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Wachstumsmarkt bei Spielzeugen für Kleinkinder

Das Weihnachtsgeschäft ist für die Hersteller von Spielen und Spielwaren gelaufen und es verlief überwiegend gut. Beim Kauf von Spielzeug wird allem Anschein nach nicht gespart. 2,4 Milliarden Euro wurden im vergangenen Jahr auf dem deutschen Markt umgesetzt und das war mehr als im Jahr zuvor.

Von Andreas Schuster |
    Nur das Beste für mein Kind. Dieser Satz gilt. Wirtschaftskrise hin oder her, Marktforscher wissen: An den Kindern wird zuletzt gespart. Und damit auch nicht an ihrem Spielzeug. Ein Trend, der sich vor allem beim Babyspielzeug zeigt. Und obwohl die Geburtenrate in Deutschland kontinuierlich sinkt, geben Eltern immer mehr Geld für Babyrasseln, bunte Beißringe oder Plüschtiere aus. Ein Trend, der sich auch auf der Nürnberger Spielwarenmesse zeigt, bestätigt Marketingleiter Christian Ulrich.

    "Wir haben jetzt eine ganze Halle nur mit Babyspielwaren gefüllt. Die Halle zwei ist komplett ausgebucht damit. Wir haben in Halle zwei nicht all die Hersteller untergekriegt, die Babyspielzeug anbieten. Es gibt eine ganze Reihe von zusätzlichen Anbietern. Für die gibt es einen kleinen Führer, von A bis Z für Babyspielwaren. Und in diesem Führer sind also praktisch alle Aussteller angeboten, die Babyspielzeug anbieten hier auf der Spielwarenmesse."
    Die Hersteller auf der Spielwarenmesse reagieren damit auf einen Trend. Drei Prozent mehr Geld als in den vergangenen Jahren geben Eltern für ihre Kleinen mittlerweile aus. Das klingt zunächst nicht nach viel - ist unterm Strich bei Millionen von Spielsachen, die über die Ladentheken gehen, aber ein beachtlicher Anstieg. Diese Entwicklung hat ihre Gründe, sagt Marketingleiter Ulrich.

    "Man merkt ganz einfach, dass Eltern tatsächlich für die ganz Kleinen immer mehr Geld auch in die Hand nehmen. Der Punkt Nummer eins ist das Thema Sicherheit. Also wenn Babyspielzeug gekauft wird, dann möchte man ganz sichergehen, dass das schadstofffrei ist, dass da keine verschluckbaren Kleinteile mit drin sind und keine Magneten oder ähnliche Dinge. Also dass man ein gutes Gefühl dabei hat. Im Großen und Ganzen muss das Spielzeug sein, das sicher ist und eben sehr qualitätsorientiert verarbeitet ist."

    Die Spielwarenhersteller haben diesen Trend erkannt. Die Eltern setzen zunehmend auf Qualität. Laut einer Studie spielt der Kaufpreis meist nur eine untergeordnete Rolle, wenn Eltern für ihre Kleinen ins Regal greifen. Doch hält die Qualität auch was sie verspricht? Rainer Weißkirchen von der LGA TÜV Rheinland in Nürnberg.

    "Die Ergebnisse sind sehr unterschiedlich. Wir testen Spielzeug sehr umfassend. Das sind chemische, mechanische und elektrische Prüfungen. Und wir finden immer wieder Spielsachen, die so nicht auf dem Markt sein dürften. Die Gesundheitsschäden können sein, dass diese Stoffe giftig sind, dass sie aber auch fortpflanzungsgefährdend oder hormonell beeinflussen. Und da muss man bei der chemischen Prüfung eben ganz genau hinschauen."

    An dieser Stelle schalten sich auch die Verbraucherschützer des BUND Naturschutz ein. Denn gefährliche Weichmacher sind nicht zu unterschätzen, sagt Sarah Häuser, gerade weil Babys und Kleinkinder ihre Spielsachen permanent in den Mund nehmen.

    "Das ist im Blut der Kinder nachweisbar. Also es gibt mittlerweile kein Kind mehr, das nicht Chemikalien im Blut hat. Und je nach Stoff - also bei Phenol A sind bis zu 90 Prozent der Bevölkerung - oder sogar über 90 Prozent der Bevölkerung damit belastet."

    Zwar legen die Hersteller immer mehr Wert auf Qualität, doch dem BUND Naturschutz geht das nicht weit genug.

    "Wir fordern einfach vom Gesetzgeber, dass Spielzeug sicher ist, dass sich gefährliche Chemikalien sich nicht im Spielzeug befinden. Und da sind leider die Gesetze bisher noch unzureichend. Auch die neue Spielzeugrichtlinie schützt die Gesundheit unserer Kinder nicht. Gleichzeitig mangelt es auch an der Kontrolle."

    Dass jede Babyrassel, die im Kaufhausregal landet, unbedenklich ist und keine gefährlichen Inhaltsstoffe hat - eine Garantie dafür gibt es nicht. Doch es gibt Dinge, auf die Eltern beim Kauf achten können, sagt Weißkirchen von der LGA.

    "Sicher sein kann man erst, wenn man ein Prüfzeichen eines unabhängigen Prüfinstituts sieht. Dann weiß man: Dieses Produkt ist auch getestet. Unser Tipp: Die Spielsachen auch in die Hand nehmen, die Verarbeitung ansehen, auch mal dran riechen - und wenn mir etwas komisch vorkommt: Das Produkt zurückstellen oder direkt reklamieren."

    Immerhin: Gefährliches Spielzeug findet man zum Glück immer seltener. In Halle zwei der Nürnberger Spielwarenmesse gibt es sogar Holzspielsachen, die aus ökologisch nachwachsendem Baumbestand hergestellt sind.