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Wahl in Myanmar
Anhänger von Suu Kyi feiern

Nach der friedlichen Parlamentswahl in Myanmar hat Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi angedeutet, dass ihre Oppositionspartei NLD wohl ein gutes Ergebnis erzielt hat. Dennoch rief sie ihre feiernden Anhänger auf der Straße zur Zurückhaltung auf. Aus anderen Parteien wurden Manipulationsvorwürfe laut.

Von Udo Schmidt | 09.11.2015
    Anhänger der Nationalen Liga für Demokratie feiern einen Wahlsieg, obwohl noch gar keine Ergebnisse veröffentlicht wurden.
    Anhänger der Nationalen Liga für Demokratie feiern einen Wahlsieg, obwohl noch gar keine Ergebnisse veröffentlicht wurden. (dpa / picture-alliance)
    Achtzig Prozent der Wählerstimmen seien bereits ausgezählt, teilt die Wahlkommission Myanmars mit. Erste Resultate sollen heute veröffentlicht werden. Offiziell sollen die Ergebnisse allerdings frühestens in der kommenden Woche vorgelegt werden, heißt es.
    Oppositionsanhänger feierten trotzdem gestern den ganzen Abend ihre Aung San Suu Kyi. Tausende hatten sich vor dem Hauptquartier der Nationalen Liga für Demokratie versammelt. Für sie stand schon am Abend fest, dass die Friedensnobelpreisträgerin die absolute Mehrheit erreicht hat und die Regierung übernehmen wird. Si Da Miu hat ihre kleine Tochter auf dem Arm:
    "Es ist wunderbar, dass es diesmal freie Wahlen gegeben hat und die Nationale Liga nun die dringenden Aufgaben übernehmen kann, vor allem für die junge Generation zu sorgen."
    Hoffnung auf Fortschritte für Myanmar
    Auch Angehörige der muslimischen Minderheit im Land, von buddhistischen Mönchen seit Jahren verfolgt, waren zum Parteihauptquartier gekommen, sie erhoffen sich von einer Regierung der Nationalen Liga Fortschritte für Myanmar, aber vor allem eine Verbesserung ihrer Lage. E Ma Thun ist Lehrerin in Rangun:
    "Ich hoffe das sehr, es hat hier so lange Konflikte zwischen Buddhisten und Muslimen gegeben, wir müssen das ändern, dann werden wir ein wirklich friedliches Land."
    Suu Kyi siegesgewiss
    30 Millionen Menschen waren gestern in Myanmar zur Wahl aufgerufen. Der Wahltag verlief friedlich und gut organisiert, auch wenn sich vor manchen Wahllokalen etwa in der Metropole Rangun lange Schlangen bildeten und die Wähler Stunden darauf warten mussten, insgesamt drei Stimmzettel für Oberhaus, Unterhaus und Regionalparament auszufüllen.
    Vieles deutet auf einen überwältigenden Sieg der Opposition hin – Zahlen etwa, die unabhängige Medien am Abend vorlegten. Aung San Suu Kyi hatte sich in den vergangenen Tagen siegesgewiss gegeben, sie dürfe zwar nicht Präsidentin werde, hatte die 70-jährige verkündet, sie werde aber als Regierungschefin über dem Präsidenten stehen.
    Einigung mit dem Militär
    U Phay Minth gibt das angesehene Wochenmagazin Public Affairs Journal heraus. Er meint, dass die Friedensnobelpreisträgerin als erstes wird versuchen müssen, eine friedliche Einigung mit dem Militär zu finden, dass immer noch über eine Sperrminorität von 25 Prozent im Parlament verfügt:
    "Die dringendste Aufgabe wird sein, mit dem Militär zu sprechen und Akzeptanz herzustellen. Es wird Vereinbarungen geben, vielleicht auch eine Koalition."
    Die neue Regierung Myanmars übernimmt eine schwere Aufgabe. Bei aller Begeisterung der Wähler: das Land ist bitterarm, die Infrastruktur in einem katastrophalen Zustand, Korruption weitverbreitet, die Aussöhnung zwischen Buddhisten und Muslimen sowie mit den zahlreichen ethnischen Minderheiten eine Aufgabe, die Jahre in Anspruch nehmen wird.