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“Wahnsinnig schnell“

Eine in Deutschland noch ganz junge Sportart ist Lacrosse. Das gerne auch als "Hockey in der Luft" bezeichnete Spiel wird aber immer populärer. In Köln wurden jetzt die deutschen Meister gesucht.

Von Matthias Friebe | 15.06.2013
    Es ist eine exotische Randsportart, dieses Lacrosse. Und weil es zudem Elemente von mehreren Sportarten vereinigt, übt es eine große Faszination auf die Sportler aus, wie Marco Arnold, Torhüter beim Titelverteidiger, dem Hockey- und Lacrosse-Club Rot-Weiß München erklärt:

    "Gespielt wird auf einem Hockey-Platz. Es sind Komponenten vom Basketball und vom American Football dabei – also bei den Herren mit der Ausrüstung. Vom Spielaufbau her handballähnlich: also man versucht den Ball vor das Tor zu bekommen und dann durch schnelles im Kreis passen eine Lücke zu finden und dann ein Tor zu schießen."

    Einige hundert Zuschauer sind nach Köln gekommen, um schon beim ersten Spiel des Tages, einem Halbfinale der Damen-Konkurrenz dabei zu sein.

    "Ich denke, für die Zuschauer ist es am Anfang immer mal schwierig, den Ball zu verfolgen, weil es so wahnsinnig schnell hin und her geht und das macht gerade den Reiz aus."

    Sebastian Scheidt vom Deutschen Lacrosse-Verband ist auch unter den Zuschauern beim ersten Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft und erzählt, dass Damen- und Herren-Lacrosse eigentlich kaum zu vergleichen sind. Das beginnt schon bei der Ausrüstung, die Herren betreten gepanzert und mit Helm den Rasen.

    "Da liegt der größte Unterschied, dass es bei den Herren einfach ein Vollkontaktsport ist. Bei den Damen ist es mehr oder weniger eine körperlose Variante, mehr der Urform des Lacrosse gleichgestellt und die Spielregeln unterscheiden sich etwas."

    Zum Beispiel in der Spieldauer. Während die Männer 4x20 Minuten spielen, jagen die Damen 2x eine halbe Stunde dem kleinen Hartgummiball hinterher. Spielgerät ist dabei ein Holzschläger mit einem taschenartigen Netz, mit dem der Ball sowohl gepasst als auch gefangen wird. Ihm verdankt die das bei den Indianern entstandene Spiel seinen Namen:

    "Im Prinzip haben die französischen Missionare den Namen verliehen, als sie die Indianer Lacrosse haben spielen sehen. Das heißt, es kommt von dem Wort Kreuz –im französischen – weil der Stick ein bisschen so aussieht wie ein Kreuz, dass der Priester vor sich herträgt."

    Und während das Spiel in Nordamerika schon seit Mitte des 17. Jahrhunderts bekannt und in Kanada neben Eishockey auch Nationalsport ist, gibt es den deutschen Lacrosse-Verband erst seit 1993. Das hat Vor- und Nachteile, schildert Torwart Marco Arnold, während im Damen-Halbfinale das erste Tor fällt:

    "Es ist eine Sportart, die sich in der Nische bewegt, wo man auch sehr schnell sehr gut werden kann, weil die Breite einfach noch nicht so herrscht. Dann ist es natürlich auch immer noch eine überschaubare Familie. Egal, wo man hinreist, in Deutschland oder auch in Europa, kennt man viele Leute und man kommt immer irgendwie wieder nach Hause."

    Rund 1500 Mitglieder spielen aktuell in Deutschland Lacrosse. Sowohl die Spieler als auch der Verband haben sich Zukunftsförderung auf die Fahnen geschrieben, um den Sport auf eine breitere Basis zu stellen. Sebastian Scheidt vom Lacrosse-Verband:

    "Ein großes Thema für die Jugendarbeit. Also wir wollen viel Jugendarbeit betreiben. Wir sind dran, immer mehr junge Teams heranzuziehen. Viele von den alten, etablierten Teams, die seit den 90er Jahren spielen, haben langsam selber auch Kinder, die sie mit zum Training bringen und das ist das große Standbein. Darauf hoffen wir, dass das noch weiter ausgebaut wird, damit daraus auch viel Nachwuchs und Qualität entsteht."