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Wachsende Konkurrenz bei Umwelttechnologien

Die deutsche Umweltindustrie schafft nicht nur Arbeitsplätze, sondern ihre Produkte verkaufen sich auch gut im Ausland. Die Umwelttechnik hat mittlerweile eine beachtliche Bedeutung für die Gesamtwirtschaft erlangt. So manche Branche ist dabei noch auf staatliche Unterstützung angewiesen. Ob sich das in Zukunft ändern wird, das konnte man heute auf einer Konferenz in Berlin über den Stellenwert der Umwelttechnologie in Deutschland erfahren.

Von Philip Banse |
    Bundesumweltminister Sigmar Gabriel hatte ja zuletzt immer wieder angekündigt, dass Klima- und Umwelttechnik staatlich gefördert werden müsse. Und auch sein Ministerialdirigent Franzjosef Schaffhausen ließ heute auf der Umwelttechnik-Konferenz der Wirtschaftswoche daran keinen Zweifel: Ohne Geld vom Staat seien viele Umwelttechnologien nicht marktreif zu bekommen. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz etwa habe deutsche Umwelttechnik in vielen Bereichen zum Weltmarktführer gemacht. Der leitende Beamte aus dem Umweltministerium warnte die knapp 50 Vertreter der Umwelt-Industrie, dass Deutschland seinen Vorsprung in Sachen Umwelttechnik nicht verspielen dürfe. Die letzten Jahre seien gut gelaufen, auch das jüngste Konjunkturprogramm der chinesischen Regierung biete Chancen für deutsche Umwelttechnik: 600 Milliarden Euro will Peking vor allem in Klimaprojekte stecken. Doch China mache deutscher Umwelttechnik immer mehr Konkurrenz, sagte der Ministerialbeamte und holte ein Heft der Stiftung Warentest hervor:

    "Das ist ein Test von Energiesparlampen. Und auf dem ersten Platz steht ein chinesischer Hersteller: Megaman. Nicht Osram oder Philips, sondern ein Chinese, der das beste Produkt in Sachen Energiesparlampen anbietet. Nicht weil die Chinesen einfach kopiert hätten, was wir in Deutschland entwickelt haben, sondern sie haben es weiter entwickelt. Und da denke ich, dass viele in Deutschland noch nicht erkannt haben, dass wir dabei sind, unseren Vorsprung langsam zu verlieren."

    Barack Obama baut zwar keine Energiesparlampen, aber der Ministerialbeamte aus dem Umweltministerium, Franzjosef Schaffhausen, rechnet damit, dass der neue US-Präsident Umwelttechnik stark fördern wird, Windkraft etwa und die Abscheidung von Kohlendioxyd:

    "Wir müssen aufpassen. Wenn die Amerikaner mal richtig durchstarten, dann geht das ganz schnell und dann wird unser Vorsprung relativ aufgezehrt sein. Wenn die Amerikaner sagen "Man to the moon", dann werden da Milliarden rein gesteckt, wenn man sich davon wirtschaftliche Vorteile verspricht. Und ich glaube, an der Stelle ist Obama jetzt."

    Wegen dieser weltweit - auch durch staatliche Förderung - wachsenden Konkurrenz dürfe Deutschland jetzt die Förderung nicht zu stark kürzen, sagt Thomas Krupke, Chef des Berliner Photovoltaik-Produzenten Solon. Jährliches Wachstum von 90 Prozent, 1000 Mitarbeiter, 75 Prozent der Produktion gehen ins Ausland - das habe Solon nur schaffen können, weil Photovoltaik hierzulande gefördert wird und einen guten heimischen Markt habe:

    "Wir laufen jetzt Gefahr, dass wir ein bisschen diesen Heim- und dann auch Exportvorteil verlieren, wenn wir die Förderung zu stark zusammen streichen. Denn die Japaner fangen jetzt wieder an zu fördern. Die haben ein neues Gesetz ab 2009 und das wird mehr Vergütung bieten als wir in Deutschland haben. Dementsprechend werden sich Firmen wieder sehr stark drum kümmern - und natürlich auch wieder exportieren."

    Dabei wird Photovoltaik verglichen mit anderen erneuerbaren Energien immer noch reichlich gefördert. Doch ein Ende der Subventionen sei abzusehen, so Solon-Chef Krupke:

    "Wir gehen davon aus, wenn sich das Umfeld jetzt nicht komplett ändert, dass wir in fünf bis sieben Jahren Strom mit Photovoltaik günstiger erzeugen werden als Strom aus fossilen Energien."

    Schwierigkeiten bereitet Solon auch die Finanzkrise. Investoren hätten Schwierigkeiten, Geld zu bekommen, um teure Photovoltaik-Anlagen zu bauen. Weltweiter Klimaschutz und Finanzkrise - dieses Jahr wird für die deutsche Umwelttechnik daher durchwachsen. Thorsten Herdan vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), sagt, der Ausblick sei

    "in all den Branchen, die an Energie, Rohstoffen und Welthandel hängen, noch sehr gut. In den Branchen, die sehr stark am amerikanischen Markt hängen und in kurzfristigen Finanzierungen sehr schwierig. In Summe erwarten wir für nächstes Jahr eine Null, also Stagnation, aber keinen Abschwung."