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Wärmeres Klima, knapperes Grundwasser

KLIWA steht für "Klimaveränderung und Konsequenzen für die Wasserwirtschaft". Dahinter verbirgt sich ein Kooperationsprojekt der Bundesländer Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern sowie des Deutschen Wetterdienstes. Deren zentrale Frage: Wie kann sich die Wasserwirtschaft dieser Bundesländer auf mögliche Folgen des Klimawandels einstellen?

Von Ludger Fittkau |
    Der Fichte wird es zu warm im Fichtelgebirge. Aus mittleren Lagen ist sie schon verschwunden. Diese schlechte Nachricht überbrachte in Mainz Melanie Huml, die bayerische Umweltstaatsekretärin. Umbenannt werde das Fichtelgebirge deswegen nicht, verspricht Huml. Sondern die Bedrohung der Fichte sei ein klimapolitischer Ansporn:

    "Wir haben ein Klimaprogramm 2020 aufgestellt. Da geht es zum einen darum, das Treibhausgas CO2 reduzieren wollen und das ist ein ehrgeiziges Ziel. Wir wollen, dass der CO2-Ausstoss pro Kopf pro Jahr auf 6 Tonnen reduziert wird."

    Ob die Fichte im Fichtelgebirge wirklich noch eine Chance hat, wollen Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern künftig verstärkt wissenschaftlich erforschen - gemeinsam mit dem Deutschen Wetterdienst in Offenbach. Die Daten zum regionalen Klimawandel in Süddeutschland seien alarmierend, unterstrich die baden-württembergische Umweltministerin Tanja Gönner:

    "Wir können für die drei Länder sagen, in unterschiedlichen Ausprägungen, aber dass wir damit zu rechnen haben, dass wir es im Süden Deutschlands voraussichtlich wärmer haben werden als im globalen Vergleich. Das sieht man heute schon, die Kollegin hat für Rheinland-Pfalz von 1,1 Grad gesprochen, die in Bayern von 0,8 bis 1,3, ich kann sagen, das wir in Baden-Württemberg schon bei 1,5 Grad Erwärmung heute sind, bereits daran kann man erkennen, das wir eine stärkere Erwärmung haben."

    Diese starke Klimaerwärmung wirkt sich auf den Grundwasserspiegel aus. Man habe zwar in weiten Teilen Süddeutschlands in der Vergangenheit keine Probleme gehabt, so Tanja Gönner:

    "Nichtsdestotrotz müssen wir die Grundwasserbildung beobachten, weil wir natürlich nur dann eine gesicherte Trinkwasserversorgung haben: Und wir stellen das schon fest, dass die entsprechenden Trockenphasen im Sommer dann Spuren hinterlassen, nicht nur, weil es ein Weniger an Grundwasserbildung ist, während die Starkwasserereignisse im Winter nicht in dieser Form zur Grundwasserbildung beitragen."

    Das verstärkte Auftreten unwetterartiger Regengüsse und Hochwässer vor allem in den Mittelgebirgen Süddeutschlands sind eine andere Folge der Klimaerwärmung. Seit 1978 hat sich die Häufigkeit kleinerer und mittlerer Hochwasser in Süddeutschland um ein Viertel erhöht. Die rheinland-pfälzische Umweltministerin Margit Conrad erwartet ...

    " ..., dass uns vor allen Dingen die Starkregenereignisse über gehäufte Westwetterlagen beschäftigen werden, bei uns vor allem in Eifel, Hunsrück und Westerwald, dass dies Konsequenzen hat für die Entwicklung des Hochwassermanagements."

    Das bedeutet in den nächsten Jahren: Wachsende Kosten für Hochwasserschutz. Denn die Klimaerwärmung ist nicht mehr aufzuhalten. Besonders drastisch wird das im Alpenraum erkennbar, verdeutlicht die bayerische Unweltstaatssekretärin Melanie Huml:

    "Wir stellen eben fest, dass allein im Alpenraum, wenn man sich das anschaut, zwei Drittel der Gletscher verschwunden sind."

    Eine weitere Folge sind Schlammlawinen und Bodenerosionen. Die Flüsse werden künftig immer häufiger Niedrigwasserstände haben. Auch darauf bereiten sich die drei südwestdeutschen Bundesländer gemeinsam vor. An einem Frühwarnsystem für den Oberrhein wird zurzeit gearbeitet. Die südwestdeutschen Umweltministerinnen blicken gespannt nach Kopenhagen. Denn sie wissen: Die Fichte im Fichtelgebirge ist wahrscheinlich nur zu retten, wenn die Weltklimakonferenz verbindliche Ziele zur CO2-Reduktion beschließt.