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Wahlkampf mit Ehrgeiz

Hinter den Kulissen wird schon über eine große Koalition gemunkelt. Der SPD-Politiker aus dem Wahlkreis Nienburg-Schaumburg Sebastian Edathy schüttelt unverdrossen im Wahlkampfendspurt Hände, verteilt Luftballons und rote Rosen.

Von Christiane Wirtz | 11.09.2013
    "Er hatte einen schwarzen Anzug an, ich weiß nicht, ob er eine Sonnenbrille aufhatte, er wirkte jedenfalls wie der Bodyguard von Scharping."

    Sebastian Edathy hat gute Ohren. Er steht einige Meter entfernt, in der Hand hält er wie so oft eine Zigarette. Vor der Lieth-Halle, einer ehemaligen Bergmannshalle im Schaumburger Land, spricht der SPD-Politiker mit einem Bürger seines Wahlkreises. Doch diese Worte, die seiner Person gelten, hört er trotzdem.

    "Ja, er wirkt auf den ersten Blick, glaube ich, vielen Menschen - und mir ging es ein bisschen ähnlich - als arrogant."

    Edathy kann es kaum glauben. Arrogant? Das ist eine Fremdwahrnehmung, die so gar nicht seiner eigenen entspricht. Der Mann, der sich das zu sagen traut – noch dazu in ein Mikrofon - ist Uwe Graells, Chefredakteur der "Schaumburger Nachrichten". Er kennt den Bundestagsabgeordneten seit vielen Jahren, lang genug, um ihn ein wenig aus der Reserve zu locken. Mit Erfolg. Denn sogleich gibt ein Wort das andere:

    "Und da kam Herr Scharping in unser Redaktionsbüro. - Nein, Herr Scharping war exakt 1994 da, und Herr Graells war damals Redaktionsleiter in Bad Nenndorf. - Schön, dass Herr Edathy meinen Lebenslauf so gut kennt."

    Fest steht, dass Sebastian Edathy 1998 zum ersten Mal im Wahlkreis Nienburg-Schaumburg angetreten und gleich direkt in den Bundestag gewählt worden ist. Rot-Grün bekam die Mehrheit, und Gerhard Schröder löste nach 16 Jahren Helmut Kohl ab. Auch danach gelang es Edathy bei jeder Wahl, das Direktmandat in seinem Wahlkreis zu holen. Selbst 2009, als die SPD auf Bundesebene nur traumatische 23 Prozent bekam, lag sein Ergebnis bei 41 Prozent.

    "Doch ja doch, der kommt an hier, sieht man ja auch an den Wahlergebnissen. - Find' ich gut. Überhaupt wie er den Ausschussvorsitzenden jetzt macht, die NSU-Sache da. - Ja, er ist eigentlich auch offen und ehrlich. Manchmal kommt er mir immer noch ein bisschen gehemmt vor, auch so im Fernsehen. Diese Lockerheit, die zum Beispiel Müntefering hat, die fehlt ihm halt noch."

    Die Lockerheit eines Franz Müntefering ist drinnen zu beobachten – in der Lieth-Halle. Zum 150. Geburtstag der Sozialdemokratie ist der ehemalige Parteivorsitzende an diesem lauen Frühlingsabend Ende Mai nach Schaumburg gekommen. Die SPD liegt in den Umfragen gerade zwischen 25 und 29 Prozent der Wählerstimmen. Hinter ihm auf der Bühne prangt der Slogan "Sozial und demokratisch. Anpacken für Deutschland". Davor stehen Grünpflanzen, in beige Jute-Säcke gehüllt.

    " Werfen wir doch mal einen Blick in die Zukunft. Wird es denn in diesem Herbst einen SPD-Kanzler geben? - Ja."

    Der letzte SPD-Kanzler hieß Gerhard Schröder. Edathy hält nichts von Heldenverehrung, aber dieser Kanzler ist so etwas wie ein Held für ihn. Viele andere Genossen – auch hier im Schaumburger Land – verbinden mit dem Namen Schröder die Agenda 2010: einen Schmerz, der nicht nachlassen will. Auf dem Podium verteidigt der Abgeordnete die Reform, als einen notwendigen Schritt – dem allerdings weitere Schritte folgen müssen:

    "Es gab einen Fehler konkret in der Situation. Wir hätten die Flexibilisierung der Arbeitsmarktpolitik sofort verbinden müssen mit der Einführung eines flächendeckenden Mindestlohnes."

