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Wälder zum Verbrennen

Heizen mit Holz wird immer beliebter. Viele rüsten ihre Zentralheizungen auf Holz-Pellets oder Holzhackschnitzel um. Ein neuer Markt auch für Landwirte. Im niedersächsischen Landkreis Uelzen gibt es bereits Plantagen, auf denen Weiden als Energie-Pflanzen wachsen.

Von Karsten Schulz |
    Als 20 Zentimeter kurze Stecklinge kamen sie in den Boden, doch schon nach einem Jahr überragen die Weidenbüsche den Landwirt, nach zwei Jahren sogar die Erntemaschine. Mehr als zwei Meter hoch sind die Büsche auf der so genannten "Kurzumtriebsplantage" von Wolf Winkelmann, bis zu acht Meter hoch werden sie. Winkelmann arbeitet auf dem Bauernhof seiner Eltern in Bohndorf im Landkreis Uelzen in Niedersachsen. Das Weidenholz hatte er ursprünglich für eine Firma angepflanzt, die sich in Uelzen ansiedeln und aus Energie-Pflanzen Bio-Treibstoff herstellen wollte. Die Firma sprang ab, doch bei Winkelmann und weiteren Landwirten wuchsen bereits die Weiden:

    " Im Betrieb meines Vaters haben wir im ersten Jahr knapp 2 Hektar Fläche bepflanzt. Man kann sagen, das Zeug wächst wie Unkraut. "

    Für Winkelmann und 20 weitere Landwirte, die auf insgesamt 40 Hektar Fläche im Kreis Uelzen Weidenbüsche anbauen, inzwischen ein Grund zur Freude. Denn der Markt für Holzhackschnitzel boomt und die speziell gezüchteten Weiden sind recht anspruchslos:

    " In dem Projekt haben wir bewusst trockene, leichte Standorte ausgewählt, nasse Standorte in Bachnähe bis hin zu guten Standorten, um zu gucken, unter welchen äußeren Bedingungen ideale oder erträgliche Erträge rauskommen. "

    Einfacher Einsatz, doppelter Gewinn: Auf ihren meist minderwertigen, stillgelegten Flächen könnten die Landwirte Weiden als nachwachsenden Rohstoff anbauen, ohne dass ihnen die EU-Prämie für die Flächenstilllegung gestrichen wird:

    " Insgesamt kann man diese Kultur sechs bis sieben Mal im Drei-Jahres-Rhythmus ernten. Pro Hektar kann man vorsichtig gerechnet so 3.000 bis 4.000 Liter Heizöl ersetzen."

    Winkelmann möchte die Holzhackschnitzel selbst zum Heizen verwenden. Andere Landwirte wollen die Weiden dagegen nur anbauen und den Brennstoff verkaufen. Darum kümmert sich der Lohnunternehmer Joachim Hüttmann aus Soltau:

    " Wir werden künftig unsere eigenen Schnellwuchs-Plantagen ernten und auch anderen Landwirten bieten wir das an, zum Beispiel denen, bei denen wir auch gepflanzt haben. Und wir bieten genauso die Vermarktung der Biomasse. Wir sind in der Hackschnitzel-Vermarktung seit ca. zehn Jahren tätig. "

    Die Weiden werden mit einem Maishäcksler geerntet, für den Hüttmann und sein Mitarbeiter Alexander Pfeiffer eigens einen Erntevorsatz entwickelt haben:

    " Dieser Erntevorsatz kann die stehende Pflanze absägen, umlegen und dem Häcksler zuführen, der daraus Hackschnitzel macht. Das Produkt ist dann schon fertig. Geerntet wird im Winter, wenn das Laub abgefallen ist, Pappeln oder Weiden haben dann noch einen Wassergehalt von 50 Prozent. "

    Nach der "Ernte" werden die Weiden-Hackschnitzel noch getrocknet, beispielsweise mit der Abwärme aus einer Biogas-Anlage. Dann eignen sich die Hackschnitzel bestens zum Heizen. Hüttmann und seine Mitarbeiter wollen auch in eine eigene Pflanz-Maschine investieren, bislang hatten sie dazu ein Gerät aus Schweden geliehen. Riesige Weiden-Plantagen sind dort keine Seltenheit mehr. Auch hier könnten sie bald zum Landschaftsbild gehören. Holzhackschnitzel vom Acker sind eine weitere Alternative im Bereich klima-neutraler Brennstoffe. Vor allem, weil die Weidenbüsche schneller wachsen als Bäume und beim Anbau zudem kaum Arbeit machen.