Wagenknecht will in Berlin ihren Verein "Bündnis Sahra Wagenknecht - Für Vernunft und Gerechtigkeit" vorstellen. Der seit einigen Wochen registrierte Verein gilt als Vorstufe zur Gründung einer eigenen Partei. Mit dabei sein sollen morgen unter anderem die noch amtierende Co-Vorsitzende der Linksfraktion Mohamed Ali und der Abgeordnete Leye sein. Wenn die Bundestagsfraktion der Linken mindestens zwei ihrer 38 Abgeordneten verliert, verliert sie infolge der Geschäftsordnung des Parlaments auch ihren Fraktionsstatus.
Linken-Fraktionschef Bartsch sagte dem "Tagesspiegel", er rechne damit für Januar, sollte die neue Partei tatsächlich gegründet werden. Er verwies zugleich darauf, dass 108 Personen als Mitarbeiter der Fraktion angestellt sind. Sie würden ihren Job verlieren, wenn die Linke den Fraktionsstatus verlöre. Bartsch warf Wagenknecht vor, "lax mit dem Schicksal von mehr als 100 Mitarbeitern" umzugehen.
Linke droht Wagenknecht-Anhängern mit Ausschluss
Der Co-Parteivorsitzende Schirdewan sagte im ZDF, es sei klar, dass diejenigen, die die sich an der Bildung einer Konkurrenzpartei beteiligten, in der Partei nichts mehr zu suchen hätten und rausflögen. Gegen Wagenknecht selbst laufe schon ein Parteiausschlussverfahren, so Schirdewan.
Die ARD berichtete unter Berufung auf ein Beschlusspapier, dass der Linken-Vorstand gegen alle Beteiligten des Vereins ein Parteiausschlussverfahren anstrengen will.
SPD-Chef Klingbeil zeigte sich offen für die Aufnahme von Mitgliedern der Linken in seine Partei. Er sagte der "Welt am Sonntag", wer sich für Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität einsetze, sei in der SPD willkommen.
Umfrage: Ein Viertel der Deutschen könnte sich vorstellen, Wagenknecht-Partei zu wählen
Wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa für die "Bild am Sonntag" ergab, könnten sich 27 Prozent der Menschen in Deutschland vorstellen, eine neue Wagenknecht-Partei zu wählen. 55 Prozent der Befragten gaben an, eine solche Partei nicht wählen zu wollen, 18 Prozent machten keine Angaben.
Bisher ist nicht völlig klar, wofür die erwartete Partei stehen soll. Wagenknecht hat sich als scharfe Kritikerin der Ukraine-Politik der Bundesregierung und der Energiesanktionen gegen Russland positioniert. Sie ist für den Import von günstigem Erdgas und gegen allzu strikte Klimaschutzpolitik. Zudem plädiert sie für eine Begrenzung der Migration. Wagenknecht hatte wiederholt die Grünen als die gefährlichste Partei bezeichnet. Wagenknechts Partei dürfte damit auch der AfD Konkurrenz machen, die zuletzt bei Wahlen und in Umfragen deutlich zugelegt hatte.
Diese Nachricht wurde am 22.10.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.