    Peer Steinbrück hätte es nicht schöner sagen können. Ein solcher gesetzlicher Mindestlohn steht auf der Liste seiner Wahlversprechen ganz oben. Wenn er Kanzler von Deutschland wäre, würde kein Handwerker und keine Kassiererin weniger als 8,50 Euro in der Stunde verdienen. "Das Wir entscheidet" – das ist der Slogan, den sich die SPD im April auf ihrem Parteitag in Augsburg gegeben hat. Dahinter verbergen sich Mindestlohn, Solidarrente und Mietpreisbremse. Alles Vorhaben, die Steinbrück in den ersten 100 Tagen seiner Kanzlerschaft erledigen will. Denn genau das wollen die Menschen im Wahlkampf an den SPD-Ständen hören:

    "Das zentrale Thema ist Gerechtigkeit. Die Leute fühlen sich unfair behandelt, und das verursacht Missmut."

    Edathy erkannte früh, schon als Jugendlicher, dass er sich in der Politik engagieren wollte. Also ging er die Entscheidung systematisch an – er besorgte sich die Programme aller Parteien, studierte sie und entschied sich schließlich für die SPD.

    "Ich bin erzogen worden in einem evangelischen Pfarrhaus mit klaren Werten. Respekt gegenüber jedermann, egal wer der Mensch ist, egal wo er herkommt."

    Zu den klaren Werten kam Gerhard Schröder. Kurz nachdem Edathy Abitur machte, wurde der Ministerpräsident in Niedersachsen und setzte sich für faire Bildungschancen ein. 1990 trat Edathy in die SPD ein und engagierte sich neben seinem Soziologie-Studium in seinem heutigen Wahlkreis. Der liegt zu Füßen der Porta Westfalica, mitten in der deutschen Provinz. Es ist einer jener Landstriche, in denen die Traktoren über die Landstraßen schleichen. Rechts und links am Wegesrand liegen weite Flächen, auf denen sich Windräder drehen. Ernst Kastning war hier vor Edathy – bis 1998 – Bundestagsabgeordneter der SPD. Dieses Fleckchen Erde sei ...

    "... sehr bodenständig. Und zum Teil geprägt in Nienburg sehr stark auch noch landwirtschaftlich, in Schaumburg mehr durch industrielle Tätigkeiten und Gewerbe."

    Edathy ist wie Kastning in der Gegend geboren - bei ihm aber hat das nie jemand infrage gestellt. Sein Nachfolger hat anderes erlebt. Er hat eine dunkle Haut, tiefbraune Augen und schwarze Haare, die sich am Hinterkopf deutlich lichten. Er bekommt Briefe von Rechtsextremisten, im vergangenen Jahr explodierte in seinem Postkasten ein Sprengsatz. Seine Mutter ist Deutsche. Sein Vater Inder.

    "Ja, ich möchte ihm nicht zu nahe treten, aber ich kenne natürlich seine Familiengeschichte in groben Zügen, und er hat‘s in Gesprächen mit mir über seine Kandidatur - also sich auch ernsthaft gefragt, ob er das überwinden könne, auch öffentlich. Und das ist ihm gelungen und mir auch. Ich bin gefragt worden, auch in der SPD, wie kannst du so einen Vorschlag machen? Die fragen heute nicht mehr, die damals gefragt haben, die sind überzeugt von seiner Arbeit."

    Aus Sebastian Edathiparambil wurde damals Sebastian Edathy. Edathy heißt links, als Sozialdemokrat konnte er die Namensänderung gut erklären. Später, als er es dann in den Bundestag geschafft hatte, musste er sich trotzdem blöde Sprüche gefallen lassen. Selbst von Genossen. Zum Beispiel diesen: Weil sein Büro am Ende des Flures lag, begrüßte ihn ein Sozialdemokrat morgens gerne mit den Worten: "Ah, der Kollege vom Ende des Ganges." Das sollte ein Witz sein. So ließe sich leicht erklären, warum sich Edathy für Integrationspolitik engagiert. Aber das wären Emotionen. Und die will sich der Parlamentarier nur ungern nachsagen lassen.

