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Wärmedämmung mit Hanf

Wärmedämmungen am Haus können die Heizkosten spürbar senken. Neben der gelben Mineralstoffwolle oder Schaumstoffmatten auf Erdölbasis setzen sich zunehmen auch Isoliermatten aus Hanf durch. Bisher mussten diese Matten mit Polyester verstärkt werden. Das wollten Forscher des Fraunhofer Instituts für Chemische Technologie bei Karlsruhe nun ändern. Sie und haben einen Dämmstoff entwickelt, der ganz auf chemische Stoffe verzichtet.

Von Susanne Lettenbauer |
    Die Zulassung im Februar 1996 bescherte einer Nutzpflanze wieder die Beachtung im Baugewerbe, die sie Jahrhunderte lang hatte: Hanf gehörte neben Lehm und Stroh zu den wichtigsten Baumaterialien vor dem Zweiten Weltkrieg. Leicht und trotzdem strapazierfähig, nachwachsend und kompostierbar, nahezu unverwüstlich. Eigenschaften, die eine kleine Firma an der Schwäbischen Alb seit 7 Jahren an die Häuslebauer zu bringen versucht, mit unterschiedlichem Erfolg, so Bernd Rehberger:

    " Also vom derzeitigen Thermohanf haben wir jährlich eigentlich Zuwachs, d.h. speziell seit eineinhalb, zwei Jahren, seit es die staatliche Förderung gibt für Dämmstoffe aus nachwachsendem Rohstoff sowie aus Thermohanf, der ja mit der Kategorie eins gefördert wird, das ist für den Bauherren von daher interessant , dass er von dem doch etwas hochpreisigen Material 35 Euro pro qm zurückbekommt. Seit es diese Förderung gibt, erleben wir da schon einen sehr starken Boom, doppelte bis dreifache Absatzmenge im Vergleich zu vorher."

    Seit auch die Politik den Wert von Dämmmatten aus Hanf erkannt hat und den Kauf von Oktober 2003 bis voraussichtlich Dezember 2006 fördert, ist das Ziel für Rehberger klar: Die bereits von dem anspruchsvollen Kontrollverfahren NaturePlus zertifizierten Dämmmatten in Platten oder Rollenform sollen künftig vollständig aus nachwachsenden Rohstoffen produziert werden, ohne den Preis von derzeit 110 Euro pro qm minus Förderung wesentlich zu erhöhen. Auf gut 4000 Hektar wurden im vergangenen Jahr die anspruchslosen Pflanzen mit den charakteristischen gezackten Blättern angebaut. Ein Großteil in Bayern und Baden-Württemberg nahe der Verarbeitungsbetriebe, um die Anlieferungswege kurz zu halten. Derzeit läuft das so ab:

    " Dass wir in dem Stoff Thermohanf ca. 85 Prozent reine Hanffaser aus deutschem Anbau verwenden, die wiederum werden mit 3 bis 5 Prozent Soda imprägniert für den Brandschutz und dann kommt der kleine Hasenfuß eben 13 bis 15 Prozent Polyesterstützfaser...Da ist eben das Ziel, diese Stützfaser raus zu nehmen."

    Fünf Kooperationspartner haben sich dazu zusammengefunden, darunter das Stuttgarter Institut für Kunststoffforschung, drei Produktionsfirmen und das Fraunhoferinstitut ICT.
    Ob als Ersatz für die bislang verwendete anorganische Faser nun Stärke, Kokos oder anderes biologische Material verwendet wird, ist den Entwicklern um Darius Primus vom Fraunhofer Institut für chemische Technologie noch nicht ganz klar. Erst muss geprüft werden, welcher Stoff, d.h. Biopolymer sich unter Einschluss von möglichst viel Luft mit den Hanffasern am besten verbinden lässt und wie:

    " Wir möchten im Laufe des Projektes versuchen, eine bioabbaubare Faser zu finden, die es nach Möglichkeit auch auf dem Markt geben sollte, die auch zu erschwinglichen Preisen zu erwerben ist, und in das Produkt aufnehmen wollen, um auf die Polyesterstützfaser komplett zu verzichten...Die Chancen sehe ich recht positiv."

    Die Forschungen innerhalb des Zwei-Jahresprojektes sind umfangreich: Neben den stabilsten Verbindungen zwischen den Hanffasern und dem Stützstoff wollen die Forscher auch gleich anhand von Emissionsmessungen die wohnklimatischen Eigenschaften optimieren, obwohl der Thermohanf wohnmedizinisch hervorragend bewertet wird. Hinzu kommt der verbesserte Brandschutz sowie die Recyclingfähigkeit nach den angestrebten 30 Jahren Nutzungsdauer:

    " In der Praxis wird das natürlich sehr schwierig zu realisieren sein. Wenn sie so eine Dämmmatte in ihrem Haus verbauen, dann muss sie erstmal eine Zeitlang halten, wir gehen von 30 Jahren aus. Dann muss diese Matte auch gegen Schimmel und Pilze resistent sein , zweitens darf sie ja nicht in sich kollabieren während der Nutzungszeit...insofern ist das kein ganz leichtes Thema."

    Nach den strengen EU-Richtlinien, konkret der EN 131432, werden die Hanfdämmmatten zwar auch als Vollbioprodukt nicht den industriellen Kompostanlagen gerecht werden, sondern als so genannter Strukturzuschlagstoff im Kompost. Die Käufer, derzeit noch vorwiegend aus Baden-Württemberger und bayerischen Haushalten, können die alten Matten im Garten jedoch getrost untergraben oder auf dem Feld ausstreuen.