Mittagessen bei den Horvaths in der südslowakischen Kleinstadt Samorin. Es gibt Hühnchen mit Reis und Tomatensalat. Die Eltern, Peter und Barbora, versuchen ihren beiden kleinen Töchtern das Essen schmackhaft zu machen - sie auf Slowakisch, er auf Ungarisch.
Das Sprachwirrwarr ist normaler Familienalltag: Die Horvaths sind ein gemischtes Ehepaar. In ihrem Wohnort Samorin leben 12.000 Menschen, der größte Teil davon Ungarn. Viele von ihnen bringt der Streit über das Sprachengesetz auf die Palme:
"Dieses Gesetz ist überflüssig, es ist ein Versuch der Staatsmacht, in Angelegenheiten einzugreifen, wo der Staat nichts verloren hat. Es ein Eingriff in die persönliche Freiheit."
"Das sorgt nur für unnötiges Chaos zwischen den Menschen. Die meisten verstehen überhaupt nicht, welche Regeln nun genau gelten sollen."
Wie das Sprachengesetz im Detail zu interpretieren ist, weiß niemand ganz genau. Nicht einmal in den zuständigen Ministerien. Fest steht aber, dass es der slowakischen Sprache unbedingten Vorrang einräumt: Ortsschilder, Denkmäler, Plakate, Werbespots – alles muss künftig - auch in den vorwiegend ungarischen Gebieten - mit slowakischer Übersetzung erscheinen. Ansonsten drohen Geldstrafen bis zu 5000 Euro. Kritiker wie Grigorij Meseznikov, der Direktor des Instituts für öffentliche Angelegenheiten in Bratislava, halten das Gesetz für eine unnötige Provokation:
"Das Gesetz hat rein politischen Charakter, es geht um eine Machtdemonstration, darum, wer der Herr in diesem Lande ist. Das Ganze ist eine Provokation und wird von der ungarischen Minderheit auch genau so wahrgenommen."
Das umstrittene Gesetz stammt eigentlich aus dem Jahr 1995. Eine Klausel, wonach Verstöße geahndet werden können, wurde aber vor zehn Jahren abgeschafft. Jetzt führt die linksnationalistische Koalition unter Premier Robert Fico die Strafen wieder ein.
"Sie sollen von einer eigens dafür bestimmten Abteilung im Kulturministerium verhängt werden. Und dem Gesetz nach kann jeder jeden anzeigen. Das ist eine Art Sprachpolizei – obwohl sich die Regierung gegen diese Bezeichnung wehrt. Jeder kann Anzeige erstatten, und auf Grund einer solchen Anzeige leitet die Sprachpolizei ihre Untersuchungen ein."
Aus Sicht der slowakischen Regierung ist die Kritik Teil einer Hetzkampagne. Außenminister Miroslav Lajcak verteidigt das Vorhaben. Es gehe nicht um Diskriminierung, sondern nur darum, die slowakische Sprache zu schützen:
"Die massive Desinformationskampagne der ungarischen Seite wurde nach Europa hinein getragen,"
so der Minister.
"Und daraus ist nun eine beispiellose Verleumdungskampagne gegen die Slowakei geworden."
Doch für das ohnehin gespannte Verhältnis zwischen der Slowakei und dem Nachbarland Ungarn ist die Gesetzesnovelle eine weitere Belastung. Und auch für das Zusammenleben der verschiedenen Bevölkerungsgruppen innerhalb der Slowakei. Pal Csaky, Vorsitzender der slowakischen Ungarnpartei SMK, glaubt schon jetzt Anzeichen dafür zu erkennen, dass einige Slowaken das Sprachengesetz allzu ernst nehmen könnten:
" Schon jetzt bekommen wir solche Signale: Wir wissen zum Beispiel von einem Friseur, der seinen ungarischen Mitarbeitern verboten hat, untereinander ungarisch zu sprechen. Keine Frage: Das Gesetz löst Spannungen zwischen den Bürgern aus."
Zumindest bleiben viele Fragezeichen. - In Samorin und ähnlichen Gemeinden mit einer großen ungarischen Bevölkerung werden letztlich Gelassenheit und Pragmatismus zählen. Dorfbürgermeister Jozef Schnobl sagt augenzwinkernd: Wir werden uns natürlich an das Gesetz halten und nur noch Slowakisch sprechen.
"Nur Slowakisch. Aber natürlich haben mich gerade viele ältere Leute schon gefragt: Wie machen wir das? Herr Bürgermeister, wir können uns doch keinen Dolmetscher nehmen, wenn wir aufs Amt gehen. Dafür haben wir kein Geld, wir wurden hier geboren und wollen auch hier bleiben, aber wir können kein Slowakisch. Was nun? – Und meine Antwort ist ganz einfach: Wir sprechen Ungarisch."
