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Wärme aus Holz und Strom aus Raps

Mit einer neuen Heizungsanlage und einer guten Wärmedämmung lässt sich bei älteren Wohngebäuden viel Energie sparen. Und besonders kostensparend ist es, angesichts der hohen Öl- und Gaspreise auf alternative Energieträger wie Holz zu setzen. Wie sich das genau rechnet, darüber konnten sich die Besucher der "Passiv-Haus 2006" in Böblingen informieren.

Von Thomas Wagner |
    Er ist stämmig, massiv, energiegeladen: der Thermi-Nator.

    "Der Thermi-Nator schreibt sich klassisch mit 'th' wegen der thermischen Energie. Ein Thermi-Nator ist praktisch ein klassischer Holzvergaserkessel, der im Prinzip den Rohstoff Stückgut und Pellets zusammen verbrennen kann in einem Brennraum."

    Und deshalb sieht Aussteller Jürgen Kessler aus Rottenburg am Neckar für sein Heizsystem gute Marktchancen: Der Verbrennungsvorgang wird über eine Lambda-Sonde in der Brennkammer optimiert. Der Wirkungsgrad liegt mit 92 Prozent knapp unter dem klassischer Pellet-Heizsysteme.

    "Der Vorteil ist ganz klar: Wir können beides, Stückgut und Pellets, in einem Feuerungsraum verbrennen. Im Prinzip, vereinfacht gesagt: Je mehr der Kunde Stückgut macht, desto schneller amortisiert sich der Kessel, weil dieses Stückgut immer noch der günstigste Brennstoff ist, den wir zurzeit haben können."

    Kein Wunder, ist der Thermi-Nator auf der Böblinger Messe nicht alleine: Ähnliche Entwicklungen bekamen die Besucher fast an jeder Ecke zu sehen. Denn in Zukunft, glauben die Fachleute, wird Holz als Energieträger immer wichtiger. Preisgünstig ist es ohnehin schon, rechnet Arnold Blanke von der Forstdirektion beim Regierungspräsidium Tübingen vor:

    "Also wir haben das hier dargestellt: Ein Liter Öl kostet im Moment 60 Cent. Die gleiche Energiemenge aus Holz kostet im Moment so zwischen 13 und 26 Cent."

    Das Beispiel zeigt: Von der Kostenstruktur her schneiden alternative Energieträger häufig besser ab als Öl und Gas.

    Das Ding sieht aus wie eine Art Pumpe, die mit einem Elektromotor angetrieben wird.

    "Es wird Raps gepresst. Und das Geräusch ist von dem Motor. Es kommt dann Öl raus. Es gibt ja im Raps 42 Prozent Öl. Und von diesen 42 Prozent bekommen wir 30 Prozent Öl raus","

    erläutert Amel Licina, der im Dienste eines Ausstellers aus dem baden-württembergischen Dettingen-Teck eine Rapsölpresse verkauft. Auch Rapsöl ist, so die Meinung der Experten, ein zukunftsträchtiger Energieträger, der sich zunehmend rechnet. Mike Mukengele von der Landesanstalt für landwirtschaftliches Maschinenbauwesen an der Uni Hohenheim:

    ""Der Getreidepreis geht in den Keller. Und die einzige Möglichkeit, die man heutzutage hat, ist: Entweder sollte Getreide verbrannt werden, oder im Fall von Raps zur Erzeugung von Öl oder zusätzlich als Treibstoff zu benutzen."

    Konkret haben die Wissenschaftler ausgerechnet: Eine Megawattstunde Strom, erzeugt mit Heizöl, kostet derzeit rund 50 Euro. Die gleiche Strommenge mit Rapsöl lässt sich bereits mit 23 Euro erzeugen. Das Problem dabei: In herkömmlichen Verfahren werden dabei schädliche Staubpartikelchen in die Luft geblasen - bis zu 400 Mikrogramm pro Kubikmeter. Moderne Filteranlagen können aber diese Staubwerte nahezu auf null nach unten drücken. Mögen allerdings so manche alternative Energieträger von den Kosten her durchaus besser abschneiden als Öl und Gas, so liegen doch die Investitionen für die dafür notwendigen Anlagen ungleich höher. Unter anderem wird das deutlich am Stand einer Autowerkstatt aus Calw. Die warb auf der Energiemesse für die Umrüstung herkömmlicher Dieselautos auf Rapsölbetrieb. KfZ-Meister Thomas Kik:

    "Ein Liter Rapsöl kostet derzeit etwa 75 Cent inklusive Mehrwertsteuer. Und der Diesel schwankt ja bekanntlich zwischen 1,07 Euro und 1,17 Euro."

    Der Wermutstropfen dabei: Die Kosten für so eine Umrüstung liegen, je nach Fahrzeugtyp, zwischen 1700 und 3000 Euro.

    "Also wenn man das nur wirtschaftlich sieht, lohnt sich das bei einem Zwei-Tank-System bei 30 000 Kilometern pro Jahr, beim Eintank-System zwischen 15 000 und 20 000 Kilometer pro Jahr. Dann ist man dann zwischen einem und vier Jahren in der Amortisation."

    Viele Autofahrer sind aber gar nicht so viel mit ihrem "heilix Blechle" unterwegs . Doch gerade Wenig-Fahrer entscheiden sich, so KFZ-Meister Thomas Kik, zunehmend für die Umrüstung auf Rapsöl.

    "Viele Kunden machen das unvernünftig, wenn man es vom wirtschaftlichen Standpunkt aus sieht. Sie rüsten schon bei 8000 Kilometern pro Jahr um, wollen aber ein umweltfreundliches Fahrzeug haben. Das ist natürlich machbar. Wenn der Kunde das haben will, finde ich das richtig und gut."