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Wahlen
Ecuador am Scheideweg

Bei den Wahlen in Ecuador am Sonntag tritt der amtierende Präsident Rafael Correa nicht noch einmal an. Der aktuelle Kandidat des linken Bündnisses "Alianza PAIS" heißt Lenín Moreno. Morenos Chancen stehen nicht schlecht, denn die konservative Opposition im Land ist gespalten. In einem zweiten Wahlgang könnte das allerdings anders aussehen.

Von Ivo Marusczyk | 18.02.2017
    Ecuadors Präsident Rafael Correa (m.) mit Lenin Moreno (l.) und Jorge Glas (R) am 16. November 2016.|
    Lenin Moreno (l.) ist der Wunschnachfolger von Präsident Rafael Correa (m.). (dpa / picture-alliance / Jose Jacome)
    Wahlkampf-Endspurt auf der Plaza Grande im Zentrum von Quito. Die Anhänger von Präsident Correa schwenken grüne Fahnen und rufen "Lenín Presidente". Lenín soll Präsident werden. Gemeint ist Lenín Moreno, der Wunsch-Nachfolger des scheidenden Präsidenten.
    Nur einen Wahlgang soll es geben, fordern die Wahlkämpfer. Die Logik dahinter: Im ersten Wahlgang würden Lenín Moreno, dem Kandidaten der links-populistischen "Alianza PAIS" 40 Prozent der Stimmen reichen, um gewählt zu werden. Die Opposition ist dagegen zersplittert.
    Im zweiten Wahlgang könnten Morenos Gegner aber ihre Kräfte bündeln und dann könnte Ecuador tatsächlich der nächste Dominostein werden, der nach rechts kippt. Schließlich hat in Südamerika eine Linksregierung nach der anderen die Macht verloren. Es wäre das Ende eines Sonderwegs, den Correa als "Bürgerrevolution" oder als "Sozialismus des 21. Jahrhunderts" verkaufte.
    Ecuador machte unter Correa große Fortschritte
    "In nur zehn Jahren haben wir es geschafft, unser Vaterland unwiederbringlich zu verändern", sagt Correa selbst über seine Regierungszeit. Selbst seine Gegner erkennen an, dass Ecuador in dieser Zeit große Fortschritte gemacht hat. Correa nutzte die üppig sprudelnden Öl-Einnahmen für große Infrastrukturprojekte.
    "In nur zehn Jahren hat Correa vieles voran gebracht, was die alten Regierungen der Oligarchie in der Vergangenheit nie geschafft haben. Und das muss jetzt weitergehen, auch ohne Rafael Correa." - "In den letzten Jahren gab es alles. Er hat Wasserkraftwerke bauen lassen. Und Schulen. Und Universitäten. Und neue Straßen. Und Bürgerämter. Und noch alles Mögliche. Ich kann das gar nicht alles aufzählen, er hat das Land umgekrempelt."
    Eingeschränkte Pressefreiheit, großer Schuldenberg
    Tatsächlich hat das kleine Land heute wesentlich bessere Straßen, Flughäfen und Busbahnhöfe als die Nachbarländer. Trotzdem fällt die Bilanz gemischt aus. Denn Correa hat das Land international isoliert, und seit die Öl-Einnahmen zurückgehen, einen immensen Schuldenberg angehäuft. Außerdem regierte er mit autoritären Methoden. Die Pressefreiheit wurde eingeschränkt und die Justiz wurde zum politisch willfährigen Instrument eines Präsidenten, der keinen Widerspruch duldet. Selbst sein Wunschnachfolger Lenín Moreno ist im Wahlkampf auf Distanz zu Correa gegangen.
    "Ich glaube, der Stil muss in der neuen Amtszeit ganz anders sein. Wir brauchen unbedingt mehr Dialog. Wir müssen die Konfrontation hinter uns lassen. Mit Toleranz und Respekt werden wir uns besser verstehen."
    Moreno kommt zu Gute, dass die Opposition tief gespalten ist und auch nur wolkige Versprechen macht. Das bürgerlich-konservative Lager schickt zwei Kandidaten ins Rennen.
    Gespaltene Opposition
    Cynthia Viteri, die Nummer drei in den Umfragen, verspricht ein völlig neues Wirtschaftsmodell. Sie will Steuern senken und Bürokratie abbauen. Und Guillermo Lasso versucht, mit 'Null Toleranz für Korruption' zu punkten. Damit spricht er einen heiklen Punkt an, denn der Schmiergeldskandal um den brasilianischen Baugiganten Odebrecht hat mittlerweile auch Ecuador eingeholt. Auch Correas Stellvertreter Glas, der jetzt wieder Vizepräsident werden soll, soll tief in den Skandal verstrickt sein. Beim Bau einer Raffinerie und bei anderen Projekten sollen Millionen geflossen sein.
    Noch ist offen, welchen Einfluss das auf den Wahlausgang hat. Sicher ist nur, dass schwierige Zeiten auf Ecuador zukommen. Denn egal wer die Wahlen gewinnt, den Wohlfahrtsstaat Correas wird er nicht mehr weiter finanzieren können.