    "Ich glaube, dass meine eigene Biografie da nicht entscheidend ist. Das ist ein Thema, das mich gleichwohl interessiert, aber in erster Linie als Demokrat und nicht aufgrund meiner Familienbiografie."

    "Ich danke allen Kolleginnen und Kollegen für die geleistete Arbeit."

    Mitten in der heißen Wahlkampfphase kommt der Bundestag zu einer Sondersitzung zusammen. Es ist Anfang September. Auf der Tagesordnung steht der Abschlussbericht NSU. Für Edathy liegt der Termin nicht ganz ungünstig, denn der Vorsitz in diesem Untersuchungsausschuss war so etwas wie sein Meisterstück. Noch am selben Tag ändert er das Titelbild auf seiner Facebook-Seite. Es zeigt ihn am Rednerpult im Deutschen Bundestag, hinter ihm Bundestagspräsident Norbert Lammert.

    " ... ist das Verdienst aller seiner Mitglieder, insbesondere seines Vorsitzenden, dem ich hier stellvertretend für alle für seine Arbeit danken möchte. Lieber Kollege Edathy, Sie haben das Wort ..."

    Die Kanzlerin sitzt an ihrem Platz, die Ministerreihen sind fast vollständig besetzt, das Plenum gut besucht. Edathy erhebt sich von seinem Stuhl neben Frank-Walter Steinmeier, geht ohne Zettel ans Rednerpult. Die Worte weiß er auch ohne Notiz zu setzen. Oben auf der Besuchertribüne sitzt Joachim Gauck, neben ihm der türkische Botschafter, auch die Angehörigen der Opfer sind gekommen. Später in ihren Reden loben die Obmänner von Links bis Union die gute Zusammenarbeit. Von einer "Sternstunde des Parlaments" ist gar die Rede. Edathy weiß die historische Dimension dieses Tages zu nutzen, zumal in diesem Jahr, da die Sozialdemokraten nicht müde werden, ihren Geburtstag zu feiern.

    "Wir denken ja nun gerade zurück vor 80 Jahren, 1933, die Preisgabe der Weimarer Republik an ihre Feinde. Ich bin ziemlich überzeugt davon, dass die erste deutsche Republik demokratischer Prägung nicht gescheitert ist an zu vielen damals Nationalsozialisten. Ich glaube, sie ist gescheitert an zu wenig Demokratinnen und Demokraten. Und deswegen finde ich es richtig zu sagen, wehret den Anfängen."

    Gegen Rassismus. Für Integration. Edathy will sein politisches Spektrum nicht auf diese beiden Themen reduziert wissen. Und doch begleiten sie ihn, seit er im Bundestag ist. Zu Zeiten der Großen Koalition, von 2005 bis 2009, war er Vorsitzender des Innenausschusses. Damals stritt er für die doppelte Staatsbürgerschaft. Wenn Steinbrück Kanzler von Deutschland wäre, dann würden die Sozialdemokraten bald wieder dafür streiten. So verspricht es die Agenda-100-Tage. Fragt man Edathy, ob er gerne selbst in den Genuss einer doppelten Staatsbürgerschaft kommen würde, hört er ganz genau hin. Bei Fragen wie diesen legt er die Stirn in Falten und mustert sein Gegenüber. So als wolle man ihm vorhalten, seine Biografie sei Motivation für sein politisches Handeln. Als sei das etwas, was man ihm vorwerfen will. Dann aber lässt er sich doch darauf ein.

    "Mein Vater war als evangelischer Gemeindepastor auch Beamter. Und als er Beamter werden wollte, und er hatte die indische Staatsbürgerschaft, musste er diese abgeben. Und das lief so ab, dass er dann bei der Einbürgerungsstelle war, und vor seinen Augen wurde sein indischer Personalausweis zerrissen. Er fand das demütigend. Finde ich nachvollziehbar."

