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Wachwechsel im Äther

Große Hoffnungen setzen Gerätehersteller wie auch Programmveranstalter auf die diesjährige in Berlin. So soll sich das digitale Radio jetzt endlich durchsetzen. Der Verbraucher hat dabei die Wahl unter mehreren Standards.

Manfred Kloiber im Gespräch mit Wolfgang Noelke |
    Manfred Kloiber: Fangen wir mit DRM an. Was ist DRM?

    Wolfgang Noelke: "DRM ist die geniale Verknüpfung von Frequenzen, die bislang für den AM-Empfang vorgesehen waren. Das ist Mittel-, Kurz- und Langwelle. Und wir kennen alle diese Störungen, die man hatte. Man hat zwar den Vorteil gehabt, dass man einen Sender benötigte, der ein ganz großes Gebiet versorgen konnte - also man konnte von Flensburg bis Basel den Deutschlandfunk hören. Das ist aber verbunden mit großen Störungen, wenn man unter Hochspannungsleitungen oder Brücken durchfährt. Und auch zuhause hört sich der Empfang sehr schlecht an."

    Kloiber: Das sind diese typischen Kurzwellenstörungen. Sie haben da einen Kurzwellensender aufgenommen. Da geht DRM nämlich auch - die Digitalisierung dieser Wellen. Sie haben aber auch das andere Beispiel mit. Das hört sich fast an wie UKW - und das Ganze auf Kurzwelle. Also ein deutlicher Vorsprung: die Qualität ist gleich bleibend, man hört keine Schwankungen mehr. Aber es gibt noch mehr, mehr Programmangebote auch.

    Noelke: "Ja, man hat auf dieser Frequenz zwei Audio- und zwei Datenkanäle zur Verfügung. Zum Beispiel das Deutschlandfunkprogramm ist empfangbar, und auf dem zweiten Kanal kann man den Seewetterbericht hören. Und dann hat man mit einem Kilobit pro Sekunde einen Datenkanal zur Verfügung für Texte."

    Kloiber: Gibt es dazu schon Geräte?

    Noelke: "Die meisten sind Prototypen. Es gibt aber auch schon fertige Kofferradios und die ersten Autoradios mit DRM sind auch vorgestellt."

    Kloiber: Wir sollten noch ein Wort verlieren über DAB, den digitalen Ersatz für UKW. Lange Zeit war DAB Dornröschen, jetzt ist es irgendwie wach geküsst worden, hier auf der IFA gibt es viele Geräte.

    Noelke: "Wach geküsst ist zum Beispiel die Autoindustrie, die DAB für die Erstausrüstung der Autos nutzen möchte, denn jetzt haben wir den Vorteil, dass die Autosoftware nachgeladen werden kann und zum Beispiel auch Navigationsänderungen wie neue Baustellen oder Staus, die können ganz kurzfristig über DAB nachgeladen werden."

    Kloiber: Hier in Berlin ist zur IFA noch etwas passiert, was viele Radiohörer ein bisschen verwirrt: DVB-T, was eigentlich digitales Fernsehen ist. Da gibt es ab sofort 20 Hörfunkprogramme darüber.

    Noelke: "Ja, 20 Hörfunkprogramme auf einem Kanal, auf dem bislang vier Fernsehkanäle gesendet werden konnten. Das ist natürlich genial. Man versucht jetzt erst einmal, den Markt zu testen, hier die Akzeptanz zu testen und wird danach sicherlich das Programm dann bundesweit irgendwann einmal ausrichten und zur Verfügung stellen."

    Kloiber: Ist denn DVB-T eine Konkurrenz zu DAB in Sache Radio?

    Noelke: "Nein, es ist keine Konkurrenz, sondern eine Ergänzung. Es existiert überall da, wo digitales Fernsehen vorhanden ist. DAB ist ja flächendeckend vorhanden und das digitale Fernsehen gibt es bislang nur in den Ballungsgebieten."