Mittwoch, 24. April 2024

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Klimawandel
Wärmerer Winter verändert den Vogelzug

Durch die wärmeren Temperaturen hierzulande auch im Winter haben zahlreiche Vögel ihre Gewohnheiten verändert. Wie die Deutsche Wildtier Stiftung mitteilte, bringt diese Erwärmung die genetisch verankerten Zuggewohnheiten der Vögel durcheinander. Viele fliegen erst gar nicht mehr weg: Immer häufiger überwintern Kiebitz, Hausrotschwanz und Singdrossel, alles klassische Zugvögel, in Deutschland.

13.03.2023
    Ein Kiebitz auf einer Wiese in Ostfriesland
    Durch die wärmeren Temperaturen überwintern inzwischen viele Vögel, wie etwa der Kiebitz, in Deutschland. (picture alliance / dpa / Hinrich Bäsemann)
    Sogar die Stare werden allmählich zu "Standvögeln". In Frankfurt am Main konnte man schon Ende Januar einen Starenschwarm im Holzhausenpark beobachten.
    Auch viele Mönchsgrasmücken haben innerhalb weniger Generationen ihre Zugrichtung verändert - und das im Erbgut gespeichert: Sie reisen schon seit längerem im Herbst nur noch bis ins südliche England zum Überwintern statt wie früher nach Spanien, Südfrankreich oder Marokko.
    Die Durchschnittstemperatur im Winter 2021/22 habe um 3,1 Grad Celsius über dem Normalwert der Jahre von 1961 bis 1990 gelegen, sagt Jenifer Calvi von der Deutschen Wildtier Stiftung. Im Winter 2022/2023 war der Durchschnittswert 2,7 Grad höher, es ist damit der zwölfte zu warme Winter in Folge, wie der Deutsche Wetterdienst in einer vorläufigen Bilanz Ende Februar mitteilte.
    Langstreckenzieher wie Nachtigall, Trauerschnäpper oder Pirol sind in Zeiten des Klimawandels im Nachteil: Sie kehren, wie auch Schwalben und Gartenrotschwänze, erst im April zurück oder sogar, wie die Mauersegler, erst Anfang Mai. Nicht alle Arten können sich derart schnell anpassen wie die Mönchsgrasmücke.
    Der Klimawandel gefährdet auch die Überwinterungsgebiete in Afrika. Südlich der Sahara versteppt das Land, die Wüste breitet sich aus. Rastplätze gehen auch an den Küsten verloren, weil der Meeresspiegel steigt. In der Arktis sind die Gänse gefährdet, weil sich die Pflanzenwelt der Tundra verändert.
    Es gibt aber auch Gewinner des Klimawandels. Die wärmeliebenden Bienenfresser kehren zurück nach Deutschland und nisten schon seit 1990 mit einer stabilen Population am Kaiserstuhl in Südbaden. Dort fühlt sich auch der Wiedehopf wieder wohl. Die Weißstörche bleiben immer häufiger in Deutschland, etwa im Hessischen Ried.
    Diese Nachricht wurde am 13.03.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.