    Damals, in der Debatte 2008, als SPD und Union um die Staatsbürgerschaft rangen, warf er dem Koalitionspartner eine "völkische Ideologie" vor. Die Empörung war groß. Politiker der Union forderten seinen Rücktritt als Vorsitzender des Innenausschusses. Edathy gibt sich gerne kontrolliert, ist aber zu impulsiven Reaktionen durchaus in der Lage. Nicht immer zu seinem Vorteil. Kollegen im Parlament waren skeptisch, als er den Vorsitz im NSU-Untersuchungsausschuss übernahm. Er hat sie alle überrascht.

    "Ich denke, wir können am Ende vielleicht sagen: Wir haben nicht jede Frage auflösen können. Aber ich glaube, wir können über unsere Arbeit sagen: Das, was wir tun konnten, haben wir aufrichtig getan. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit."

    Edathy hat sich Anerkennung verdient. Er gilt jetzt als besonnener, staatstragender. Was ihm nur recht sein dürfte. Denn er ist ehrgeizig, hat seine Karriere im Blick. Nächste Station: Staatssekretär im Innenministerium? Wenn Steinbrück Kanzler von Deutschland wäre. Gut vernetzt in Berlin ist der Soziologe schon. Was er im Wahlkampf zu nutzen weiß. Frank-Walter Steinmeier war bei ihm in Nienburg, auch Doris Schröder-Köpf war da und Brigitte Zypries. Allein der Genosse Kanzler-Kandidat sagte ab.

    "Mir ist gesagt worden aus dem Willy-Brandt-Haus, man hätte mit Blick auf meinen Terminkalender festgestellt, dass die Promi-Dichte nirgends so hoch sein dürfte wie bei mir. Dass man davon absieht. Ich hätte ihn sehr gerne hier begrüßt."

    44 ist Edathy geworden. Mitten im Wahlkampf. Ein Tag wie jeder andere. Doch am Tag danach singt Gerhard Schröder ihm ein Ständchen.

    Der Jubilar sitzt in einem weißen Ledersessel auf dem Podium im Ratskeller von Stadthagen. Der Saal ist voll. Und Edathy sichtlich gerührt. Man darf den Witz wohl machen, weil er ihn selbst macht: Er wäre rot geworden - wenn das ginge. Da steht dieser Mann auf der Bühne, der ihn vor mehr als 20 Jahren von der SPD überzeugt hat. Und singt ein schiefes Lied. Kurz vorher hat der Abgeordnete eine Erklärung vorgelesen. Sie stammt aus dem Jahr 2005. Damals stellte Gerhard Schröder die Vertrauensfrage, um Neuwahlen möglich zu machen. Viele Genossen im Bundestag enthielten sich. Edathy konnte das nicht. Der Kanzler fragte ihn, ob er seiner Politik vertraut? Seine Antwort eindeutig: Ja.

    "Hört genau zu. Die Perspektive für euch, ihr Jungen, in Wohlstand zu leben, heißt, dass dieses Europa zusammenbleibt. Weil nur das gemeinsame Europa zwischen den Polen Amerika Asien, unter Führung von China, in der Lage ist, wirtschaftlich und politisch mitzureden. Darum geht es in der Zukunft."

    Endlich Wahlkampf. Schröder ist in Höchstform, hat sein Jackett abgelegt, er ist hier unter Freunden. Ohne Manuskript steht er am Rednerpult. Sein tief zerfurchtes Gesicht strahlt vor Zuversicht und Kampfesmut. Mal gibt er den Staatsmann, der von Krieg und Frieden spricht, vor einer militärischen Intervention in Syrien warnt. Dann macht er Witze auf eigene Kosten, redet von häuslichem Druck bei der alltäglichen Aufgabenteilung.

    Zwei seiner Kinder sind noch klein. Und wo er schon beim Thema ist – da kann er auch gleich das "idiotische Betreuungsgeld" verwerfen. Kurz entsteht der Eindruck, als sei er nun, mit knapp 70, der Altkanzler für Familie und Gedöns. Aber dann kommt er, auf Europa zu sprechen. Denn er will zumindest diese 450 Menschen im Ratskeller davon überzeugen, dass es seinen Preis wert ist.

    "Und was ich kritisiere an der Regierung, ist nicht, dass sie am Euro festhalten. Sondern, dass sie dem deutschen Volk nicht sagen, dass und was es kostet."

