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Russland
Wagner-Söldner bereits auf halbem Weg nach Moskau

In Russland rücken die Einheiten der rebellierenden Söldnertruppe Wagner weiter in Richtung Moskau vor.

    Drei Männer in Militärkleidung sind um einen Panzer zu sehen, am Rand stehen Zivilisten.
    Wagner-Kämpfer in der russischen Stadt Rostow am Don. (picture alliance / dpa / TASS / Erik Romanenko)
    Sie erreichten die Region Lipezk rund 400 Kilometer vor der russischen Hauptstadt. Der dortige Gouverneur rief die Bürger auf, ihre Häuser nicht zu verlassen. Berichte über Kämpfe gibt es von dort bislang nicht.
    In Moskau erklärte Bürgermeister Sobjanin den kommenden Montag aus Sicherheitsgründen zum arbeitsfreien Tag. Auch dort und in zwei angrenzenden Regionen wurden die Menschen aufgerufen, zu Hause zu bleiben. Es gelten Fahrverbote. Soldaten und Polizisten bezogen Stellungen um die Hauptstadt; zudem wurde die Errichtung von Straßenblockaden angekündigt.
    Die Wagner-Einheiten waren in der vergangenen Nacht aus der Ukraine kommend zunächst nach Rostow am Don vorgerückt. Die dortige Befehlszentrale der russischen Armee für den Krieg in der Ukraine wurde nach Darstellung des Wagner-Chefs Prigoschin kampflos eingenommen. In der Nähe der Stadt Woronesch kam es dann nach Angaben von Reportern zu Gefechten: Die russische Armee soll dort einen LKW-Konvoi der Söldner-Gruppe angegriffen haben.
    Präsident Putin bezeichnete das Vorgehen Prigoschins als Verrat und "Dolchstoß in den Rücken". Dieser wies die Vorwürfe zurück und erklärte, seine Söldner kämpften für ein besseres Russland. Russische Politiker versicherten Putin öffentlich ihre Loyalität. Tschetscheniens Machthaber Kadyrow teilte mit, es befänden sich bereits Teile seiner Streitkräfte als Verstärkung für die Armee auf dem Weg nach Russland.
    Prigoschin hatte im Verlauf des Überfalls auf die Ukraine zunehmend die Kriegsführung der Moskauer Armeespitze kritisiert und dieser vorgeworfen, seine Einheiten in der Ukraine nicht ausreichend zu unterstützen. Zu der jetzigen Eskalation kam es, als Wagner-Söldner nach Angaben Prigoschins von der russischen Armee mit Raketen beschossen wurden.
    Diese Nachricht wurde am 24.06.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.