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VW-Führungsstreit
Krisensitzung in Salzburg

Das Präsidium des VW-Aufsichtsrats hat sich getroffen, um über den Streit um Vorstandschef Martin Winterkorn zu beraten. Ob eine Entscheidung fiel, ist unklar. Die Öffentlichkeit muss sich bis Freitag gedulden - dann will das Gremium laut einem Agenturbericht "im Lauf des Tages" eine Erklärung abgeben.

    Der Vorstandsvorsitzende der Volkswagen AG, Martin Winterkorn, vor blauem Hintergrund mit VW-Logos
    Um ihn ist ein Führungsstreit entbrannt: VW-Chef Martin Winterkorn (AFP - Johannes Eisele)
    Das Treffen hatte um 15.00 begonnen und mehrere Stunden gedauert. Anwesend war auch der Mann, um den es in dem Streit geht: VW-Vorstandschef Martin Winterkorn. Über Inhalte der Runde wurde anschließend nichts bekanntgegeben. Wie dpa meldet, ging es aber nicht nur um Winterkorns berufliche Zukunft bei VW, sondern auch um seinen strategischen Kurs. Nach Informationen der Nachrichtenagentur will sich das Aufsichtsrats-Präsidium morgen äußern - der Zeitpunkt ist noch offen.
    Das in Salzburg tagende Aufsichtsratspräsidium besteht aus dem Vorsitzenden Ferdinand Piëch, seinem Cousin Wolfgang Porsche, dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Stefan Weil (SPD), Berthold Huber von der IG Metall sowie VW-Betriebsratschef Bern Osterloh und dessen Vize Stephan Wolf. Das Präsidium stellt den Kern des aus 20 Personen bestehenden kompletten Aufsichtsrates.
    Piëchs Äußerungen waren der Auslöser
    Vor knapp einer Woche war Aufsichtsratschef Piëch im Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" öffentlich auf Distanz zu Winterkorn gegangen und hatte ihm damit das Vertrauen entzogen. Der 67-Jährige Winterkorn will laut der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" um eine Verlängerung seines 2016 auslaufenden Vertrags kämpfen. Außerdem galt er bislang als der aussichtsreichste Kandidat für die Nachfolge Piëchs als Aufsichtsratschef.
    Mit der Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat und den beiden Vertretern des VW-Großaktionärs Niedersachsen auf der Kapitalseite sprach sich eine Allianz öffentlich für Winterkorn aus. Doch in der Führungskrise geht es möglicherweise nicht ums Stimmenzählen der Mandate im Aufsichtsrat. Übereinstimmend sagen Insider, dass eine offene Frontenbildung im Aufsichtsrat gegen Piëch eher unwahrscheinlich ist.
    (mg/bö)