Das Sprachwirrwarr ist normaler Familienalltag: Die Horvaths sind ein gemischtes Ehepaar. In ihrem Wohnort Samorin leben 12.000 Menschen, der größte Teil davon Ungarn. Viele von ihnen bringt der Streit über das Sprachengesetz auf die Palme:
"Dieses Gesetz ist überflüssig, es ist ein Versuch der Staatsmacht, in Angelegenheiten einzugreifen, wo der Staat nichts verloren hat. Es ein Eingriff in die persönliche Freiheit."
"Das sorgt nur für unnötiges Chaos zwischen den Menschen. Die meisten verstehen überhaupt nicht, welche Regeln nun genau gelten sollen."
Wie das Sprachengesetz im Detail zu interpretieren ist, weiß niemand ganz genau. Nicht einmal in den zuständigen Ministerien. Fest steht aber, dass es der slowakischen Sprache unbedingten Vorrang einräumt: Ortsschilder, Denkmäler, Plakate, Werbespots – alles muss künftig - auch in den vorwiegend ungarischen Gebieten - mit slowakischer Übersetzung erscheinen. Ansonsten drohen Geldstrafen bis zu 5000 Euro. Kritiker wie Grigorij Meseznikov, der Direktor des Instituts für öffentliche Angelegenheiten in Bratislava, halten das Gesetz für eine unnötige Provokation:
"Das Gesetz hat rein politischen Charakter, es geht um eine Machtdemonstration, darum, wer der Herr in diesem Lande ist. Das Ganze ist eine Provokation und wird von der ungarischen Minderheit auch genau so wahrgenommen."
Das umstrittene Gesetz stammt eigentlich aus dem Jahr 1995. Eine Klausel, wonach Verstöße geahndet werden können, wurde aber vor zehn Jahren abgeschafft. Jetzt führt die linksnationalistische Koalition unter Premier Robert Fico die Strafen wieder ein.
"Sie sollen von einer eigens dafür bestimmten Abteilung im Kulturministerium verhängt werden. Und dem Gesetz nach kann jeder jeden anzeigen. Das ist eine Art Sprachpolizei – obwohl sich die Regierung gegen diese Bezeichnung wehrt. Jeder kann Anzeige erstatten, und auf Grund einer solchen Anzeige leitet die Sprachpolizei ihre Untersuchungen ein."
Aus Sicht der slowakischen Regierung ist die Kritik Teil einer Hetzkampagne. Außenminister Miroslav Lajcak verteidigt das Vorhaben. Es gehe nicht um Diskriminierung, sondern nur darum, die slowakische Sprache zu schützen:
"Die massive Desinformationskampagne der ungarischen Seite wurde nach Europa hinein getragen,"
so der Minister.
"Und daraus ist nun eine beispiellose Verleumdungskampagne gegen die Slowakei geworden."
Doch für das ohnehin gespannte Verhältnis zwischen der Slowakei und dem Nachbarland Ungarn ist die Gesetzesnovelle eine weitere Belastung. Und auch für das Zusammenleben der verschiedenen Bevölkerungsgruppen innerhalb der Slowakei. Pal Csaky, Vorsitzender der slowakischen Ungarnpartei SMK, glaubt schon jetzt Anzeichen dafür zu erkennen, dass einige Slowaken das Sprachengesetz allzu ernst nehmen könnten:
" Schon jetzt bekommen wir solche Signale: Wir wissen zum Beispiel von einem Friseur, der seinen ungarischen Mitarbeitern verboten hat, untereinander ungarisch zu sprechen. Keine Frage: Das Gesetz löst Spannungen zwischen den Bürgern aus."
Zumindest bleiben viele Fragezeichen. - In Samorin und ähnlichen Gemeinden mit einer großen ungarischen Bevölkerung werden letztlich Gelassenheit und Pragmatismus zählen. Dorfbürgermeister Jozef Schnobl sagt augenzwinkernd: Wir werden uns natürlich an das Gesetz halten und nur noch Slowakisch sprechen.
"Nur Slowakisch. Aber natürlich haben mich gerade viele ältere Leute schon gefragt: Wie machen wir das? Herr Bürgermeister, wir können uns doch keinen Dolmetscher nehmen, wenn wir aufs Amt gehen. Dafür haben wir kein Geld, wir wurden hier geboren und wollen auch hier bleiben, aber wir können kein Slowakisch. Was nun? – Und meine Antwort ist ganz einfach: Wir sprechen Ungarisch."