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Kämpfe in Khartum
Waffenruhe im Sudan gescheitert, Bundeswehr bricht Evakuierung ab

Seit Samstag kämpfen im Sudan die zwei mächtigsten Generäle des Landes mit ihren Truppen gegeneinander. Eine für den Abend vereinbarte Waffenruhe scheiterte. Bereits zuvor hatte die Bundeswehr eine geplante Evakuierung deutscher Staatsbürger zunächst abgebrochen.

    Sudan, Khartum: Rauch steigt aus einem Gebäude in die Luft.
    Rauch über der sudanesischen Hauptstadt Khartum (AP / Marwan Ali)
    Nachrichtenagenturen berichten von schweren Kämpfen in der Hauptstadt Khartum. Die Intensität der Luftangriffe auf Ziele in der Millionenstadt habe zugenommen, berichtete etwa ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur. Eigentlich hatten sich die Armee und die rivalisierende RSF-Miliz auf eine Waffenruhe verständigt, um Zivilisten die Flucht zu ermöglichen. Die Kämpfe gingen aber unvermindert weiter.

    Kämpfe im Sudan: 300 Tote und 3.000 Verletzte

    Trotz der Kämpfe sollen tausende Bewohner versucht haben, aus Khartum zu fliehen. Der Weltgesundheitsorganisation zufolge sind inzwischen fast 300 Menschen getötet und rund 3.000 weitere verletzt worden.
    Im Sudan kommt es seit Samstag zu schweren Kämpfen zwischen den zwei mächtigsten Generälen des Landes und ihren Einheiten. De-facto-Präsident al-Burhan, der auch Oberbefehlshaber der Armee ist, kämpft gegen seinen Stellvertreter und Anführer der paramilitärischen RSF-Miliz, Daglo. Die zwei Männer führten das Land im Nordosten Afrikas mit rund 46 Millionen Einwohnern seit einem gemeinsamen Militärcoup im Jahr 2021.
    Wegen der anhaltenden Kämpfe brach die Bundesregierung ihre Bemühungen vorerst ab, deutsche Staatsbürger aus dem Sudan zu bringen. Medienberichten zufolge waren die Maschinen am frühen Mittwochmorgen gestartet, um in der sudanesischen Hauptstadt Khartum rund 150 Diplomaten, Bundespolizisten und Entwicklungshelfer aufzunehmen. Wegen neuer Gefechte rund um den Flughafen sei die Mission gestoppt worden.

    Bundeskanzler Scholz: "Schwierige, bedrohliche Situation im Sudan"

    Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin bezeichnete die Lage im Sudan als sehr unübersichtlich. Es gebe an vielen Orten im Land schwere Gefechte. Wie die Europäische Kommission mitteilte, wurde einer ihrer Mitarbeiter von Schüssen getroffen. Nach Angaben des sudanesischen Ärztekomitees sind zwei Drittel der Krankenhäuser in Karthum außer Betrieb.
    Bundeskanzler Scholz nannte die Lage im Sudan eine "schwierige, bedrohliche Situation". Bei einem Besuch in Portugal sagte er, der plötzliche Ausbruch der Kämpfe sei nicht nur für die Sudanesen, sondern auch für Bürger anderer Länder eine Gefahr. Deshalb fühlen man sich verpflichtet, die Möglichkeit der Ausreise mit im Kopf zu haben, sagte er. Wenn man etwas mache, werde man das nicht nur auf sich selbst beziehen, fügte er auf die Frage hinzu, ob Deutschland dann auch Bürger aus anderen EU-Staaten evakuiere.
    Diese Nachricht wurde am 19.04.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.