Am Ende geht das Licht auch in Bochum nicht vollständig aus: rechts oben scheint ein kleiner Lichtschein durch ein Kippfenster. Als gäbe es in Thomas Bernhards nihilistischer Welt doch noch ein wenig Hoffnung. Das ist einerseits ja schön - aber andererseits ist so über diese Inszenierung auch schon vieles gesagt, denn sie verpasst die radikale Schwärze durch gediegene Mittelmäßigkeit.
Doch von vorne. In der Garderobe der berühmten Sängerin sind die schwarzen Löcher, um die es in Bernhards Stück geht, als Muster in die Tapete gestanzt. Marc Oliver Schultze spielt den selbstgefälligen Arzt hastig und schlaksig herunter, ein karrieristischer Emporkömmling mit wenig Gewicht. ((Schön ist allerdings, wenn er die Leber des Vaters abtastet und sich danach verstohlen die Hände wäscht.)) Währenddessen sitzt Otto Sander als durch Alkoholismus erblindeter Vater mit dunkler Sonnenbrille stoisch und gequält auf dem Stuhl. Seine Nervosität merkt man ihm allenfalls durch das Fingertrommeln und den Griff zur Schnapsflasche an - aber der ist schon fast zu routiniert, um gierig zu wirken. Manchmal setzt er knurrende Halbsätze in die Dauersuade. Otto Sander spielt sein Heimspiel mit beiläufigem Minimalismus. Selbst als die "Königin der Nacht" endlich auftaucht, obwohl schon längst die Ouvertüre läuft, zuckt er nicht groß, sondern kämmt sich ruhig die Haare. Die Sängerin wird in Badekappe und blaues Ballkleid eingekleidet und keucht Gesangsübungen in die Luft. Überdruss und Fremdbestimmung merkt Nach der Pause ist nach der Vorstellung. Im Restaurant "Zu den drei Husaren" sind die schwarzen Löcher in der Wand jetzt bunt erleuchtet.
" Naturgemäß empfinden Alkoholiker die Ausdünstungen ihrer Mitmenschen im Theater als etwas Entsetzliches.
- Ich hab noch nie eine Vorstellung abgesagt....aber auf einmal...
- Widerspruch duldet sie nicht. Sie duldet keinen Widerspruch
- Man muss die Kraft haben, etwas abzusagen, was zur Gewohnheit geworden ist... mitten in der Vorstellung...
Mitten in der Rachearie aufhören zu singen! Dastehen, nichts tun...
Plötzlich die Zunge rausstrecken...
-Koloraturmaschine, Hören Sie Doktor, Koloraturmaschine."
Zwar lässt Kellner Winter nun schön mürrisch die Korken knallen, greift der Vater jetzt gieriger zum Glas, salbadert der Arzt noch zackiger über Leichen, Kunst und Natur, hustet die fremdbestimmte Koloraturmaschine keuchend vom Aufhören. Doch nur das raspelkurze Haar unter ihrem Künstlerkopftuch, das eine Chemotherapie erahnen lässt, erzählt davon, dass für Bernhard selbst höchste Kunst fremdbestimmt, todgeweiht und keine Rettung aus dem Jammertal des Lebens war. Es mangelt dem Abend an Eskalation und Verzweiflung. Ein traurig zahnloser Bernhard, von Regisseur Burghart Klaußner zum biederen Kammerstück gezähmt.
Doch von vorne. In der Garderobe der berühmten Sängerin sind die schwarzen Löcher, um die es in Bernhards Stück geht, als Muster in die Tapete gestanzt. Marc Oliver Schultze spielt den selbstgefälligen Arzt hastig und schlaksig herunter, ein karrieristischer Emporkömmling mit wenig Gewicht. ((Schön ist allerdings, wenn er die Leber des Vaters abtastet und sich danach verstohlen die Hände wäscht.)) Währenddessen sitzt Otto Sander als durch Alkoholismus erblindeter Vater mit dunkler Sonnenbrille stoisch und gequält auf dem Stuhl. Seine Nervosität merkt man ihm allenfalls durch das Fingertrommeln und den Griff zur Schnapsflasche an - aber der ist schon fast zu routiniert, um gierig zu wirken. Manchmal setzt er knurrende Halbsätze in die Dauersuade. Otto Sander spielt sein Heimspiel mit beiläufigem Minimalismus. Selbst als die "Königin der Nacht" endlich auftaucht, obwohl schon längst die Ouvertüre läuft, zuckt er nicht groß, sondern kämmt sich ruhig die Haare. Die Sängerin wird in Badekappe und blaues Ballkleid eingekleidet und keucht Gesangsübungen in die Luft. Überdruss und Fremdbestimmung merkt Nach der Pause ist nach der Vorstellung. Im Restaurant "Zu den drei Husaren" sind die schwarzen Löcher in der Wand jetzt bunt erleuchtet.
" Naturgemäß empfinden Alkoholiker die Ausdünstungen ihrer Mitmenschen im Theater als etwas Entsetzliches.
- Ich hab noch nie eine Vorstellung abgesagt....aber auf einmal...
- Widerspruch duldet sie nicht. Sie duldet keinen Widerspruch
- Man muss die Kraft haben, etwas abzusagen, was zur Gewohnheit geworden ist... mitten in der Vorstellung...
Mitten in der Rachearie aufhören zu singen! Dastehen, nichts tun...
Plötzlich die Zunge rausstrecken...
-Koloraturmaschine, Hören Sie Doktor, Koloraturmaschine."
Zwar lässt Kellner Winter nun schön mürrisch die Korken knallen, greift der Vater jetzt gieriger zum Glas, salbadert der Arzt noch zackiger über Leichen, Kunst und Natur, hustet die fremdbestimmte Koloraturmaschine keuchend vom Aufhören. Doch nur das raspelkurze Haar unter ihrem Künstlerkopftuch, das eine Chemotherapie erahnen lässt, erzählt davon, dass für Bernhard selbst höchste Kunst fremdbestimmt, todgeweiht und keine Rettung aus dem Jammertal des Lebens war. Es mangelt dem Abend an Eskalation und Verzweiflung. Ein traurig zahnloser Bernhard, von Regisseur Burghart Klaußner zum biederen Kammerstück gezähmt.