Dienstag, 19. März 2024

Archiv

Währungsumstellung
Acht Mal „Eco“ in Afrika

Acht westafrikanische Länder und Frankreich haben sich auf eine Reform der Währung „Franc CFA“ und ihre Umbenennung in "Eco" geeinigt. Der "Eco" soll in diesem Jahr eingeführt werden und wird nach dem Euro die größte Gemeinschaftswährung weltweit.

Von Dunja Sadaqi | 17.01.2020
Die Präsidenten Frankreichs und der Elfenbeinküste, Macron und Ouattara, heben gemeinsam ihre Arme in die Höhe.
Einig bei der Währungsumstellung: Macron und Outtara, die Präsidenten Frankreichs und der Elfenbeinküste (AFP / Ludovic Marin)
Au revoir Franc CFA! Nach 75 Jahren soll das Überbleibsel aus der französischen Kolonialzeit abgelöst werden. Die Währung, die nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffen wurde, wird bis heute von 14 west- und zentralafrikanische Staaten verwendet. Acht wollen sich in diesem Jahr vom Franc CFA verabschieden: Elfenbeinküste, Benin, Burkina Faso, Guinea-Bissau, Mali, Niger, Senegal und Togo.
Das verkündete der französische Präsident Emmanuel Macron kurz vor Weihnachten im vergangenen Jahr bei einem Treffen in der Elfenbeinküste:
"Es ist ein Element der Stabilität, der es ermöglicht, die Entwicklung und die Begrenzung der Inflation. Ich glaube, es ist gut für die Wirtschaft der afrikanischen Staaten. Und was neu ist, dass Frankreich auf eine explizite Anfrage der afrikanischen Staaten und Zentralbanken antwortet. Wir machen es, weil es gefordert wurde."
Franc CFA – die letzte Kolonialwährung der Welt
Der Franc CFA war erst an den Franc, dann an den Euro mit einem festen Wechselkurs gekoppelt. Die westafrikanischen Staaten mussten die Hälfte ihrer Geldreserven bei der Französischen Zentralbank deponieren, die auch zum Beispiel den Wechselkurs beeinflusst. Die letzte Kolonialwährung der Welt, so die Kritik aus vielen der westafrikanischen Staaten. Das soll sich jetzt ändern. Frankreichs Präsident Macron kündigte an, sich für die neue Währung, den ECO, aus wichtigen Kontrollgremien zurückziehen.
Nicht nur das Ende eines kolonialen Symbols werde erreicht, Westafrika verspreche sich außerdem einen wirtschaftlichen Aufschwung und Stabilität in der Region, erklärte Alassane Ouattara, der Präsident der Elfenbeinküste, auf dem Treffen mit seinem französischen Amtskollegen:
"Hätten wir nicht die Kopplung an den Euro, wären wir ein Inflationsland wie viele andere Staaten in Westafrika, auf dem Kontinent und in der Welt. Das wird die afrikanischen Staaten schützen. "
Die westafrikanischen Staaten erhoffen sich auch, ihre Exporte zu erhöhen. Die Handelsbilanzen untereinander sind noch relativ gering.
Neue Währung für 100 Millionen Menschen
Über 100 Millionen Menschen werden den ECO nutzen. Damit wird er nach dem Euro zur größten Gemeinschaftswährung der Welt - und steht auch in der Kritik, erklärt Entwicklungsexperte Francois Gaulme.
"Das ist eine Reform ohne Reform. Die Staaten sind immer noch von Frankreich abhängig, weil der ECO an den Euro gebunden bleibt. Das ändert sich nicht. Viele haben das kritisiert, in Afrika, in Frankreich und die sagen, damit sich ein Land entwickelt, muss es mit seinem Geld spielen können und es auch abwerten kann, wenn es das will. Viele kritisieren, dass das nicht mehr tolerierbar ist, dass es eine komplette Souveränität geben muss, und die haben wir noch nicht."
Auch auf den Straßen Westafrikas reagieren die Menschen skeptisch auf die Ankündigung des ECO. In Senegals Hauptstadt Dakar zum Beispiel. Buchhalter Ismael Derry:
"Ich muss gestehen, als ich das am Anfang gehört habe mit dem ECO , habe ich das begrüßt, weil ich mir gesagt habe, dass wir damit unsere finanzielle Unabhängigkeit bekommen. Aber in Wirklichkeit wechseln wir doch einfach nur den Namen. Wir sind immer noch an den Euro gekoppelt, also sind wir auch von ihm abhängig. Also ändert sich für mich nichts wirklich."
Bleibt die Abhängigkeit?
Eine andere Kritik: Die Europäer wollten die afrikanische Wirtschaft mit dem ECO weiter an sich binden und so Konkurrenten abschirmen. Wie zum Beispiel aus Fernost. Denn die Volksrepublik China weitet schon seit Jahren ihren Einfluss auf dem Kontinent aus und wird für afrikanische Staaten zum immer attraktiveren Partner.