenager-Alter war. Wie die Pariser Staatsanwaltschaft mitteilte, reichte sie Anfang des Monats formell Klage ein. Beide Beschuldigten weisen die Vorwürfe zurück.

    Weitere Vorwürfe

    Nach den Anschuldigungen von Godrèche beschlossen weitere Frauen, sich zu äußern. Isild Le Besco (41) beschuldigte einen der beiden der "psychischen und physischen Gewalt" in einer Beziehung. Zudem soll er eine andere Person für eine Rolle ausgewählt haben, die sie bekommen sollte, weil sie seine sexuellen Annäherungsversuche abgelehnt hatte. Anna Mouglalis (45) sprach gegen den zweiten Regisseur weitere Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs aus.
    Bereits zuvor gab es ähnliche Vorwürfe in der französischen Filmindustrie, darunter auch gegen den Schauspieler Gérard Depardieu.

    Polanski-Kontroverse

    Im Jahr 2020 protestierten Frauenrechtlerinnen während der César-Verleihung, als Regisseur Roman Polanski in Abwesenheit den Preis für die beste Regie erhielt. Die Schauspielerin Adèle Haenel, die Anfang der 2000er Jahre, sexuelle Übergriffe durch einen anderen französischen Regisseur anzeigte, stand auf und verließ den Saal.
    Polanski sieht sich in den Vereinigten Staaten noch immer einer Strafverfolgung ausgesetzt, nachdem er 1977 wegen der Vergewaltigung einer 13-Jährigen angeklagt wurde und sich ins Ausland absetzte.
    Diese Nachricht wurde am 24.02.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.