    In ihrem Wahlprogramm wirft die SPD der Bundesregierung vor, sie habe "kaltherzig" auf die Euro-Krise reagiert. Die Partei beschwört die soziale Gerechtigkeit auch jenseits der deutschen Grenzen, bekennt sich zur europäischen Idee. Auf der Bühne in Stadthagen schrödert der Altkanzler gegen Euro-Gegner, ohne die "Alternative für Deutschland" auch nur beim Namen zu nennen.

    Und da die Gelegenheit günstig ist, lässt er einfließen, dass andere europäische Länder noch schmerzliche Reformen vor sich hätten, die Deutschland schon hinter sich habe. Und wer hat’s gemacht? - Dann aber muss er zum Ende kommen. Er will pünktlich zurück nach Hannover, Fußball gucken, an diesem Abend hat sich vom Babysitten befreien können. Nur drei Termine hat er in diesem Wahlkampf gemacht: bei Peer Steinbrück, Michelle Müntefering - und Sebastian Edathy.

    "Ich glaube, der hat noch eine Karriere vor sich."

    Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage ändert Edathy das Titelbild auf seiner Facebook-Seite. Jetzt zeigt es ihn auf der Bühne neben dem Altkanzler, dessen Hand liegt auf seiner Schulter, zwei Daumen zeigen siegesgewiss nach oben. Unter dem Bild auf seiner Seite beschreibt der 44-Jährige einen Dialog mit Schröder.

    "Ich: Tach! Er: Tach! Ich: Gut? Er: Gut. Ich: Auch."

    Wobei – ein bisschen mehr hat der Kanzler a.D. schon gesagt:

    "Aus einem verzagten Arsch kommt kein fröhlicher Furz."

    Was sich die SPD zu Herzen nehmen sollte. Denn hinter den Kulissen wird dort schon über eine große Koalition gemunkelt. Bei Edathy aber ist von Verzagtheit nichts zu spüren. Er schüttelt Hände, verteilt Luftballons und rote Rosen. In elf Tagen schließen die Wahllokale. Ihm bleiben noch knapp 263 Stunden. Einige Mitarbeiter aus seinem Abgeordneten-Büro hat er in den Wahlkreis geholt. Statt Regierungsviertel in Berlin - Marktplatz in Stadthagen. Sie laufen ihrem Chef hinterher, machen Fotos, kleben mit knurrendem Magen Plakate.

    "Ich werde auf jeden Fall durchhalten. Und wie, das muss ich noch sehen."

    Edathy nutzt jeden, aber auch wirklich jeden Moment an der frischen Luft, um eine Zigarette zu rauchen.

    "Ich rauche so viel wie sonst auch. Das heißt eindeutig zu viel."

    Nur einer ist die Ruhe selbst. Er wartet stundenlang im Bus, während Edathy am Stand die Agenda 2010 rechtfertigt, schläft zur Not auf der Rückbank und macht auf jedem Foto eine freundliche Miene – egal, ob Ulla Schmidt oder Gesine Schwan neben ihm in die Kamera gucken.

    "Nein, das ist ein pflegeleichter Hund."

    Der Mischling ist ihm vor fünf Jahren quasi zugelaufen. In Frankreich. Damals hieß er noch Oskar. Das aber wollte der Sozialdemokrat dem Hund nicht länger antun. Also taufte er seinen Gefährten noch auf der Rückfahrt, auf dem ersten Autobahn-Parkplatz in Deutschland, auf den Namen Felix.

    "Ich kann ihn auch tageweise mal bei Freunden, bei Bekannten abgeben. Also, wenn er die Türe durchschreitet, dann dreht er sich noch nicht einmal um, wenn ich gehe. Das spricht jetzt nicht gegen unsere Beziehung, wir haben eine sehr innige Beziehung, aber es spricht für den Hund, der halt nicht fixiert ist auf eine Person alleine."

    So wie Peer Steinbrück hat auch Sebastian Edathy eine Agenda-100-Tage. Erst einmal ein paar Tage Urlaub machen, den ersten in diesem Jahr. Felix hat er versprochen, ein Wochenende nach Norderney zu fahren. Und er ist angetreten, seine Versprechen zu halten.